Sinn machen würde. Das heißt aber: unsorgfältiger Umgang mit Volksvermögen. Wir brauchen nicht die wenigen Kilowattstunden, die Lambach erzeugen kann, tatsächlich, noch dazu in einer Zeit, in der die Verbundgesellschaft, die für die überregionale Mengensicherung zuständig ist, Überschußprobleme hat, Probleme mit historischen Verträgen mit Ungarn, Probleme mit Kohlenverträgen im Zusammenhang mit Voitsberg, Probleme mit der Wasserkraft im Sommer, die mehr Strom erzeugt, als wir brauchen, gleichzeitig aber auch in Konkurrenz steht mit Dumpingpreisprodukten aus französischen Atomkraftwerken und daher im Sommer bestenfalls 20 bis 30 Groschen für den Überschußstrom erlösen kann. Genau in dieser Zeit will man in Lambach produzieren?
Wenn man das alles weiß und wenn man auch weiß, daß nur aus der lokalen Betrachtungsweise der Herren Pühringer und Windner heraus so etwas überhaupt Sinn machen kann, weil es ihnen völlig gleichgültig ist, ob die gesamtvolkswirtschaftlichen Interessen Österreichs dabei Schaden erleiden oder nicht. Solange es nur vor Ort für Sie von Vorteil ist, solange so etwas wirtschaftlich vernünftig ist aus der Perspektive eines Landeshauptmannes Pühringer, so lange werden wir solche Konflikte haben: diesmal in Lambach, das nächste Mal an einem anderen Ort.
Daher meine ich: Wenn man schon ein Projekt dieser Art, das offensichtlich ins Schleudern geraten ist – aus vielen guten Gründen, auch aus solchen Gründen, die, unabhängig von der Energieseite, im gesamten Haus konsensfähig sind, nämlich moralischen Gründen –, aus dem Streit dadurch herausnehmen kann, daß man zwei Schritte zurück macht, dabei aber nicht einmal sein Gesicht verliert, weil man eben diese Schritte durchaus ausschließlich aus der moralischen Dimension heraus machen kann, dann ist das eine durchaus positive Chance. (Zwischenrufe bei der ÖVP.)
Ich wollte hier nur verdeutlichen, daß es durchaus wichtig ist, sich bewußt zu machen, daß man, wenn man das eine tut, den anderen Grund nicht unbedingt verschweigen muß. – Auch Kollege Haider hat darauf hingewiesen – und Sie werden das sicherlich nachvollziehen können, daß ich mich nicht auf ihn bezöge, wenn ich mir nicht ganz sicher wäre, daß er recht hat.
Daher bitte ich Sie: Nehmen auch Sie sich zurück, und versuchen Sie zu begreifen, daß es ein Versäumnis dieser Bundesregierung seit neun Jahren ist, die Strukturreform der österreichischen Elektrizitätswirtschaft nicht in Angriff genommen zu haben, daß Sie aber jetzt vielleicht eine Chance haben – von außen aufgezwungen, zugegebenermaßen –, selber einmal nachzudenken darüber, ob es redlich ist, schon wieder an einen Spatenstich von morgen zu denken, bevor der Befund von heute erhoben ist. Der Befund von heute ist noch nicht klar. Es kann leicht sein, daß die Dimension dessen, was dort gefunden wurde, größer ist, als irgendein Kraftwerk dort zulassen wird. In diesem Sinne bitte ich Sie wirklich: Machen Sie Gebrauch von dieser Möglichkeit!
Eine abschließende Feststellung noch: Solange wir nicht in der Lage sind, uns solche Dinge mit Ruhe und Geduld von den anderen anzuhören – so wie das jetzt von mir –, sondern man mit Zwischenrufen zu intervenieren versucht, obwohl ich mich eines sachlichen Tones befleißigt habe, zeigen Sie, daß es vielleicht vernünftig war, daß nur ein Redner pro Fraktion dazu hier herausgehen sollte, weil Sie keinen Streit haben wollten, denn Sie können nicht streiten: Sie können bestenfalls schimpfen. Und das tut mir wirklich sehr, sehr leid, weil ich glaube: Auch wenn die Sache ans Herz greift, kann man ruhig, hart in der Argumentation bleiben und trotzdem nachher kompromißfähig sein. – Ich danke schön. (Beifall beim Liberalen Forum, bei den Grünen und des Abg. Kiermaier .)
16.45
Präsident Mag. Dr. Willi Brauneder:
Zu Wort gemeldet ist nun Frau Abgeordnete Dr. Petrovic. – Bitte, Frau Abgeordnete.16.45
Abgeordnete Mag. Dr. Madeleine Petrovic
(Grüne): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine Damen und Herren! Über das Kraftwerksprojekt Lambach wird seit geraumer Zeit eine intensive Auseinandersetzung geführt: über ökologische und ökonomische Aspekte. Und beide