Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 16. Sitzung / Seite 388

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Herr Haider! Sie sind wie immer auf einen fahrenden Zug aufgesprungen. (Abg. Dr. Haider: Herr Kollege! Wann war das?) Die Presseaussendung der Gewerkschaft Metall, Bergbau, Energie vom 28. März 1996, ist in der APA nachzulesen. Sie sind auf einen fahrenden Zug aufgesprungen, aber Sie haben nicht einmal einen Puffer erwischt. Sie sind ausgerutscht, Sie sind auf die Schienen gefallen, Herr Haider! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Dr. Haider: Kollege Nürnberger! Darf ich Ihnen sagen, von wann der Brief datiert? Wissen Sie, von wann der ist? – Vom 1. April 1996! 1. April! Er ist am 1. April dieses Jahres herausgegeben worden!) Ja! Das ist der Brief, aber die Aussendung, die Stellungnahme der Bundeswirtschaftskammer hat es am 27. März in der Öffentlichkeit gegeben. Das war in der Öffentlichkeit am 27. März. (Abg. Mag. Stadler: Das ist ein Aprilscherz!) Das ist die Wahrheit. Am 27. war er in der Öffentlichkeit – wenige Stunden später wurde reagiert. (Abg. Dr. Haider: Am 1. April ist er verschickt worden! – Weiterer Zwischenruf des Abg. Dr. Haider .) Ja, die Wahrheit tut Ihnen weh, das ist immer so bei Ihnen.

Zu dem Fünf-Punkte-Programm, das gestern Präsident Nettig der Öffentlichkeit vorgestellt hat: Es ist ein sogenanntes Notprogramm für die Lehrlingssituation, und an erster Stelle dieses Notprogrammes steht die Verlängerung der gesetzlichen Probezeit bei Lehrverträgen von zwei auf das frühere Ausmaß von drei Monaten. Ich würde den Herrn Präsidenten einladen, mir einen wirtschaftskompetenten Fachmann zu nennen, der uns bestätigen kann, daß durch die Ausweitung der Probezeit von zwei auf drei Monate nur ein zusätzlicher Lehrstellenplatz geschaffen werden kann.

Weiters verlangt er, daß 30 Stunden wöchentlich im Betrieb gearbeitet werden muß, damit es zu keiner Berufsschulausweitung kommt. Das Problem ist nur, daß der überwiegende Teil vor allem der Klein- und Kleinstbetriebe nicht in der Lage ist, den Lehrlingen das notwendige theoretische Wissen zu vermitteln.

Dann verlangt Nettig noch in einem letzten Punkt, daß es bei den Kollektivvertragsverhandlungen zu keiner Erhöhung der Lehrlingsentschädigungen kommen soll.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Lassen Sie mich jetzt grundsätzlich etwas zur Lehrlingsausbildung sagen. Mir fehlt nämlich bei diesem Grundsatzproblem, daß man sich damit auseinandersetzen würde, die Qualität der beruflichen Ausbildung zu heben, nämlich auf den heute notwendigen Standard anzuheben. Es wäre auch höchst an der Zeit, die Lehrlinge, die auszubilden sind, von berufsfremden Arbeiten zu entbinden, dann würden Fachkräfte rascher ausgebildet, und sie wären rascher in der freien Wirtschaft.

Meine Damen und Herren von der Wirtschaft! Es geht Ihnen ganz einfach darum, billige Arbeitskräfte noch billiger zu machen. (Abg. Tichy-Schreder: Das stimmt nicht!) Frau Tichy-Schreder! Sie brauchen nicht den Kopf zu schütteln! (Abg. Tichy-Schreder: Ich schüttle den Kopf! Freilich!) Schauen Sie sich die Praxis an! (Abg. Tichy-Schreder: Ich kenne sie!) Vom Metallgewerbe verstehe ich ein bißchen, und ich weiß, wenn eine Partie auf Montage gehen muß, dann ist der Lehrbub dabei und muß die Helferarbeiten et cetera verrichten. Aber der Kunde hat keinen Lehrlingssatz auf der Rechnung (Abg. Tichy-Schreder: Das stimmt auch nicht!), er bekommt in der Regel einen Helfersatz verrechnet. Wollten Sie für die Lehrlinge wirklich etwas tun, dann hätten Sie längst den Antrag (Abg. Mag. Stadler: Da hat er ausnahmsweise recht!) der Kollegen Verzetnitsch, Koppler und meiner Wenigkeit, der im Industrieausschuß liegt, annehmen können, in dem gefordert wird, jene Lehrwerkstätten, die in der Lage sind, qualifizierte Ausbildung zu leisten, weil sie Ausbilder und die Einrichtungen dazu haben, zu unterstützen. (Zwischenruf der Abg. Tichy-Schreder.)

Ich gebe zu, wir haben derzeit wirtschaftlich schwierige Zeiten, meine Damen und Herren von der Wirtschaft! Das bestreiten wir Gewerkschafter gar nicht, aber ich hätte mir gewünscht, irgendwann einmal etwas von Ihnen zu hören, was man tun könnte, Strukturbereinigungen, Innovationen et cetera. (Abg. Tichy-Schreder: Auf das warte ich schon sehr lange von Ihnen!) Aber was wir von Ihnen seit Wochen und Monaten hören, rufe ich Ihnen im Telegrammstil in Erinnerung – kommen Sie heraus und beweisen Sie mir, daß Sie irgendwann einmal etwas


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