Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 17. Sitzung / Seite 112

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delikt. Diesem Innenminister wird vorgeworfen, daß er einen Amtsmißbrauch begangen hat, und das kann man nicht so abtun, als ob es da ganz einfach nur um eine andere Meinung ginge. Für uns jedenfalls, meine sehr geehrten Damen und Herren, ist dieser Innenminister nicht nur nicht einsatzfähig, sondern auch höchst gefährlich und ablösereif. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

18.23

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Karl Öllinger. Er hat das Wort.

18.23

Abgeordneter Karl Öllinger (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! In einem kann ich Abgeordneten Kukacka recht geben, nämlich darin, daß er gesagt hat, der Öllinger weiß, wovon er spricht. Das dürfte aber schon das einzige sein, wo er und so manche andere hier recht haben, denn ich kann mich nach dieser Debatte des Eindrucks nicht erwehren, daß manche in diesem Hohen Haus Fakten und Fiktion, Dichtung und Wahrheit, Traum und Wirklichkeit nicht mehr auseinanderhalten können. Im Film, in der Literatur ist es ein tolles Kunstmittel, wenn die verschiedenen Ebenen so ineinander gestaffelt und verschichtet werden, daß man dann letztendlich nicht mehr erkennen kann, wo ist die wahre Ebene, wo ist die fiktive Ebene, wo ist die tatsächliche Handlung, wo ist die fiktive Handlung.

Wenn es aber so ist, wie wir es heute hier erleben mußten, daß sich beispielsweise der Herr Abgeordnete Haider nicht mehr von seinem fiktiven Alter ego, dem Alfons Haider, der im "Kaisermühlen-Blues" spielt, unterscheiden kann und nicht mehr weiß, daß der fiktive Haider im "Kaisermühlen-Blues" die tatsächlichen Haider-Sprüche bringt, dann wird es problematisch. Und das ist das eigentlich Bedenkliche daran. Herr Abgeordneter Haider, Sie wissen es vielleicht nicht, aber Ihr Alter ego im Film, der Alfons Haider, hat nur Jörg-Haider-Sprüche zitiert. Vielleicht ist es Ihnen nicht aufgefallen, aber das ist sicherlich eine sehr bescheidene, aber doch auch eine Kunst. (Abg. Scheibner: Haben Sie den Text geschrieben?)

Dichtung und Wirklichkeit, Traum und Wirklichkeit, meine Damen und Herren – da haben wir noch einen anderen Künstler in diesem Metier, das ist der Herr Abgeordnete Ewald Stadler. Er geht hier heraus und behauptet, daß er eigentlich nur über Tatsachen spricht, und verwendet dabei immer Begriffe wie "unglaublich", "ich bin verdutzt", "unglaublich verdutzt". (Abg. Mag. Stadler: Verdutzt?) "Verdutzt" haben Sie am Freitag gesagt, Herr Abgeordneter Stadler. (Abg. Mag. Stadler: Das habe ich nicht gesagt! "Verdutzt" gehört nicht zu meinem Wortschatz!) Es steht so im Protokoll drinnen. Sie können es gerne berichtigen. Sie haben das gesagt. (Abg. Mag. Stadler: Ich schließe mit Ihnen jede Wette ab, daß ich das nicht gesagt habe! Ich wette um eine Flasche Sekt!) Das ist Ihre Art, sich auseinanderzusetzen: so zu tun, als ob Sie diese Wirklichkeit gar nicht begreifen könnten und begreifen würden, aber gleichzeitig zu behaupten, daß Sie sie vollkommen begreifen. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Reden Sie lieber über Sperma!)

Herr Abgeordneter Stadler, wenn Sie hier herausgehen und auf der einen Seite den Herrn Purtscheller als den Täter oder einen möglichen Täter präsentieren, gleichzeitig aber auf der anderen Seite hier heraußen den Herrn Purtscheller als Ihren Kronzeugen bezeichnen, als Ihren Kronzeugen gegen den Innenminister, als Ihren Kronzeugen gegen den Herrn Prader, dann stimmt irgendwo etwas nicht in Ihrer Darstellung. Da sind Ihnen die verschiedenen Ebenen wieder durcheinandergerutscht. (Abg. Dr. Graf: Öllinger, das ist ein Widerspruch!) Aber das ist ja ein typisches Phänomen bei Ihnen, in der Wissenschaft, in der Medizin bekannt als Syndrom, als Täter-Opfer-Umkehr-Syndrom würde ich es bei Ihnen bezeichnen. An dieser Krankheit leiden Sie jetzt schon längere Zeit, Herr Abgeordneter Stadler. (Abg. Dr. Graf: Wo ist der Herr Purtscheller? Sagen Sie uns das!)

Entweder ist Herr Purtscheller glaubwürdig oder er ist unglaubwürdig. Entweder ist er in höchstem Maße kriminell, dann sollten Sie genau diesen Herrn Purtscheller nicht als Ihren Kronzeugen gegen andere, gegen den Innenminister oder gegen den Herrn Prader, benutzen, oder Herr Purtscheller ist tatsächlich völlig im Recht, dann können Sie ihn aber nicht hier heraußen und in Ihrer Anfrage als möglichen Täter bezeichnen. Ja wissen Sie denn eigentlich,


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