Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 16. Sitzung / Seite 566

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Ich möchte außerdem noch ein paar grundsätzliche Worte zur Situation in der Landwirtschaft sagen. Als Bürgermeister einer der bedeutendsten Agrar- und Weinbaugemeinden Österreichs weiß ich um die Stimmung, die derzeit in der bäuerlichen Bevölkerung herrscht, genau Bescheid. Es gibt eine Verunsicherung, die zum Teil verständlich ist, verständlich deshalb, Herr Bundesminister, weil sichere Perspektiven fehlen und die Landwirtschaft insgesamt und europaweit einem starken Wandel unterliegt.

Die Gemeinsame Agrarpolitik der Europäischen Union steht vor einer großen Reform, wenn es tatsächlich zu einer Erweiterung nach Osten kommen soll. Länder mit einer Agrarquote von 25 Prozent würden das Agrarbudget der Union sprengen. Aber auch ohne Osterweiterung werden tiefgreifende Reformen notwendig sein. Durch das weitere Sinken der Agrarpreise ist es notwendig, daß die Direktförderungen ausgebaut werden. Daneben kommt es auf die Eigeninitiative der Landwirte an, um auf dem Markt bestehen zu können.

Es ist klar, daß die österreichische Landwirtschaft kaum auf dem Markt der Massenprodukte mithalten kann. Eine große Chance stellt das Auffinden von Marktnischen dar. Dazu ist Innovation notwendig, aber auch eine bedingungslose Qualitätsorientierung. Die Chance für die österreichische Landwirtschaft kann nur in der Qualität liegen. Österreichische Produkte müssen sich durch ihre Eigenheiten und Naturnähe abheben und dem immer stärker werdenden ökologischen Bewußtsein der Menschen gerecht werden. (Beifall bei der SPÖ. )

In der österreichischen Landwirtschaft besteht Wirtschaftlichkeit in der Klasse und nicht in der Masse. Gerade am Weinmarkt sehen wir, daß Qualität Erfolg bringt, daher ist der Optimismus im Weinbau groß. Wenn wir die Erfolge des österreichischen Weines im Ausland sehen, haben wir auch bestimmt Grund dazu. Unzählige internationale Preise und Auszeichnungen sind das Ergebnis der hervorragenden Qualitätsarbeit der österreichischen Winzer. Damit eröffnet sich die große Chance, unseren Erfolg im Qualitätssegment auszubauen.

Wenn wir uns die hohe Zuwachsrate beim Export ansehen, können wir feststellen, daß die Entwicklung positiv ist. Zudem ist die gefürchtete große Weinschwemme aus dem Süden ausgeblieben. Sie ist deswegen ausgeblieben, weil der österreichische Wein internationales Format hat.

Meine Damen und Herren! Ich habe eingangs von der Bedeutung der Landwirtschaft für einen gesunden Lebensraum gesprochen. Ich glaube, daß die Bevölkerung in dieser Frage sensibler geworden ist und den Stellenwert der österreichischen Landwirtschaft zu schätzen weiß. Wir Sozialdemokraten bekennen uns dazu, daß die Landwirtschaft ihre vielfältigen Aufgaben weiterhin erfüllen kann. Aufgabe der Allgemeinheit ist es, die Qualität des Lebensraumes zu sichern. Die vielfältigen Leistungen der österreichischen Landwirte müssen daher weiterhin abgegolten und eine bäuerlich strukturierte Landwirtschaft gesichert werden. Im Lichte dieser Betrachtungen gesehen, meine Damen und Herren, behaupte ich: Die österreichische Landwirtschaft hat Zukunft! (Beifall bei der SPÖ. )

11.40

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Ich möchte noch nachtragen, daß der vorhin vom Abgeordneten Wenitsch vorgetragene Entschließungsantrag ausreichend unterstützt ist und in die Verhandlung mit einbezogen wird.

Als nächster Redner ist Herr Abgeordneter Mag. Barmüller zu Wort gemeldet. – Bitte, Herr Abgeordneter.

11.41

Abgeordneter Mag. Thomas Barmüller (Liberales Forum): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Entgegen dem, was Herr Abgeordneter Schwemlein vermutet, bin ich kein wahrer Landwirt, sondern ein wahrer Konsument. In dieser Diskussion, die hauptsächlich von Funktionären im landwirtschaftlichen Bereich bestimmt ist, ist es auch einmal gut, eine solche Stimme zu hören. (Abg. Tichy-Schreder: Es gibt aber auch Bauern, die Funktionäre sind! – Abg. Schwarzenberger: Wir brauchen auch die Solidarität der Konsumenten!)


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