Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 8. Sitzung / Seite 86

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Zur Bregenzer Übertragung: Es ist sehr nett, Frau Abgeordnete, wenn Sie diese als weltweit übertragen ansehen, aber da haben wir einen unterschiedlichen Begriff von Welt.

Zur Tradition: Häufig wird kritisiert, daß sogenannte traditionelle Organisationen in der Kunstförderung einen traditionell sehr hohen Anteil einnehmen. Also aus diesem Bericht abzuleiten, daß wir traditionelle Organisationen oder Organisationen, die sich mit traditioneller Kunst beschäftigen, schlecht behandeln, ist wohl, glaube ich, nicht möglich. Im übrigen halte ich diesen Begriff mittlerweile für ziemlich unsauber, weil das, was unter traditioneller Kunst verstanden wird, häufig dann in ihrer Wiedergabe sehr zeitbezogen wieder kritisiert wird, weil das, was als traditionelle Kunst verstanden wird, dann in der Interpretation häufig gerade jene, die sich gerne auf traditionelle Kunst berufen, stört. Also ich halte diesen Gegensatz ohnehin für weit überholt.

Ganz kurz noch zu den Ausführungen der Frau Abgeordneten Rauch-Kallat: Für eine Evaluation bin ich sehr. Bei einer unabhängigen Berufsvereinigung würde ich allerdings mit aller Vorsicht argumentieren. Ich habe im Ausschuß gesagt, die Korrektheit der Abrechnungen ist unbedingte Voraussetzung für Subventionen. Ich hielte es für eigenartig – lassen Sie es mich so sagen –, wenn wir begännen, vom Ministerium aus die große Reihe unabhängiger Berufsorganisationen nach ihrer Qualität, die sie im Sinne ihres Vereinszwecks, nämlich der Vertretung der Interessen ihrer Mitglieder, haben, zu evaluieren. Was hieße das im Negativfall, wenn wir zum Ergebnis kämen, eine bestimmte Organisation leistet keine gute Arbeit? – Das hieße doch wohl nicht, daß wir die Berufsvertretung auflösen, und daß wir ihnen die Arbeit unmöglich machen, wohl auch nicht. Ich denke, daß wir da einfach vorsichtig sein müssen, und zwar – lassen Sie es mich so sagen – in beiden Richtungen: bei der Kontrolle, aber auch bei jedem Versuch – den ich hintanhalten möchte –, mich in Tätigkeiten von Berufsvertretungen einzumengen.

Anders schaut es bei der AFC aus. Das ist eine Organisation, die sehr wesentlich aus mehreren Drittmitteln, nämlich aus Mitteln der Wirtschaft, finanziert wird. Da ist es selbstverständlich, daß man zu überprüfen hat, ob sie ihre Arbeit gut macht. Wenn ja, soll sie weiterbestehen, wenn nein, muß sie sich entweder ändern oder soll nicht weiterbestehen. Aber, wie gesagt, bei Berufsvertretungen wäre ich sehr vorsichtig.

Die Musiknachwuchs-Diskussion führe ich mit Leidenschaft. Mir ist allerdings eines aufgefallen, und ich denke, daß wir uns da sozusagen wieder mehr auf dem Boden der tatsächlichen Problembezogenheit finden sollten: Buchstäblich bis zu meinem letzten Tag als Unterrichtsminister – im vorvergangenen Jahr; da ist diese Diskussion bereits virulent, auffällig und präsent geworden – lautete die Argumentation der ÖVP ungefähr wie folgt: Die Musikhochschulen sind großartig – ich übertreibe jetzt sprachlich –, wenn nur diese verdammten Schulen endlich etwas machen würden! – Es hat nicht einmal eine Woche gedauert, als ich vom Unterrichtsminister zum Wissenschaftsminister gewechselt habe, und auf einmal hat sich das umgekehrt, und man hat gesagt: Also diese Schulen leisten großartige Arbeit, wenn nur diese verdammte Hochschule endlich mehr gefördert würde!

Wahrscheinlich sollten alle zusammenhelfen. Im übrigen wünsche ich Ihnen die Hand nicht, die es Ihnen möglich machen würde, die Neuaufnahmen an ihr abzuzählen. Das wünsche ich Ihnen physisch nicht, Gott behüte. – Wie gesagt, bei der AFC bin ich zu jeder Evaluierung bereit.

Eines geht nicht, und zwar: keine Polarisierung, aber – wie Sie gesagt haben – Enttabuisierungen müssen möglich sein. – Das polarisiert nun einmal. Ich glaube auch, daß wir uns zu einer Grundhaltung finden sollten, die heißt, daß Polarisierung nicht Verlust an Streitkultur bedeutet, sonder vielleicht dann und wann sogar den Gewinn von Streitkultur, wenn wir nur mit den Polen der Polarisierung ordentlicher umgehen würden. Ich halte es ja in diesem Sinn für völlig in Ordnung, wenn wir auch, wie zum Beispiel Kollege Krüger und ich, ganz unterschiedliche Positionen vertreten. Wir haben das selbstverständlich zu respektieren und uns damit auseinanderzusetzen. Das ist Polarisierung! Ich würde mich nie und nimmer dagegen wehren, daß das stattfindet. Ich vertrete meine Position und kämpfe für sie. Damit bin ich sozusagen Teil dieser Polarisierung.


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite