Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 17. Sitzung / Seite 78

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verstanden wird –, sondern das ist einfach eine ehrliche Erhebung des Status quo, die wir machen müssen.

Uns trennen vier Jahre von der Wende zum nächsten Jahrtausend. Wahrhaft eine sehr kurze Zeit! Diese vier Jahre decken sich, so hoffe ich, mit dieser Legislaturperiode. Die heutigen Budgetberatungen befassen sich mit den Jahren 96 und 97, das ist also sozusagen die halbe Zeit dieser Legislaturperiode. Aber: Nicht alles, was machbar ist, was aus dem Budget heraus entwickelt und finanziert werden kann, ist so erfolgreich, daß es den Frauen tatsächlich Hilfe bringt. Denn wir brauchen über die finanziellen Zuwendungen und über die budgetären Maßnahmen hinaus natürlich auch andere Maßnahmen, die zum Beispiel die Länder, die Gemeinden setzen. Manchmal ist es etwas, was nicht einmal etwas kosten würde. Ich meine Regelungen, Förderungen oder Änderungen, die aufgrund der Bedürfnisse der Frauen zu treffen wären und tatsächlich nicht mit Geld zu bezahlen sind, auch keine finanziellen Auswirkungen hätten, sondern einfach eine Anerkennung dessen wären, was Frauen tatsächlich brauchen und in welchen Bereichen man ihnen helfen könnte.

Im "Standard" vom 8. März, dem Internationalen Frauentag, hat sich Herr Dr. Rainer Münz in einem Interview über die Frauensituation geäußert. Er hat gemeint: "Die Euphorie ist weg, Kind plus Karriere bleibt für die Frauen ein Hauptproblem." – Und so ist es auch.

Es sind zwei ganz wesentliche Dinge, die die Frauen betreffen und die ganz besonders gravierend aus den Bedürfnissen der Frauen hervorstechen beziehungsweise einer Regelung und einer raschen Veränderung, einer Verbesserung bedürfen. Die Frau von heute und ihr Kinderwunsch beziehungsweise ihr Familienwunsch bildet dabei die Grundlage.

Die Frau von heute hat nur drei Möglichkeiten: Sie will Karriere machen, dann muß sie auf Familie verzichten, besser gesagt: Dann verzichtet sie auf Familie. Das ist der sicherste Weg, tatsächlich auch Karriere zu machen. Oder sie verzichtet auf Karriere und Beruf und entscheidet sich für die Familie. Das ist ein fast sicherer Weg in die Armut oder zumindest an die Armutsgrenze, auf jeden Fall aber ein sicherer Weg des sozialen Abstiegs, wenn wir dagegen keine Maßnahmen in Richtung von Verbesserungen setzen. Und ihre Chance, jemals wieder in den Beruf einzutreten, ist heute geringer denn je und wird auch in den nächsten Jahren nicht viel größer sein. Daher entscheiden sich viele Frauen für Familie und Beruf. Sie wollen beides. Sie wollen das allerdings hintereinander und zum Teil nicht nebeneinander. Doch die Situation, die wir heute in der Arbeitswelt vorfinden, und der Wunsch, den Arbeitsplatz nicht zu verlieren oder nach der Karenz nicht gekündigt zu werden, bedeuten für viele Frauen, beides nebeneinander zu verbinden – natürlich mit einer Doppel- und Dreifachbelastung. Denn vorwiegend – und das ist nichts Neues, das sagen wir immer wieder, aber es hat sich in diesem Bereich trotz aller Appelle nichts geändert – bleibt die Hauptarbeit mit Kindern, mit Familie den Frauen – beweisbar, nachschlagbar in diesem Heft von Sonja Moser. Darin sehen wir, daß alle Appelle nichts nützen. (Beifall der Abg. Dr. Sonja Moser und Steibl. )

Jetzt gibt es natürlich Lösungsvorschläge. Die Frau Bundesministerin meint, daß es vielleicht etwas fruchten könnte, einen Passus in der Verfassung zu ändern und die partnerschaftliche Aufteilung der Hausarbeit einzuführen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Kollegin Mertel hat vorhin gemeint, wir hätten die partnerschaftliche Ehe schon einige Jahrzehnte lang. Partnerschaftlich ist sie meiner Meinung nach nicht. Daher haben wir Bedenken und fürchten, daß wir für die Umsetzung dieser Regelung, auch wenn wir die Aufgabenteilung bei der Hausarbeit noch so genau in die Verfassung hineinschreiben, auch 20 Jahre brauchen, und sie dann noch immer nicht verwirklicht sein wird.

Ich persönlich glaube eher, daß man verschiedene Ansätze finden muß. Ich glaube eines, meine Damen, und da wende ich mich vor allem an Sie und an alle Frauen, und ich sage das immer wieder: Wir müssen unsere Söhne einfach partnerschaftlicher erziehen! (Beifall bei der ÖVP.) Das ist zwar eine sehr schwierige Sache. Offensichtlich gelingt das selten. Ich weiß nicht, vielleicht liegt es bei manchen Kindern einfach nicht im Blut, sich im Haushalt mitzubeteiligen.


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