Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 4. Sitzung / Seite 86

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Ich war heute sehr angetan – nicht weil es Regierungsmitglieder der beiden Regierungsparteien sind – sowohl von den Aussagen von Hums als auch von jenen von Ditz: Wenn in diese Richtung ein Regierungsprogramm geschaffen wird, wenn in diese Richtung Regierungspolitik gemacht wird, dann bin ich überzeugt, daß dieses Land diese Situation auch meistern wird! – Danke schön. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

21.36

Präsident Mag. Dr. Willi Brauneder: Zu Wort gemeldet ist jetzt Herr Abgeordneter Schwarzenberger. – Bitte schön.

21.36

Abgeordneter Georg Schwarzenberger (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Herr Staatssekretär! Meine sehr geschätzten Damen und Herren! Der Umstand, daß es schon nahezu 300 000 Arbeitslose gibt, muß uns natürlich alle mit Sorge erfüllen, und wir haben alle unseren Beitrag zu leisten und unsere Möglichkeiten zu nützen, um für möglichst viele unserer Mitbürger Arbeit zu schaffen. Es muß das für uns alle eine vordringliche Aufgabe sein. Nur: Mit Gesetzen kann man nicht direkt Arbeit schaffen, sondern man kann die Rahmenbedingungen dafür schaffen. Da geht es darum, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, daß unsere Wirtschaft wettbewerbsfähig ist und damit auf dem europäischen Markt Marktanteile gewinnen kann.

Wir haben in Österreich nach wie vor eine steigende Zahl von Arbeitsplätzen im Dienstleistungssektor, wir haben aber laufend und schon seit einiger Zeit eine sinkende Zahl von Arbeitsplätzen im produzierenden Bereich. Das ist in der Industrie so, wo durch Rationalisierungen sehr viele Arbeitsplätze verlorengehen, das ist aber auch in der Landwirtschaft so. Im Jahre 1950 waren in der Landwirtschaft noch rund eine Million Arbeitskräfte beschäftigt. In der Zwischenzeit ist diese Zahl auf etwa 180 000 Beschäftigte gesunken. Das heißt, es gingen in der Landwirtschaft in den letzten 45 Jahren oder 40 Jahren rund 800 000 Arbeitsplätze verloren. Allerdings ist die Produktion in der Landwirtschaft im selben Zeitraum nahezu um das Doppelte gestiegen. Die 180 000 Beschäftigten im Jahre 1995 haben mehr als doppelt so viel landwirtschaftliche Produkte hergestellt als etwa die Million Arbeitskräfte im Jahre 1950. Noch nie zuvor war der Tisch des Volkes mit Produkten von den Bauern in so guter Qualität und so ausreichend gedeckt worden, als es gerade in der jetzigen Zeit der Fall ist.

Da ergeht aber der Aufruf an alle Konsumenten in Österreich, in erster Linie nach den Waren zu greifen, die von Österreichern hergestellt werden. Das ist nicht unbedingt ein Affront gegen andere europäische Länder. Vielmehr kann ich, wenn ich österreichische Lebensmittel kaufe, die sich durchaus mit allen anderen europäischen Lebensmitteln messen können, einen Beitrag zur Schaffung von Arbeitsplätzen in Österreich leisten. (Beifall bei der ÖVP und der Abg. Dr. Krammer .)

Wir haben aber durchaus auch erste Erfolge, nachdem wir bis vor einem Jahr sehr große Grenzhürden zu überwinden hatten, unsere Lebensmittel in europäische Länder zu bringen. Der oberitalienische Markt wurde von uns immer als Hoffnungsmarkt angesehen, und er hat sich auch als Hoffnungsmarkt erwiesen. Bereits im ersten Jahr der EU-Mitgliedschaft konnten wir die Agrarexporte nach Italien um 75 Prozent steigern. Innerhalb eines Jahres eine Steigerung um 75 Prozent! Machte im vergangenen Jahr das Agrarhandelsbilanzdefizit mit Italien noch über eine Milliarde Schilling aus, konnten wir bereits in den ersten neun Monaten des Jahres 1995 einen Überschuß von 220 Millionen Schilling erwirtschaften.

Das heißt aber nicht, daß wir nun sozusagen die Hände in den Schoß legen können. Wir brauchen eine stärkere Wettbewerbsfähigkeit der lebensmittelverarbeitenden Wirtschaft, die sowohl im vor- als auch im nachgelagerten Bereich der Landwirtschaft tätig ist. Ich hoffe, daß nun endlich, nachdem die Richtlinien für die Sektorenpläne auch mit Brüssel ausverhandelt sind, österreichische Betriebe modernisiert werden und auch auf europäischen Märkten besser Fuß fassen können.

Besondere Aufmerksamkeit erfordert daher die Erhaltung der bäuerlichen Vollerwerbsbetriebe, und das muß auch Aufgabe unserer Beratung sein. Wir haben aufgrund unserer kleinstrukturier


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