Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 8. Sitzung / Seite 82

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wuchsarbeit aus den Mitteln des Kunstbudgets zu fördern und bei Wettbewerben und Projekten Begabtenstipendien und entsprechende Mittel zur Verfügung zu stellen.

Ein weiterer Punkt betrifft die Flexibilität ausgelagerter Institutionen. Es scheint uns wesentlich zu sein, diese Flexibilität ausgelagerter Institutionen zu erhöhen. Gerade in manchen ausgelagerten Institutionen, die eigentlich dazu da sein sollten, jenseits der ministeriellen Kameralistik offensives Kulturmanagement zu betreiben, hat mittlerweile eine jeder Präsidialsektion eines Ministeriums zur Ehre gereichende Bürokratie Einzug gehalten.

Bestes Beispiel dafür ist das Österreichische Filminstitut unter seinen durchaus verdienstvollen Direktor Mag. Schedl. Wir sind der Meinung, daß die Direktoren der ausgelagerten Institutionen – über das ihnen vom Ministerium zugewiesene Budget hinaus – Sponsorgelder auftreiben sollten und könnten. Es geht dabei um nichts anderes als um eine Drittmittelfinanzierung für die ausgelagerten Institute, analog jener Drittmittelfinanzierung, wie sie in der Wissenschaft heute schon eine Selbstverständlichkeit geworden ist.

Nun ein paar Worte zu den Kunstkuratoren. Herr Minister! Selbst im Kunstbeirat des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst sind die Kuratoren zunehmend umstritten. Bei einem der beiden Kuratoren kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, daß er mitunter mehr die eigene Karriere organisiert, als sich der eigentlichen Aufgabe, nämlich die Kunstszene zu beleben, zu widmen. Die Subvention zahlreicher eigener Projekte spricht für sich – so nach dem Motto: Der betreffende Kurator zahlt Projekte, wo er selbst kuratiert – ein klassischer Fall von Unvereinbarkeit! Selbst Kollegen aus der Kunstszene und Galeristen bezeichnen dies als unerträglich. Da, Herr Minister, wären eine Aufgabenkritik und eine Aufgabenüberprüfung durchaus angebracht.

Kurz zu den Beiräten, Herr Minister: Die mit den Institutionen der Kunstförderung im Zusammenhang stehenden Beiräte haben eines gemeinsam: Sie sind alle wienlastig. Das langjährige Mitglied des Musikbeirates, Gunter Schneider, hat in einem Bericht über seine Beiratstätigkeit im vorigen Kunstbericht darauf hingewiesen, daß er der einzige Nicht-Wiener im Musikbeirat ist, und angemerkt, daß die schwache quantitative Präsenz der Bundesländer im Förderungsvolumen nicht in einer ablehnenden Haltung des Musikbeirates oder des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst begründet ist, sondern vielfach darin, daß viel zu wenige Betroffene in den Bundesländern, mit abnehmender Tendenz nach Westen, wissen, daß und wo sie Unterstützung für ihre Projekte finden könnten. Da besteht offensichtlich ein Informationsdefizit, das es zu beheben gilt.

Ein weiter Punkt: Die Beiräte – ich habe es nicht unternommen, die Namen durchzusehen – sind meist männerlastig, was sehr oft dazu führt, daß die Kunstförderung in einem überwiegenden Ausmaß männlichen Künstlern zugute kommt und weibliche Künstler benachteiligt werden. Ich will jetzt hier nicht über die Männlichkeit und die Weiblichkeit in der Kunst diskutieren. Ich jedenfalls habe in meiner Zeit als Mitglied des Wiener Gemeinderates und als Mitglied des dortigen Kulturausschusses immer wieder auch darauf gedrungen, bei der Neuzusammensetzung von Beiräten auch Frauen einen angemessenen Anteil an den Beiratssitzen zukommen zu lassen, damit auch da eine entsprechende Vertretung sichergestellt ist. Es wäre interessant, Herr Minister, zu wissen, ob es in der Frage der geschlechtlichen Verteilung der Beiratsmitglieder Aktivitäten gegeben hat, und ob Maßnahmen geplant sind, Beiratsmitglieder aus den Bundesländern verstärkt miteinzubeziehen.

Auch auf den Bericht der Bundestheater geht Bundesminister Scholten in seinem APA-Interview vom 7. Jänner ein und lobt deren wirtschaftliche Führung. Das mag durchaus berechtigt sein, soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß sie immer noch den größten Brocken im Kulturbudget einnehmen. Die nun angestrebte Teilrechtsfähigkeit der Bundestheater könnte durchaus dazu führen, die Bundeszuschüsse in diesem Bereich zu verringern.

Für unhaltbar, Herr Bundesminister, halte ich aber die Tatsache, daß ein Mitglied dieses Hauses, Herr Abgeordneter Morak, im vergangenen Jahr vom Generalsekretär der Bundestheater in einem Interview mit einer Zeitung in einem Maße beschimpft wurde, das nicht nur den


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