Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 16. Sitzung / Seite 570

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11.53

Abgeordnete Katharina Horngacher (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Minister! Hohes Haus! Landwirtschaftsdebatten werden meistens recht emotionell geführt. Das zeigt, daß Interesse an dieser Materie vorhanden ist. Nur: Einer meiner Vorredner hat die Befreiung der Bauern von den Kammerzwängen gefordert. – Haben Sie nicht mitbekommen, daß die Bauern mit sehr großer Mehrheit für das Beibehalten der Kammern gestimmt haben? (Zwischenruf des Abg. Meisinger. ) In Tirol zum Beispiel haben sich 97 Prozent dafür ausgesprochen. (Beifall bei der ÖVP.)

Die Struktur der österreichischen Landwirtschaft ist sehr unterschiedlich: angefangen vom extremen Berghof bis zum großen Gutsbetrieb in der Gunstlage. Ich bin hier als Vertreterin der kleinstrukturierten Landwirtschaft und Bergbauern Tirols. (Zwischenruf des Abg. Ing. Reichhold. )

Die Landwirtschaft im Alpenraum erbringt für den Lebens- und Wirtschaftsraum der betroffenen Region unverzichtbare Leistungen. Ohne die Arbeit des Bergbauern ist die dauerhafte Sicherung der alpinen Siedlungen, die nachhaltige Pflege der Landschaft, der Wälder und der lebensnotwendigen Wasserressourcen, der Erholungsräume und der Almregionen nicht gewährleistet.

Folgende Maßnahmen zur Weiterentwicklung der Agrarpolitik im Berggebiet sind daher notwendig:

Es muß die Produktion auch in extremen Gebieten gesichert werden; daher muß die Milchquotenregelung aufrecht bleiben. Die derzeit bestehenden Förderungshöchstsätze reichen zum Ausgleich der natürlichen und wirtschaftlichen Nachteile auf Dauer nicht aus.

Zur Existenzsicherung unserer kleinstrukturierten Betriebe wäre die Einführung von Sockelbeträgen notwendig, und die Grünlandförderung muß ausgebaut werden. (Beifall bei der ÖVP.)

Die Sicherung der Investitionsförderung und das Setzen des Schwerpunktes bei Förderungen auf die Energiegewinnung aus Biomasse würden den Arbeitsplatz Bauernhof sichern. Ich halte es daher für lebenswichtig, daß wir auf den behutsamen Umgang mit unseren Lebensgrundlagen Luft, Wasser und Erde achten; daher müssen wir Entwicklungen, die sich gegen die Natur richten, abstellen.

Es ist heute schon mehrmals davon gesprochen worden: Wir wollen keinen Hormoneinsatz als Wachstumsförderer bei der Rindermast und auch keinen bei der Milchgewinnung. Wir wollen auch keine gentechnischen Veränderungen in der Pflanzenproduktion. Irgendwann schlägt nämlich die Natur zurück, wie es jetzt bei BSE der Fall ist –, denn eine Kuh ist kein Fleischfresser. – Jetzt zeigen sich die Folgen.

Wir bieten unseren Konsumenten hochwertige österreichische Qualität, die beste und gesunde Lebensmittel garantiert. Dafür erwarten wir aber, daß jene Preiseinbrüche, die uns keine kostendeckenden Preise mehr bieten, durch leistungsabgeltende Zahlungen ausgeglichen werden. Der Europavertrag mit den Bauern hat gehalten. Die Mittel für die Umweltförderung sind aber plafondiert. Und wenn die degressiven Ausgleichszahlungen wegfallen werden, wird man sich die Situation genau anschauen müssen, damit das Ziel, die flächendeckende Bewirtschaftung sicherzustellen, gewährleistet bleibt.

Es ist heute von Billigprodukten gesprochen worden, die wir herstellen – es war Herr Abgeordneter Gradwohl. Ich möchte Ihnen eines sagen: Wir stellen keine Billigprodukte her, wir bekommen nur leider für unsere sehr guten Produkte einen sehr billigen Preis, und das kommt daher, weil die Handelsketten mit unseren Produkten werben und sie als Lockartikel verwenden. Und das finde ich nicht in Ordnung. (Beifall bei der ÖVP.)

Herr Barmüller hat vorhin vom Profit gesprochen. Von den Weltmarktpreisen, die er in den Raum gestellt hat, können wir nicht leben. Wir müssen aber doch leben; es geht nicht nur darum, Profit zu machen. (Beifall bei der ÖVP.)


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