Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 8. Sitzung / Seite 85

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Bundesländer – zum Großteil sehr respektable Beträge zur Kunstfinanzierung in ihren Budgets eingesetzt. Im übrigen: Die meisten der Beispiele, die hier genannt wurden, sind solche, die wir gemeinsam mit den Bundesländern finanzieren, in denen sich diese Organisationen befinden.

Ich lege im übrigen überhaupt keinen persönlichen Maßstab an, denn das unterstellt auch immer, daß man irgendwo sozusagen spätnächtens sitzt und sich so zehn Künstler vorführen läßt und sagt: Der kriegt was, der kriegt nichts, der kriegt was, der kriegt nichts. So spielt sich nun einmal dieses System nicht ab. Ich glaube, daß man diese unterschiedlichen Haltungen aus dem ableiten kann, was ich zuvor beschrieben habe. Mein System spielt sich so eben nicht ab.

Ich bestreite auch absolut die Formulierung, daß mehr Subventionen mehr Abhängigkeit nach dem Sprichwort – ich zitiere –: "Wes Brot ich eß, des Lied ich sing" nach sich ziehen, denn das unterstellt die Rückgratlosigkeit, die ich Künstlern nicht unterstelle. Gerade diese Haltung ist auch eine, die uns, denke ich, sehr klar voneinander trennt.

Ich habe im übrigen keinen einzigen Kettenbrief geschrieben. Ich habe mich im Wahlkampf aktiv betätigt und sehe darin auch überhaupt keinen Fehler. Ich sehe im übrigen auch überhaupt keinen Fehler darin, daß sich einzelne Künstler im Wahlkampf betätigt haben. Es gibt auch ausreichend Künstler, die mir sehr kritisch – auch parteipolitisch sehr kritisch – gegenüberstehen. Die haben mit Sicherheit davon keinen irgendwie gearteten Schaden genommen. Ich hielte ein derartiges System auch für absurd und für wert, mit viel Energie dagegen anzukämpfen.

Aber es ist nun einmal nicht so, daß sich jemand durch öffentliches Geld eigene Meinung abkaufen lassen kann und auch lassen wird.

Die Interessenskollisionen des Herrn Milo Dor habe ich schon angesprochen. Ich sehe in der Tatsache, daß er in einer freien Berufsvertretung tätig ist, wirklich überhaupt keine Interessenskollision. Sie können sagen, bei ihm kommt es zu der Kollision, daß er als Schriftsteller auch Wähler und politisch sehr aktiv ist. Er ist eben bei der IG Autoren, er ist offensichtlich im Kuratorium. Es muß mir nur jemand beschreiben, was davon man nicht sein darf, was davon dazu führt, daß man sagt: Gut, wenn er das ist, dann darf er das andere nicht sein. Also sein Wählertum werden auch Sie ihm nicht absprechen können. Sein politisches Engagement auch nicht. Daß die IG Autoren als Berufsvertretung ihn zum Vorsitzenden gewählt hat, ist wohl ihr Recht. Und im ORF-Kuratorium sitzt er, nehme ich an, auch nicht illegal. Im übrigen ist er ein sehr wertvoller und für unser Land sehr wichtiger Schriftsteller, dem wir – und da sind wir wieder am Ausgangspunkt – vielmehr Respekt schulden, als ihn sofort in die Kategorie der Rückgratlosen einzuordnen.

Genauso ist es bei der oberösterreichischen Kulturinitiativen-Plattform. Ja, die äußern sich politisch. Es gibt andere Plattformen, die sich politisch so äußern, daß es meine Meinung weniger trifft. Nur: Was ist die Reaktion darauf? – Also den einen haben wir die Subvention nicht gestrichen. Sie fordern ständig, daß sie den anderen zu streichen ist. Dagegen wehre ich mich! (Beifall bei der SPÖ.)

Im übrigen nur so kleine technische Korrekturen: Soweit ich das richtig verstanden habe, haben Sie bemerkt, daß der Herr Bundeskanzler für seine Rede bei der Trauerfeierlichkeit für Josef Meinrad wenig Applaus bekommen hat. Ich darf nur der Richtigkeit halber ... (Abg. Dr. Krüger : Die Rede in Salzburg!) Ah so, ich habe gedacht, Sie meinten diese. Also mich hat der Applaus gefreut, und es sei all jenen, die mir applaudiert haben, gedankt.

Die Rede des Bundeskanzlers im Burgtheater anläßlich der Trauerfeier für Josef Meinrad fand ich nicht nur wichtig, sondern auch geradezu selbstverständlich, an einem Platz einem Mann gegenüber, der sich gerade darum sehr bemüht hat, zu betonen, daß wir in diesem Land Einschränkungen dessen, was künstlerisches Schaffen hervorbringt, nicht zulassen werden.

Man soll wohl Verstorbene nicht übertrieben zu Zeugen von eigenen Meinungen machen, aber ich glaube, ohne Risiko sagen zu können, daß Josef Meinrad einem meinungseinschränkenden System nicht Zeugenschaft geboten hätte.


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