Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 8. Sitzung / Seite 132

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Wir haben zu wenig Wehrpflichtige. Jeder, der das Gegenteil behauptet, lügt sich einfach in die Tasche. Es ist so, daß bei den Manövern – das Manöver der Militärakademie in Tirol ist ja schon erwähnt worden –, früher aus zwei, drei Einheiten 5 000, 6 000 Übende zusammengebracht worden sind. Jetzt muß man zwei Dutzend Einheiten bemühen, um 2 000 Übende zusammenzubringen. Außerdem ist es so, daß dann, wenn der Abend heraufdämmert, wenn es vier Uhr wird bei diesen oder anderen Übungen, die Wehrpflichtigen und ein paar Milizionäre, die eigentlich aus anderen Berufen und nicht immer ganz freiwillig zu den Übungen kommen, allein in den Stellungen zurückbleiben, während die Berufssoldaten – Unteroffiziere und Offiziere – ihre Aktentaschen nehmen, wie es sich für einen österreichischen Beamten gehört, und sich zurückziehen. Ihre Arbeitszeit ist aus! Der einfache Soldat bleibt im Schützengraben, im Loch oder in der Stellung, und die anderen gehen nach Hause, denn für Überstunden ist kein Geld da.

Wir erleben es, daß einem bei Paraden – wie etwa bei der vorjährigen Parade anläßlich der Übernahme der Leutnante in die Armee in Wiener Neustadt – die erläuternden Offiziere auf der Galerie sagen: Schau her, diese Einheit hat genug Wehrpflichtige, da sitzen jene sechs oder acht Mann auf dem Schützenpanzer, die dort hinaufgehören, die andere hat so wenig, da sitzen nur zwei Leute oben. Das ist von weitreichender Konsequenz. Ich brauche es diesem Gremium nicht näher zu erläutern, wieso und warum, aber es war deutlich sichtbar: Es gibt einfach zu wenig Leute. Daran ist die Zivildienerproblematik schuld und anderes auch.

Es wird aber jedenfalls so sein, daß die Machohaltung, die viele an den Tag legen, die es partout verhindern wollen, daß Frauen zum Heer gehen, obwohl diese es wollen, auf die Dauer nicht durchstehbar sein wird. Es wird auf die Dauer so sein, daß sich die Frauen mit ihren berechtigten Anliegen durchsetzen werden – auch da! –, daß die Machos sich auf die Dauer dem nicht entgegenstellen werden können und daß das Heer die Frauen mit offenen Armen aufnehmen wird, weil es sie einfach braucht, weil es zuwenig Männer gibt.

Wir hören, daß die Abfangjäger, die Kampfflieger, die SAAB 35 ihre Ablaufzeit in einigen Jahren erreicht haben werden. Heute schon wird geklagt, daß man dann neue anschaffen wird. – Na hoffentlich bald und hoffentlich ordentliche! Jeder, der das nicht will, hat ein kurzes Gedächtnis.

Ich darf in Erinnerung rufen, daß vor ganz wenigen Jahren, als der Krieg unmittelbar an der österreichischen Grenze in Slowenien entbrannt war, ein Jagdflugzeug der jugoslawischen Luftwaffe bis nach Graz geflogen ist, offenbar ausprobierend, was man denn alles tun könne, was die Österreicher sich alles gefallen lassen. Das war am selben Tag, an dem man im Fernsehen beobachten konnte, wie unmittelbar jenseits der Grenze von eben diesen Maschinen mit Bordraketen Fahrzeuge abgeschossen wurden – zivile und womöglich auch andere. (Präsident Dr. Fischer übernimmt den Vorsitz.)

Dann sind – gering in der Stückzahl – die österreichischen SAAB aufgetaucht, und weg war der Spuk von jugoslawischen Kampfmaschinen, und es war die Lage dort in einem sehr positiven Sinne bereinigt.

Wir kommen zu der Problematik der Parade. Die Parade zu verhindern, war ein Ziel gewisser Kreise, die auch hier im Haus stark vertreten sind. Es war psychologisch gut ausgetüftelt. Jede Einzelperson und jede Organisation hat das Bedürfnis, sich mit allem, was sie hat und was sie kann, hin und wieder darstellen zu können. Wenn man dem Heer, einer Struktur von Zehntausenden Personen, die Möglichkeit nimmt, sich einmal ordentlich darzustellen, dann trifft man es in seinem Selbstverständnis schwer. Und das war wohl auch die Absicht.

Die Parade selbst ist ein Triumph für das Heer geworden und für jene, die es gut mit ihm meinen. Hunderttausende haben die Ringstraße gesäumt und den Soldaten entsprechend Beifall gezollt. Allerdings haben böse Zungen damals behauptet – nämlich eher schon auf dem Heldenplatz –: Das Heer hat keine Kanone, die jünger ist als der Verteidigungsminister. Es wird Kanonen haben, die jünger sind als der Harald Ofner oder als der Kollege Gaal (Abg. Mag. Haupt: Ein Kompliment!), aber es wird keine Kanonen haben, die jünger sind als der Werner Fasslabend. Ich habe mich gefreut über die Parade. Ich habe mich vor allem über das Fuß


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