einfach deswegen, weil ich als Burgenländer ein ganz persönliches Naheverhältnis zu all dem habe, was Volksgruppen betrifft.
Sie sagt zum Beispiel im Burgenland permanent – irgendwie giftet es mich, daß sie das sagt, ich habe sie noch nie korrigiert, aber heute muß ich es ganz einfach loswerden –, ich, Terezija Stoisits, bin die einzige Abgeordnete im Nationalrat, die einer Minderheit angehört. Dies wider besseres Wissen. Neben ihr sitzt Paul Kiss, der der ungarischen Minderheit angehört. Meine Muttersprache ist Ungarisch, aber was soll’s.
Zum zweiten. Ich weiß, daß vom Gleichnis des Fuchses, dem die Trauben "zu sauer" sind, manches auch auf die Grünen im allgemeinen und auf Stoisits im besonderen umzulegen ist. Es giftet sie, daß die Grünen nicht an Förderungen herankommen, die aus dem Topf der Volksgruppen kommen. Und sie unterstellt grundsätzlich der ÖVP und der SPÖ, also dem Präsidium und der ARGE, sie würden, aus welchen Gründen auch immer, Geld der Volksgruppe vorenthalten, um sich zu bereichern, um klassische Parteienfinanzierung zu betreiben. Dem ist nicht so.
In Wahrheit gibt es verantwortliche Kommunalpolitiker in beiden politischen Parteien, die bereit sind, sich in ihrer Freizeit mit Menschen, die in anderen Organisationen tätig sind, zusammenzusetzen, Perspektiven zu erarbeiten, Entwicklungen vorauszusehen und Maßnahmen zur Verbesserung des Loses der Volksgruppen zu setzen. Das ist die Wahrheit, darum geht es auch, Kollege Ofner, genau! (Beifall bei der ÖVP.)
Wenn es so wäre, wie Kollegin Stoisits behauptet, daß nämlich sie oder die Grünen es gewesen seien, die dazu beigetragen hätten, die Volksgruppenförderung eigentlich fast schon ins Astronomische steigen zu lassen, dann muß ich sagen, auch das stimmt nicht.
Ja, es stimmt, als ich in den Nationalrat gekommen bin, hat die Volksgruppenförderung per anno 4 Millionen Schilling betragen. Mittlerweile ist es ein Vielfaches jenes Betrages, aber nicht, weil die Grünen da drinnen sind, nicht deswegen, weil Kollegin Stoisits da drinnen ist. Ich möchte sie nur höflich daran erinnern: Die ÖVP im Burgenland, beispielsweise ein Karall, hat sich schon der Volksgruppenthematik, der Minderheitenproblematik zu einer Zeit angenommen, als es die Grünen noch gar nicht gegeben hat. Das war in den fünfziger und in den sechziger Jahren. Das ist bei uns gelebtes Selbstverständnis für Volksgruppenentwicklung gewesen. (Beifall bei der ÖVP.)
Gar so weit kann es ja nicht her sein mit der Identität der burgenländischen Bevölkerung, wieder nur auf das Burgenland bezogen, mit dem, was die Grünen permanent ultimativ fordern. Ich nenne nur die Wahlergebnisse der letzten Nationalratswahl. Die Wahlergebnisse der letzten Nationalratswahl sind für die Grünen bedauerlicherweise nicht nur österreichweit sehr weit in den Keller gesackt, sondern im Burgenland sind sie im besonderen runtermarschiert. In den Gemeinden, in denen es kroatische, ungarische oder Roma- und Sinti-Bürger gibt – das ist etwas Besonderes! –, sind die Grünen so weit in den Keller gerasselt, wie es noch nie der Fall war. In meiner Heimatstadt liegen sie mittlerweile bei knapp über einem Prozent, in Oberwart sind sie bei 1,2 Prozent, und in Großwarasdorf, dem Zentrum der Kroaten, sind sie unter einem Prozent. Das ist grüne Volksgruppenpolitik? Also so großartig, Kollegin Stoisits, kann das ja nicht sein, was die Stoisits für die Grünen in diesem Land macht. (Beifall bei der ÖVP.)
Werte Kolleginnen und Kollegen! Das Thema der Volksgruppen, und wir spüren es, ist heute in. Es war nicht immer so. Wir registrieren, daß wir alle miteinander sensibilisiert sind. Es ist uns wichtig, Volksgruppen zu haben, es ist uns wichtig, die Vielfalt in diesem Land zu spüren, zu erahnen, zu atmen. Wenn der Nationalrat dieser Republik diesen Weg weitergeht, nicht nur dem schnöden Mammon zu gehorchen, sondern durchaus auch die inhaltliche Positionierung für die Volksgruppen festzuschreiben, dann, so meine ich, geht dieses Land, geht Österreich im vereinten Europa einen guten Weg. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)
18.20
Präsident Dr. Heinrich Neisser:
Zu Wort gemeldet ist Abgeordneter Mag. Haupt. – Bitte, Herr Abgeordneter, Sie haben das Wort. Gleichfalls: Redezeit bis zu 10 Minuten.