Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 8. Sitzung / Seite 81

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Präsident Dr. Heinrich Neisser: Die nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Rauch-Kallat. – Bitte, Frau Abgeordnete, Sie haben das Wort. Redezeit 20 Minuten.

15.23

Abgeordnete Maria Rauch-Kallat (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Hohes Haus! Der vorliegende Kunstbericht ist eindrucksvoller Beweis für die österreichische Kunstförderung, und die Österreichische Volkspartei bekennt sich zu dieser Kunstförderung. Sie weiß aber, daß gerade in der gegenwärtigen Situation für die Kunstverwaltung eine besondere Notwendigkeit der Legitimation für die ausgegebenen Förderungsmittel und daher das Gebot eines sorgfältigen Umgangs mit den vorhandenen Mitteln bestehen. Eine Tendenz, bei der bürokratische Apparate überleben, zugleich aber im Kreativbereich gespart werden müßte, kann jedoch sicher nicht unsere Zustimmung finden.

Daher ist es notwendig, eine permanente Diskussion über die Verteilung der Mittel zu führen, und das umso mehr, wenn die Zufuhr der Mittel, die der Staat zur Kunstförderung bereitstellt, stagniert oder leicht rückläufig ist.

Es darf nicht sein, daß wir vor zahlreichen Institutionen stehen – einem Literaturhaus, einem Filmhaus, dem Rosenhügel, jedenfalls wichtigen Institutionen –, und plötzlich die Situation eintritt, daß für die Kunst selbst kein Geld mehr übrig ist, weil die Organisationsapparate zu teuer sind.

Bundesminister Scholten hat in einem Interview mit der Austria Presse Agentur vom 7. Jänner 1996 selbst darauf hingewiesen – ich zitiere –: "Im Bereich der Organisationen liegen mit Sicherheit Rationalisierungsmöglichkeiten." Er spricht in diesem Interview auch von einer Neubewertung der diversen auch bürokratischen Organisationen, und Bundesminister Scholten hat recht, wenn er im gleichen Interview davon spricht, daß in Österreich zuwenig für die neuen Medien in der Kunst getan wird. Er selbst betont, daß es eine interessante und international gültige Szene gibt, die den Nachteil hat, im traditionellen Fördersystem zwischen den Sesseln zu sitzen.

Umso mehr hat mich die Stellungnahme des Ministers im Ausschuß überrascht, wenn er sich nun zum Beispiel bei der IG Autoren oder bei der Austria Film Commission auf den Formalstandpunkt zurückzieht, wonach es lediglich darum ginge, daß die Subventionen ordnungsgemäß abgerechnet würden. Von Evaluation und begleitender Kontrolle, von der er im Interview mit der Austria Presse Agentur gesprochen hat, war im Ausschuß leider nicht mehr die Rede.

Wir sind allerdings der Meinung, daß im Namen der Kunst und im Namen der Künstler und ihrem Anspruch auf Förderung sehr wohl Maßnahmen für ein lean management zu verlangen wären. Daß Sie diese in einem unabhängigen Verein nicht selbst setzen können, Herr Minister, ist durchaus verständlich. Ich glaube aber, und das ist ein wesentlicher Grundsatz bei allen Förderungen, daß hier auf einen geringen Verwaltungskostenanteil zu achten ist, und zwar zugunsten eines höheren Projektförderungsanteils.

Lassen Sie mich zu einem zweiten Punkt kommen: Gerade im Bereich des künstlerischen Nachwuchses – und besonders deutlich wird dies an den Kunsthochschulen – zeigt sich, daß wir Nachwuchsprobleme haben. Es gibt zuwenig hochqualifizierten künstlerischen Nachwuchs an den Hochschulen, insbesondere bei der Musik. Die österreichischen Neuaufnahmen an der Akademie sind an einer Hand abzählbar.

Kunstförderung beginnt im Bereich der Schule und der Vorschule. Auch wenn der Kunstbericht darauf hinweist, daß mangels Kompetenz auf diesem Gebiet keine entsprechenden Förderungen geleistet werden können, so erscheinen mir die dafür ausgewiesenen 600 000 S insgesamt doch als sehr gering.

Es wäre wichtig, in der Volksschule und in der Vorschule zu investieren. Es wäre wichtig, Projekte zu fördern. Im Kunstbericht sind insgesamt nur drei Projektförderungen in diesem Bereich ausgewiesen. Es wäre sicher eine Herausforderung, Herr Minister, gerade die Nach


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