Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 8. Sitzung / Seite 87

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Ich glaube, daß wir in Österreich vielleicht gerade in der Diskussion um Kunst diese Sorge, daß etwas polarisieren könnte, hintanstellen sollten, weil per se, solange wir – ich riskiere jetzt ein eigenartiges Wort – kultiviert damit umgehen, nichts Schlechtes daran ist. Ich würde mich sozusagen vor diesem Konflikt nicht fürchten. Wir sollten uns nur die buchstäblichen Formen des Umgangs mit diesem Konflikt überlegen und diesbezüglich vorsichtig sein.

Was die Auseinandersetzung mit Herrn Morak betrifft, so habe ich damals darauf gewirkt, daß es zu einem Zusammentreffen und zu einer – ich weiß nicht, ob man "Aussöhnung" sagen kann; aber ja, bleiben wir einmal dabei – Form des Umgangs kommt, die man teilen kann. Ich glaube, daß diese Gelegenheit auch noch nicht verloren ist. Vielleicht brauchen beide einen gewissen Ruck. Ich bin auf meiner Seite gerne bereit, da mitzutun. Ich halte diese Form der Auseinandersetzung auch nicht für gut, das möchte ich hier schon anfügen.

Zu allerletzt: Mit einem Punkt treffen Sie mich, und zwar wenn Sie mir sagen, daß wir die Beiräte unausgewogen gestaltet haben hinsichtlich der Parität der teilnehmenden Frauen und Männer und auch unausgewogen, was die Vertretung der Bundesländer betrifft. Bei aller Imperfektion des Systems und bei aller Wahrscheinlichkeit, daß, wenn man das jetzt 1 : 1 hier durchgeht, man vermutlich auf einzelne Beiräte kommt, wo diese Paritäten nicht richtig und nicht ausgewogen sind, glaube ich, ohne Risiko sagen zu können, daß es kein öffentliches Fördersystem gibt, das sich so sehr darum bemüht, daß eine entsprechend ausgewogene Vertretung der Frauen sichergestellt ist, daß es kein Fördersystem gibt, das sich so sehr darum bemüht, durch relativ rasche Veränderungen der Beirat-Mitgliedschaften auch regionale Ausgewogenheit herzustellen. Wenn Sie also sagen: Tut weiter auf diesem Weg!, sage ich Ihnen ja. Wenn Sie sagen: Fangen Sie an!, sage ich: Das haben wir vor langer Zeit getan. – Ich danke Ihnen. (Beifall bei der SPÖ.)

15.56

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Ich erteile nunmehr Frau Abgeordneter Dr. Preisinger das Wort. – Frau Abgeordnete, ich muß Sie aufmerksam machen, daß ich Sie um 16 Uhr zwecks Behandlung der dringlichen Anfrage unterbrechen muß. – Bitte.

15.56

Abgeordnete Dr. Susanne Preisinger (Freiheitliche): Sehr geehrter Herr Bundesminister! Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Ich hätte natürlich jetzt sagen können: Ich verzichte im Augenblick auf meine Wortmeldung und werde sie dann zu späterer Stunde nachholen. Aber ich muß doch für diese paar Minuten noch die Gelegenheit ergreifen, folgendes zu sagen: Wenn Sie meinen, Sie wagen sich nicht zu jedem Blödsinn vor, so empfehle ich Ihnen, Herr Minister, sich diesen Satz, den Sie hier zitiert haben und der auch von uns genannt wurde, genauer durchzulesen. Er lautet: "Erst im Laufe der Zeit stellt sich die Einsicht ein, daß gerade diese Abseitigkeit, diese Tabuverletzungen eine Herausforderung sind, die von der Gesellschaft angenommen werden müssen." – Nicht die Herausforderung wird angenommen oder muß angenommen werden, sondern die Tabuverletzungen, sonst würde es grammatikalisch wohl anders heißen. Vielleicht ist es besser, sich das genau anzuschauen und etwas vorsichtiger mit den Aussagen zu sein. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Vorworte wie dieses werden meist nicht gelesen. Im vorliegenden Fall des Kunstberichtes, wie schon beim letzten, 1993, lohnt es sich allerdings schon, genauer hinzusehen. Die Kritik der letzten Jahre am Kunstbericht generell, an seiner Gestaltung, wird offensichtlich nicht als Anreiz zur Verbesserung verstanden, Herr Bundesminister, sondern als ein unhaltbarer Vorwurf. Bessere Lesbarkeit des Berichts und größere Transparenz werden als Widerspruch gesehen und die Forderung in diese Richtung wird wortwörtlich als "unseriös" abqualifiziert, nach dem Motto: Kritik ist unerwünscht.

Daß Kritik auch in weiterer Hinsicht unerwünscht ist, generell Kritik an der Kulturpolitik, das haben wir ja schon mehrfach gesehen. Da wird von einem virulent gewordenen Neokonservatismus gesprochen, von einer überholten kulturpolitischen Ideologie, wobei das Wort "Kultur" bezeichnenderweise in Klammern gesetzt wird. Kritik wird als Polemik abgekanzelt und abgewertet. Kultur ist also das, Herr Bundesminister, wenn ich Sie richtig verstehe, was wir als


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