Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 8. Sitzung / Seite 131

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landen werden, was dabei herauskommt, ob sie sich zu einem Bumerang entwickeln oder ob es eine interessante Diskussion geben wird. Diese dringliche Anfrage ist – wie man so schön sagt – hineingegangen. Sie war nicht böse gemeint, sie war positiv-konstruktiv angelegt, und sie hat sich auch genau in diese Richtung entwickelt. Interessante Darstellungen, vor allem auch von seiten des Ressortministers, haben uns aufhorchen lassen, und interessant ist vor allem auch gewesen, daß sich die Auseinandersetzungslinie nicht zwischen Opposition oder konkret zwischen einer Oppositionspartei auf der einen Seite und dem Minister auf der anderen Seite entwickelt hat, sondern zwischen dem Bundesminister für Landesverteidigung einerseits und den Angehörigen seines Koalitionspartners andererseits. – Eine gute dringliche Anfrage also und ein guter Verlauf, den sie genommen hat.

Einige Wortmeldungen waren aber besonders interessant. Ich bin seit 38 Jahren verheiratet, und zwar mit derselben Frau. Ich schäme mich fast, wenn ich das sage, man ist ja unmodern, wenn man solche Sache bekennt (Abg. Dr. Lukesch: Nein, nicht mehr!) , aber eines habe ich gelernt in diesen 38 Jahren: Es ist eine gefährliche Angelegenheit, wenn man dem Partner recht gibt. Da ist er böse in aller Regel. Er will seine Auseinandersetzungslinien haben.

Und das trifft für Abgeordneten Maitz im Rahmen dieser Diskussion ganz besonders zu. Der Minister hat seinen Standpunkt dargelegt, die Freiheitlichen haben applaudiert; nicht nur einer, nicht nur ein paar, sondern alle oder zumindest die meisten, und das nicht nur einmal, sondern zu wiederholten Malen. Darüber war Kollege Maitz sehr böse, denn alles hätte er ausgehalten, nur nicht den Umstand, daß wir selbst vieles von dem, was Fasslabend uns gesagt hat, akzeptiert haben. Da war er wie eine Frau nach 38jähriger Ehe, das hat er nicht wollen, da hat er herauskommen und ordentlich auf den Tisch hauen müssen. (Beifall bei den Freiheitlichen. – Abg. Mag. Kukacka: Das hat sich die Frau nicht verdient! – Abg. Auer: Das hat sich die Frau nicht verdient!)

Das zweite, was mir aufgefallen ist, ist die Problematik, die Wabl so deutlich erkennen hat lassen. Einem hat einen Standpunkt vertreten, der aufhorchen hat lassen im negativen Sinne, einen gefährlichen Standpunkt, mit dem ich mich noch auseinandersetzen werde. Wabl hat ihn dafür über den grünen Klee gelobt, und daran hat man einmal mehr deutlich erkennen können, mit welcher konkreten, gezielten Aufgabe die Sozialdemokratische Partei und ihr Parteichef und Kanzler genau diesen Einem in die Regierung befördert hat. Eine ganz bestimmte Zielgruppe ist anzusprechen gewesen, und das ist erfolgreich geschehen. Bei der Nationalratswahl haben die Grünen die Hosen verloren und die Sozialdemokraten haben einen, wenn auch bescheidenen, Erfolg erzielt, und das war bestimmt zum Teil darauf zurückzuführen, daß man genau in diese Richtung gegangen ist. (Abg. Dr. Cap: Minus 3 Prozent!) Wir haben uns im wesentlichen gehalten, aber wegen uns, Kollege Cap, damit er uns ködert, ist Einem nicht in die Regierung gekommen. Glauben Sie mir das! Aber jedenfalls haben die Grünen die Hälfte – glaube ich – verloren oder ein bißchen mehr (Abg. Dr. Cap: 2 Prozent!) , und genau in diese Richtung war Einem angesetzt, und das ist hineingegangen. Wenn daher Wabl sich da niederkniet und seine Hymnen auf Einem ausbreitet, dann sieht man, daß dieser Wechsel von Wählern von ganz links zu ein bißchen links noch lange nicht zu Ende ist.

Dann muß man natürlich schon auch ein bißchen etwas zum Herrn Bundesminister sagen. Es war interessant, was er zum Besten gegeben hat, aber er hat mich doch auch an das alte Scherzlied erinnert, wo der ungarische Gutsverwalter dem nach Hause kommenden Grafen auf seine Frage, was denn los ist, immer wieder erklärt: "Alles in Ordnung, gnädiger Herr!", und trotzdem kommt dann die eine oder andere Katastrophe nach. Man hat bei deinen Ausführungen, Herr Bundesminister, immer wieder den Eindruck gehabt, daß du eigentlich aus einem anderen Land berichtest, denn in Wahrheit ist es ja mit unserer Landesverteidigung keineswegs so gut bestellt, wie man, wenn man dir zugehorcht hat, glauben hätte können.

Ich möchte im Telegrammstil nur einiges von dem wiederholen, was ohnehin schon gesagt worden ist und was zeigt, daß es um das Heer und um die Landesverteidigung in Österreich schlecht bestellt ist:


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