solche zu betrachten haben. Und man läuft Gefahr, zum Kulturfeind abgestempelt zu werden, wenn man vom Kulturbegriff andere Vorstellungen hat als jene, zu denen wir unaufhörlich angehalten werden.
Der Begriff "Freiheit der Kunst", der immer wieder verwendet wird und zu dem ich mich auch voll bekenne, wird gerne ins Treffen geführt, um die Meinungsfreiheit zu unterlaufen. Ich frage Sie: Bedeutet nicht kulturelle Freiheit, seinen eigenen Kulturbegriff haben zu dürfen und dementsprechend auch eine andere Meinung haben zu dürfen? Für mich sind das zwei Dinge, die unmittelbar und untrennbar miteinander verbunden sind.
Aber es gibt auch prominente Vertreter, die sich über diese Dinge Gedanken gemacht haben, wie zum Beispiel Dr. Thomas Chorherr in der "Presse". Ich darf ihn hier wörtlich zitieren: "Darf sich jeder seinen Kulturbegriff aussuchen, ohne als Banause abqualifiziert zu werden, oder sind alle, die Franz Xaver Kroetz und seinen ,Drang nicht mögen, im besten Fall illiberal und im schlechtesten im rechten Eck zu finden?" An anderer Stelle kommt er zu dem Schluß, "daß ein kulturfeindliches Klima überall dort gewittert wird, wo die kulturelle Zwangsbeglückung nicht akzeptiert werden will." Er spricht sogar von "Kulturterrorismus".
Abschließend noch etwas zu den Tabuverletzungen. Wenn man sich den Kunstbericht anschaut, findet man darin wirklich ein besonderes Beispiel einer Subventionsvergabe. Und zwar findet man unter dem Kapitel "Galerienförderung" eine Subvention in der Höhe von 100 000 S an die Galerie Krinzinger, und zwar für die Ausstellung "Körpernah". Das ist beim ersten Hinschauen natürlich noch nichts Besonderes. Bei näherer Betrachtung und Hinterfragen, worum es sich dabei handelt, kommt man darauf, daß das eine Ausstellung war, die vom Verein der Freunde der Galerie Krinzinger im Jahr 1994 veranstaltet wurde, wo unter anderem bedeutende Werke von Aktionisten und auch Werke von Otto Mühl ausgestellt wurden, jenes Künstlers und Kommunengründers, der wegen Unzucht mit Minderjährigen und Vergewaltigung zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt wurde.
Aber das ist es ja noch nicht. Ich will jetzt nicht die künstlerische Person von Otto Mühl bewerten, um die geht es nicht. Es geht vielmehr darum, daß sowohl von seiten der Gemeinde Wien 150 000 S lockergemacht wurden als auch von seiten des Bundes Unterstützung für eine Ausstellung gegeben wurde, die den Zweck verfolgte, finanzielles Kapital aus diesem Urteil zu ziehen. (Abg. Dr. Schmidt : Es ist 16 Uhr! Abg. Leikam : Hallo! Ende!)
Ich erinnere, wenn ich vielleicht noch kurz ausführen darf, an das Interview von Frau Dr. Ursula Krinzinger in der Zeitschrift "Art", Ausgabe 12/91, in dem sie selbst sagt, daß sie geschäftliches Interesse daran hat, jetzt, nachdem dieses Urteil gefällt wurde. Sie kann sich telefonischer Anrufe nicht erwehren und sie möchte damit ihr Geschäft ankurbeln. (Präsident Dr. Neisser gibt das Glockenzeichen.) Darf ich noch einen Schlußsatz sagen?
Präsident Dr. Heinrich Neisser: Frau Abgeordnete, bitte, wenn es der letzte Satz ist; sonst müssen Sie dann nachher fortsetzen.
Abgeordnete Dr. Susanne Preisinger (fortsetzend): Es kommt der Schlußsatz. Ich meine daher zusammenfassend, ich halte es wirklich für verwerflich und für eine fehlgeleitete Subventionsvergabe, mit dem Leid der Kinder und auf dem Rücken der Betroffenen finanziellen Gewinn zu lukrieren und das Ganze noch mit öffentlichen Geldern und mit Steuergeldern zu subventionieren. (Beifall bei den Freiheitlichen.)
Dazu sagen wir und dazu sage ich: Nein!, auch auf die Gefahr hin, von irgend jemandem von Ihnen als Kulturbanause abqualifiziert zu werden. Danke. (Beifall bei den Freiheitlichen.)
16.02
Präsident Dr. Heinrich Neisser:
Ich unterbreche jetzt die Debatte über den Kunstbericht 1994.