Es wird nicht an den 40 Normalarbeitsstunden oder an den 38,5 Stunden gerüttelt, sondern es wurde lediglich zu verschiedenen Flexibilisierungsmodellen in verschiedenen Branchen angeregt – was ja nichts Neues ist –, und zwar auch in Richtung Vereinfachung in der Praxis, in Richtung mehr Gestaltungsmöglichkeit für Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen. Ich gehe davon aus, daß es sehr viele mündige Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen gibt.
Es geht auch weiter in Richtung Zulassung von flexibleren Tages-, Wochen- und Jahresarbeitszeiten. Wir wissen in diesem Zusammenhang natürlich, daß wir auch im Bereich der beruflichen Weiterbildung eine bessere Verankerung brauchen, daß wir neue Modelle brauchen, um in diesem immer enger werdenden Arbeitsmarkt auch weiter zu bestehen.
Ich habe schon erwähnt, daß eine Flexibilisierung nur über einen Branchenkollektivvertrag zu regeln ist, und daß es auf alle Fälle auch festere Regelungen in diesem Bereich geben muß. Da von einem meiner Vorredner heute gemeint wurde, daß es innerhalb der ÖVP beziehungsweise innerhalb des ÖAAB keine einheitliche Meinung gibt, kann ich nur sagen, daß wir sehr wohl auch über diese Thematik diskutiert haben. Das ist auch immer sehr erfolgreich gelungen, obwohl sich die Wirtschaft und die Arbeitnehmer gegenüberstehen. Wir haben diesbezüglich noch keine einheitliche Regelung vorgelegt, sondern gesagt, daß wir nach den Budgetverhandlungen, nach den Verhandlungen der Strukturanpassungsgesetze an diese wichtige Sache herangehen müssen, um hier wirklich weiterzukommen und einen Konsens zu finden.
Ich glaube auch, daß es wichtig ist, in Zukunft mehr Arbeit zu fördern anstatt die Arbeitslosigkeit zu finanzieren. Ich meine, daß das ein wichtiger Punkt ist in Richtung Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Auch wenn meine Kollegin Haller meint, daß dies nicht stimmt, so glaube ich, daß – wenn wir jetzt darangehen, die Kinderbetreuungseinrichtung endlich flexibler zu gestalten, auch darüber wurde schon lange gesprochen – sehr wohl auch flexible Arbeitszeiten machbar wären.
Ich habe vor mir eine Meldung vom Dienstag, 9. Jänner, liegen: Sozialminister Hums: Es muß gesetzlich mehrere Möglichkeiten für die Tagesarbeitszeit geben.
Auf der Titelseite des heutigen "Standard": Präsident Verzetnitsch: "Die Verhandlungen müssen auf alle Fälle rasch und effizient geführt werden. Um die Arbeitslosigkeit in den Griff zu bekommen, sollte ein Teil der Überstunden nicht mehr in Geld, sondern in Freizeit ausgeglichen werden. Gespräche über die Flexibilisierung der Arbeitszeit seien im Gang." – Ich freue mich, daß sie im Gange sind. Ich freue mich auch, daß es heute eine Diskussion gegeben hat. Ich hätte mir nur gewünscht, daß wir sie vielleicht etwas später und demokratischer führen hätten können.
Der ÖGB listet in einem Papier auf mehreren Seiten verschiedene Flexibilisierungsmodelle auf – sei es im Bereich Handel, im Bereich der Schichtarbeit, im Bereich der Dekadenarbeit. Es ist sogar schon so weit – und darüber freue ich mich auch –, daß der ÖGB beziehungsweise die ÖGB-Frauen jetzt auch in Richtung Teilzeitarbeit offen sind. Das Arbeitsmarktservice in der Steiermark hat jetzt sogar ein Teilzeitarbeitsmodell in Auftrag gegeben: Über EU-Förderungen, über regionale Förderungen sollen gemeinsam mit der Wirtschaft bessere Teilzeitarbeitsplätze geschaffen werden. (Abg. Dr. Ofner : Wo? Wo gibt es das?) Das gibt es in der Steiermark, in Graz und Umgebung. (Abg. Koppler : Das gibt es schon lange!) Da bin ich aber wirklich sehr dankbar, daß es das schon lange gibt. Hoffentlich hört man das in ganz Österreich.
Oder eine weitere Meldung von heute: Liebherr setzt jetzt auf neue Arbeitszeitmodelle. – Ich frage Sie: Warum kann man darüber nicht diskutieren? Es wurde nie darüber gesprochen.
Ich möchte zum Schluß noch einmal festhalten, daß es keine Ausweitung beziehungsweise Anhebung der Normalarbeitszeit geben wird. Aber über eine Flexibilisierung der Arbeitszeit müssen wir sehr wohl sprechen, sonst wäre das, was im Arbeitsübereinkommen der Regierung steht, für mich nicht glaubhaft. (Beifall bei der ÖVP.)
18.16