Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 17. Sitzung / Seite 79

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Aber ich glaube auch nicht, daß es eine Frage der Erbmasse ist, sondern daß tatsächlich neben der Erziehung das Vorbild eine der größten Rollen spielt, das Vorbild, das einfach inhaliert wird durch die Wirkung der männlichen Familienmitglieder, der Väter, der Onkel und dergleichen mehr. Kolleginnen – ich selbst bin nicht Mutter eines Sohnes – erklären mir, daß es äußerst schwierig ist, wenn das entsprechende Vorbild oder die Vorbildfunktion fehlt, die heranwachsenden Männer tatsächlich zur partnerschaftlichen Aufgabenteilung zu erziehen. Wir sollten es aber dennoch versuchen, meine sehr geehrten Damen und Herren.

Diese Situation stellt sich den Frauen, und letztendlich werden sie in der Wahl, welches Lebensmodell sie wählen, allein gelassen. Daher ist es unabdingbar und, wie ich glaube, auch ein Gebot der Stunde, jenen Frauen unter die Arme zu greifen, die Familie und Beruf verbinden müssen. Wir brauchen selbstverständlich einen Ausbau der Kinderbetreuungsmöglichkeiten. Da können die 600 Millionen sehr hilfreich sein, aber es kann sich nicht auf diesen einzigen Posten beschränken, wir brauchen da eine kontinuierliche Entwicklung. Vielleicht wird das eine Modell einmal nicht mehr zur Verfügung stehen oder nicht gebraucht werden, aber ein neues oder anderes wird wichtig sein. Wir brauchen auch da mehr Flexibilität und mehr Bedarfsbezogenheit. Das kann aber nur die Gemeinde feststellen. Mit diesen Forderungen muß sich der Familiengemeinderat auseinandersetzen und auch Lösungsansätze hierfür finden. Wir haben als Parlamentarier für die Rahmenbedingungen vorzusorgen, natürlich zum Teil auch fürs Budget, aber auch von der Stimmung her Unterstützung zu geben.

Ich bedaure es sehr, daß das zweite Karenzjahr, das ja auch eine Hilfe für die Frau war, die im Beruf stand, jetzt auf eineinhalb Jahre gekürzt wurde. Ich bin allerdings nicht der Meinung der Frau Frauenministerin Konrad, daß das auch in besseren Zeiten nicht wieder geändert werden soll, weil der Wiedereinstieg in den Beruf so schwierig ist. Ich glaube, wir sollten nicht demotivierend sagen: Es ist schwierig einzusteigen, deshalb verzichten wir auf dieses halbe Jahr Karenz!, sondern dann sollte alle Kraft dazu verwendet werden, den Wiedereinstieg auch nach zwei Jahren für die Frauen ganz wesentlich zu verbessern! (Beifall bei der ÖVP.)

Ein weiterer Punkt ist mir persönlich sehr wichtig. Da darf es dann auch keine Sonntagsreden geben, sondern wir brauchen – obwohl es schwierig ist – hier wirklich konkrete Ansätze, wenn wir weiterkommen wollen. Dieser zweite Schwerpunkt ist die Arbeitswelt der Frauen. Es ist wirklich eigenartig, daß Frauen, wenn sie sagen, sie wollen ihre familiäre Aufgabe und den Job verbinden, nicht das gleiche Gehör finden wie zum Beispiel Männer, die sagen, sie wollen mehr Freizeit, sie haben ihre Bedürfnisse geändert. Dafür findet man eher Gehör. Da heißt es: Aha, wir brauchen Änderungen in der Arbeitszeit, mehr Flexibilität, damit man diesen Bedürfnissen entsprechen kann. Ich glaube, für beide ist es wichtig, aber es sollte auch für Männer diese Flexibilisierung möglich sein, damit sie nicht die Ausrede haben, im Familienbereich können sie sich um Kinder und Haushalt nicht mitkümmern, weil sie so unter Arbeitsdruck stehen.

Daher ist eine Flexibilisierung der Arbeitszeit sehr wichtig, und zwar von Teilzeit bis hin zu verschiedenen flexiblen Arbeitszeitformen, die die Frauen dringend brauchen, weil ihre Lebenssituation recht unterschiedlich ist. (Beifall bei der ÖVP.)

Natürlich wäre die Vollarbeitszeit das Ideale, auch von den sozialen Rechten her gesehen. Da hat zum Beispiel auch Brigitte Ederer eine ganz andere Meinung als Kollegin Mertel. Von Frau Brigitte Ederer habe ich gelesen, daß sie gemeint hat, es wird so schwierig sein, in Zukunft neue Jobs zu haben, mehr Jobs zu haben – und sie macht sich genau wie ich Sorgen um die Arbeitsplätze der Frauen in der Zukunft, sogar in der nahen Zukunft –, daß die Alternative gar nicht heißen wird, Teilzeitjob oder Vollarbeit, sondern sie wird vielleicht heißen, Teilzeitjob oder überhaupt keinen. Das ist zwar ein düsteres Bild, aber auch in dieser Richtung müssen wir nachdenken, damit wir den Frauen sehr wohl den Berufseinstieg beziehungsweise die Berufstätigkeit ermöglichen. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich glaube, daß wir die Effizienz aller Maßnahmen sehr gut überdenken müssen. Das zweite Karenzjahr war ein sicheres Zeichen eines effizienten, bedarfsgerechten Angebots für die Mütter, und es sollte uns gelingen, noch viele andere Regelungen von gleicher Treffsicherheit zu erreichen.


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