wir gehofft haben, daß sie der Vergangenheit angehören. Diese Überlegungen lauten: Na, für wen lohnt sich denn ein Studium? Für den Sohn vielleicht, für die Tochter nicht, denn die heiratet ja ohnehin! – Das sind Gedanken, die schon bald wieder aktuell werden, wenn die Belastung pro Studierenden ohneweiters 30 000 S und mehr im Jahr betragen wird. Das bedeutet, Herr Bundesminister, für eine Familie mit zwei studierenden Kindern eine Mehrbelastung von mehr als 60 000 S bis 70 000 S. Glauben Sie wirklich, daß bei den österreichischen Durchschnittseinkommen – da denke ich nicht an absolute Sozialfälle, da denke ich durchaus an den Mittelstand –, solche Belastungen noch verkraftbar sind? Wir glauben das nicht! (Beifall bei den Grünen.)
Auch seitens des Mittelbaus befürchte ich, daß hier Tendenzen Platz greifen werden – das heißt: ich weiß es, ich befürchte es nicht nur –, die wirklich in eine völlig falsche Richtung gehen, nämlich in Richtung Eliteuniversität, in Richtung Bildung nur für diejenigen, die es sich leisten können beziehungsweise deren Eltern es sich leisten können. Ich weiß konkret von einer österreichischen Universität, daß sich dort der Mittelbau bereits etwas einfallen hat lassen, um die dramatischen Gehaltseinbußen von 70 000 S bis 100 000 S pro Person wettzumachen: Jetzt werden halt bestimmte Veranstaltungen, die es im öffentlichen Angebot wegen des Sparpakets nicht mehr geben wird, privat angeboten. Jetzt schließen sich Hochschullehrerinnen und -lehrer, Mittelbauvertreterinnen und -vertreter zu solchen privaten Lehranbieterinnen und -bietern zusammen, und dann kostet eine solche Veranstaltung pro Studierenden 1 000 S. Diesen konkreten Fall gibt es bereits an der Universität Salzburg, und ich bin überzeugt, nicht nur dort, sondern auch an anderen Universitäten. Was man eigentlich versucht hat zurückzudrängen – private Paukerkurse, außeruniversitäre Angebote, teure Angebote, die nur einer kleinen Elite offenstehen –, das führen Sie mit diesem Belastungspaket wieder ein. (Beifall bei den Grünen.)
Das kann doch für eine sozialdemokratische Fraktion, für einen sozialdemokratischen Wissenschaftsminister nicht erträglich sein. Das ist ein Ziel, das von ultrakonservativer Seite immer wieder ganz offen vertreten wird. Fachorientierte, kurze Ausbildungen für die Masse, rein berufsorientiert, bloß nicht darüber hinausgehend, bloß nicht sehr akademisch, bloß nicht zu weiterem Nachdenken anregend, sondern beinhart nur das, was man unmittelbar braucht für den Job, zum Broterwerb; die weitergehende Bildung, die höhere Bildung nur für diejenigen, die es sich leisten können. Das ist der Beginn einer Elitenbildung, von der ich gehofft habe, daß sie in Österreich nicht Platz greifen wird und daß eine solche insbesondere von einer sozialdemokratischen Fraktion nicht geduldet wird! (Beifall bei den Grünen.)
Aber diese latente Frauenfeindlichkeit betrifft nicht nur den Bereich der Studierenden beziehungsweise die Überlegungen, für wen es sich lohnt, zu studieren, sondern natürlich auch einmal mehr den Mittelbau, nämlich dadurch, daß ein wirklich unintelligenter und in dieser Form falscher Besetzungsstopp im öffentlichen Dienst eingeführt wurde, der nicht nach heute schon bestehenden Defizitbereichen, nach heute schon bestehenden Überbelastungen und nach anderen Bereichen, in denen vielleicht wirklich gespart werden kann, differenziert. Durch dieses unintelligente Nichtnachbesetzen nach Zufälligkeiten, wenn jemand in Pension geht, wenn jemand verstirbt oder krank wird, werden einmal mehr Frauen und Fraueninteressen ge- und be troffen. Es werden jetzt nicht einmal Posten nachbesetzt, die aufgrund von Mutterschutz und Karenzregelung vakant werden.
Wissen Sie, was das heißt? – Das hat dazu geführt, daß sich bereits jetzt Universitätsinstitute, insbesondere jene Institute, die an sich mit gutem Beispiel vorangegangen sind, die verstärkt Frauen eingestellt haben, überlegen, ob sie in Zukunft noch weiter so verfahren können. Die meisten dieser Institute sagen, wir trauen uns das nicht mehr, denn wenn es wirklich passiert, daß vielleicht gleichzeitig zwei, drei Frauen in Mutterschutz oder Karenz gehen, dann könnte der Universitätsbetrieb an solch einem Institut zusammenbrechen. Daher wird das auch dort dazu führen, daß man verstärkt Männer einstellen und somit das Ziel des Gleichbehandlungspaketes, die paritätische Vertretung auch an den Universitäten, wieder einmal verabsäumen und nicht erreichen wird. (Beifall bei den Grünen.)
Dieses Sparpaket ist, wie gesagt, sozial total unausgewogen. Es schafft neue Hierarchien, Hierarchien, die an formalen Qualifikationen und nicht an der Realität anknüpfen. Dieses