treffen gefreut, denn das ist ja zeitlos modern. Ich habe mich aber geschämt am selben Abend, denn ich habe mir von Sender zu Sender im Kabelfernsehen die Berichterstattung über die Parade gesucht und auch gefunden. Das Ausland hat ausführlich darüber berichtet. Die Kommentatoren waren – im positiven Sinne – "weg" darüber, mit welcher Haltung und mit welcher Zustimmung das österreichische Heer unterwegs war. Sie waren aber abfällig entsetzt über das veraltete Material, das dabei transportiert wurde. Es war davon die Rede, daß es die Österreicher riskieren, das Leben und die Gesundheit ihrer Söhne aufs Spiel zu setzen, weil sie mit museumsreifem Material unterwegs seien. – Das muß man hören, und das muß man sagen. (Beifall bei den Freiheitlichen.)
Dann kommt die Bosnien-Angelegenheit – und da kommt sehr schnell die Stunde des Offenbarungseides. Man hört, daß sich der Prozentsatz derer, die sich freiwillig gemeldet haben und nicht tauglich gewesen sind, bei 45 oder 50 Prozent eingependelt haben soll. Natürlich werden die meisten eben nur zu dick gewesen sein, aber Soldaten in verantwortlichen Funktionen sollen halt keinen Bauch haben, der sie daran hindert, sich entsprechend zu bewegen.
Es haben die Helme den Verantwortlichen nicht genügt, es haben die Splitterschutzwesten nicht genügt, es hat die Ausstattung der Transportfahrzeuge nicht genügt, und da haben partout über Nacht – zum Glück, aber viel zu spät – Helme und Splitterschutzwesten gekauft werden müssen; und nachgeschneidert hat man dann diese Kevlar-Zusatzpanzerungen gegen Minentreffer und ähnliches. Da kommt einem schon manchmal das etwas überzogene Geschichtsbewußtsein in den Sinn.
Seit Jahren gibt es im Heer die Diskussion , den Helm, der im westlichen Bereich derzeit üblich ist, den wir über CNN überall und ununterbrochen sehen können, der nicht zufällig bei den Amerikanern "Fritz" heißt, diesen Helm, der derzeit der beste Helm der ganzen Welt ist, auch in Österreich einzuführen. Das soll bisher daran gescheitert sein, daß aus einer ganz bestimmten Richtung gesagt wurde: Der schaut dem Helm der deutschen Wehrmacht so ähnlich! Den Österreichern kann man nicht zumuten, daß sie so etwas aufsetzen und daß sie sich so etwas anschauen! – Lieber einen Helm, der untauglich ist, der Tod und Verwundung bringen kann, als einen Helm, den man auf der ganzen Welt trägt und von dem einzelne behaupten, daß er dem Helm einer irgendwann einmal geschlagenen Armee vergangener Zeiten, die verbrecherischen Zielen gedient hat, ähnlich schaut! Aber dann kam die Stunde der Wahrheit, dann hat auf einmal der Helm da sein müssen, weil es die anderen verlangt haben, meine Damen und Herren.
Und dann sagen Politiker: Wir haben eine ungefährliche Aufgabe, nur der Transport ist zu bewerkstelligen. Sie übersehen dabei völlig, daß bei einer Bedrohungslage, wie sie sich in Bosnien ergeben kann, eine Transporteinheit wesentlich gefährdeter ist als eine präsumtive Kampfeinheit – mit der wird sich niemand anlegen, denn da gibt es nur blaue Augen. Aber bei einer Transporteinheit ist die Möglichkeit, sich zu wehren, relativ gering, und da gibt es etwas zu holen, denn jedes Fahrzeug, das man dort erbeuten, abzweigen, ausräumen kann, birgt Werte, die man vielleicht braucht.
Die Redezeit läuft mir davon. Ich möchte nicht schließen müssen, ohne mich mit dem Herrn Innenminister beschäftigt zu haben. Kollege Gaal hat erklärt, man dürfe ihm nichts vorwerfen. "Angriffe sind unzulässig", hat er erklärt, und man dürfe kein Diskussionsverbot verhängen. Daher möchte ich schon sagen: Der Innenminister der Republik ist nicht irgendwer. Eine Privatperson, auch ein Abgeordneter, kann zu Dingen, die sich – wie die Landesverteidigung – als tragende Säulen des Staates darstellen, sagen, was sie will, kann das wiederholen, und auch in der Öffentlichkeit. Aber wenn jemand Bundesminister, wenn jemand Mitglied der Regierung ist – und noch dazu Innenminister! –, dann hat er, wie ich die Dinge sehe, nur zwei Möglichkeiten: Entweder er bekennt sich zu den Säulen dieses Staates und seiner Existenz – und dazu gehören die Landesverteidigung und auch das Heer –, oder er zieht sich aus der Funktion des Ministers zurück. (Beifall bei den Freiheitlichen.)
Ich halte – im Gegensatz zu anderen in diesem Haus – Minister Einem nicht für den leibhaftigen Gottseibeiuns. Der ist er sicher nicht, ich kenne ihn von früher. Aber wenn er annimmt, daß er, aus welchen Gründen immer – weil er es selber glaubt oder weil er anderen gefallen möchte –,