aktuellen Vorfälle, die es in Wien um die Milchversorgung gibt, heute noch nicht das Thema Milchversorgung angesprochen wurde. Ich halte es für einen Skandal, meine Damen und Herren Agrarier von der ÖVP, die Sie ja auch in den entsprechenden Organisationen wie Raiffeisen und so weiter vertreten sind, daß es in Österreich möglich ist, daß eine Stadt – nicht nur eine Stadt, sondern ein Großraum! – nicht nur über einen, nicht nur über zwei, nicht nur über drei Tage, sondern über eine ganze Woche nicht mit Milch versorgt werden kann.
Wissen Sie, was der eigentliche Skandal ist? Nicht die Tatsache, daß da offensichtlich eine absolut unfähige Geschäftsführung agiert, die ihre Unfähigkeit auch noch dadurch demonstriert, daß sie behauptet: Mit der Milch in Flaschen haben wir überhaupt nichts am Hut. Es ist eigentlich nur ein Nebenskandal dieses Skandals, daß wir es mit einer Geschäftsführung zu tun haben, die nicht einmal über diese primitiven Regelungen und ökologischen Notwendigkeiten Bescheid weiß. Das eigentliche Problem, meine Damen und Herren von der ÖVP, ist doch, daß Sie und auch Sie von der SPÖ mit der Art, wie Sie die Molkereien organisiert und dereguliert haben, zu diesem Skandal beigetragen haben. Das ist das Resultat dieser Deregulierungspolitik im Molkereisektor. Wir haben jetzt völlig zentralistische, monopolistische Strukturen, von denen Sie offensichtlich geglaubt haben, sie seien das optimalste, das man bieten könne: Machen wir alle kleinen Molkereien kaputt, schaffen wir möglichst lange Anfahrts- und Abfahrtswege, schaffen wir möglichst großräumige Strukturen, machen wir damit auch die Ökologie in diesem Bereich kaputt! Und jetzt haben wir das Resultat: eine völlig zentralistische Struktur, die sich – bezeichnenderweise, sage ich – im ehemaligen "Konsum"-Großlager angesiedelt hat und die, genauso wie die "Konsum"-Struktur, auch eine zentralistische, ja überzentralistische Struktur war, die sofort beim ersten Anlauf gescheitert ist. Das ist das Resultat Ihrer Agrarpolitik, meine Damen und Herren! Und insoferne ist es eine Frage, die auch den Landwirtschaftsminister zu interessieren hat, weil ja volkswirtschaftliche Güter in dieser einen Woche vernichtet worden sind. Es geht nicht nur, aber auch darum, daß die Leute in Wien und Umgebung, also dort, wo diese Struktur zusammengebrochen ist, über eine Woche lang wie in Nachkriegszeiten stundenlang laufen mußten, damit sie zu ihrer Milch kommen, auf politischer Ebene sich aber niemand dafür zuständig fühlt.
Wir zucken alle mit der Schulter und sagen: Nein, wir sind nicht zuständig! Niemand erklärt sich demgegenüber.
Meine Damen und Herren von der ÖVP! Ich würde Ihnen, die Sie in diesen einschlägigen Gremien, wie im Raiffeisenbereich, noch Einfluß haben, doch vorschlagen und auch raten: Sorgen Sie dafür, daß zumindest diese Geschäftsführung so rasch wie möglich "entsorgt" wird. Wer nach einer Woche noch immer nicht die Probleme der Distribution in den Griff bekommen hat, der wird sie vermutlich auch in den nächsten Wochen nicht in den Griff bekommen. Wer inmitten dieser Skandale noch sagen kann, die Glasflaschen wollen wir nicht und fördern wir auch nicht, der ist reif dafür, "entsorgt" zu werden.
Meine Damen und Herren von der ÖVP! Ich ersuche Sie: Sorgen Sie dafür, daß diese Geschäftsführung "entsorgt" wird, sorgen Sie aber auch dafür ... (Abg. Schwarzenberger: Das war zwischen 1938 und 1945! Da sind diese Ausdrucksweisen der menschlichen "Entsorgung" gewesen!) Aber, Herr Kollege, Sie wissen doch ganz genau, was damit gemeint ist. (Abg. Tichy-Schreder: Die Wortwahl spielt eine Rolle!) Sie werden mir doch nicht unterstellen wollen (Abg. Tichy-Schreder: Den anderen unterstellen Sie es!), daß in diesem Zusammenhang etwas anderes gemeint war, als daß diese Geschäftsführung entlassen werden soll. Ich habe den Tatbestand genau beschrieben: Sorgen Sie dafür, daß sie entlassen wird! Es geht um Versorgung, und insoferne ist Entsorgung ein Wortspiel, aber vielleicht ist das für Sie nicht das richtige, das gebe ich schon zu. Ich sage also: Sorgen Sie dafür, daß sie entlassen wird. (Zwischenruf.) Sie haben die Möglichkeit, sich zu äußern! Ich meine, es ist dies ein Problem, das die Landwirtschaft und den Landwirtschaftsminister zu interessieren hat. Damit bin ich beim letzten Thema, das ich ansprechen will – auch aus Konsumentensicht will ich diese Chance nutzen –, das ist der Bereich BSE. Mich hat schon beeindruckt, was Herr Kollege Firlinger vom Liberalen Forum heute demonstriert hat, nämlich daß es selbstverständlich nach wie vor in Österreich möglich ist, Tiermehl zu verfüttern, zwar nicht an Wiederkäuer, aber für alle anderen Tiergruppen ist es offensichtlich denkbar. Und nach meinem Dafürhalten hat er auch aus