Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 16. Sitzung / Seite 140

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dische Hauptstadt fahren, finden Sie Österreich nicht in einem Zentrum vertreten, sondern in fünf, sechs, sieben, acht zersplitterten Räumen.

Meine Damen und Herren! Über die Frage der 1,5 Milliarden Schilling hinaus, die zu skandalisieren es sich sehr wohl lohnt, wäre es wichtig, daß das Hohe Haus diskutiert: Wie können wir den gesamten Auftritt der Republik Österreich zur Steigerung unserer Exportleistungen koordinieren?

Wir haben hier vor vielen Jahren schon von Österreich-Häusern gesprochen. Herr Präsident Maderthaner hatte einmal die Güte, mir zu sagen, das wäre sehr kompliziert. Herr Präsident! Ich weiß schon, es ist schwierig, Österreich-Häuser zu installieren, aber wenn wir nicht endlich damit beginnen, werden wir im Jahr 2000 noch keine haben. (Abg. Ing. Maderthaner: Wir sind schon dabei!) Ich höre mit großer Freude, daß Sie schon dabei sind, und ich würde Sie bitten, die nötige Basis dafür zu schaffen, damit das auch funktionieren kann. Funktionieren wird es nur, wenn wir all diejenigen Stellen und Institutionen, die für den Auftritt Österreichs im Ausland zuständig sind, besser, effizienter als bisher koordinieren. Denken Sie an Österreich-Werbung, Außenwirtschaftsorganisationen, Österreich-Institute und Kulturinstitute. (Zwischenruf des Abg. Dr. Lukesch. )

Lieber Kollege Lukesch! Das hat nichts mit Zentralismus zu tun. Das hat damit zu tun, Synergien zu finden – ein Wort, das du als Universitätsprofessor sicherlich sogar wirst schreiben können. (Abg. Dr. Khol: Eine Arroganz, die durch nichts zu übertreffen ist!) Ich schlage also konkret vor, und ich habe das schon mehrfach vorgeschlagen ... (Abg. Dr. Stummvoll: Die Präpotenz der Minderheit ist das!) Herr Stummvoll! Beruhigen Sie sich wieder! Ich bin heute sehr zart mit Ihnen umgegangen, Sie hätten sich Schlimmeres verdient.

Ich schlage Ihnen zum wiederholten Male vor, daß wir nicht unser eigenes Süppchen kochen und unsere Machtbereiche schön freihalten, um uns im Förderungsbereich Unterstützungen und Dankbarkeit zu erkaufen, sondern ich fordere Sie auf, einmal wirklich effizient vorzugehen: Bringen wir doch diese Institutionen in einen Österreich-Fonds ein! Lassen wir ihn von einer Kapitalgesellschaft verwalten, die wirklich marktkonform agieren kann. Setzen wir Product-Manager ein, die das Produkt Österreich in Brasilien, Japan, London oder wo immer ganz konkret verkaufen, und geben wir ihnen als Basis eine wirkliche Markenartikelpolitik!

40 Jahre lang arbeiten jetzt die Außenwirtschaftsorganisationen – da und dort mit großem Erfolg, da und dort mit weniger Erfolg, aber alles Positive sei dahingestellt –, ohne daß es ihnen gelungen wäre, gemeinsam mit der Österreich-Werbung, gemeinsam mit den Kulturinstituten, gemeinsam mit dem Österreich-Institut, eine "Marke Österreich" zu schaffen. Es gibt einen Begriff "Marke Schweiz". Es gibt das Schweizer Kreuz, das weltweit einen Namen hat, das bei allen Konsumenten dieser Welt ein gewisses Bewußtsein erzeugt. Es gibt aber keine "Marke Österreich". Der Herr Stummvoll jedoch belobigt sich, wie gut er es in der letzten Zeit immer gemacht habe. Ein bißchen Selbstkritik – das fällt mir jetzt immer mehr auf – täte Ihnen gar nicht schlecht, denn wenn Sie mir Präpotenz vorwerfen, lieber Herr Stummvoll, dann muß ich Ihnen das Kompliment dankend zurückgeben: Die kameralistische Überheblichkeit ist Ihnen angeboren. (Beifall beim Liberalen Forum.)

Wenn Österreich in seinen Exporten stärker werden sollte, dann müssen wir konzentrierte Anlaufstellen haben. Wir brauchen nicht nur Außenhandelsdelegierte, Zweigstellenleiter in Österreich-Werbungen, die auf dem Markt agieren, wir brauchen sie zu einer gewissen Zeit im Lande. Wir müssen die Finanzierung ändern, wir müssen diese Außenhandelsdelegierten, diese Zweigstellenleiter, von denen ich meine, sie sollten Product-Manager sein, mit eigenen Budgets ausstatten, mit eigenen Budgethoheiten, mit der Aufgabe, daß sie dieses Budget, das sie von der Basisfinanzierung, von den öffentlich aufgebrachten Mitteln bekommen, im Laufe einer gewissen Zeit, zum Beispiel in drei Jahren, durch den Verkauf von Leistungen an österreichische Unternehmer verdoppeln. Dann wird das meßbar, dann entsteht ein Spannungsfeld, dann entstehen die Mittel, die wir brauchen, um im Export erfolgreich zu sein.


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