Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 17. Sitzung / Seite 279

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Es bringt aber offenbar in den Augen Verantwortlicher den Nachteil für die Altösterreicher, daß sich kaum jemand bei Volkszählungen, bei denen nach der Muttersprache gefragt wird, trauen kann, "Deutsch" hineinzuschreiben, weil er noch gut in Erinnerung hat, welche – im wahrsten Sinne des Wortes – vernichtende Folgen das in seiner eigenen Jugend oder bei seinen Eltern oder Großeltern gehabt hat.

Damit in Zusammenhang wird wohl zu sehen sein, daß bei der jüngsten Volkszählung in Slowenien, in diesem kleinen Staat, zwischen 50 000 und 60 000 Personen keine Angabe über ihre Muttersprache gemacht haben – ich behaupte: sich zu machen getraut haben.

Wenn es darum geht, der Volksgruppe der Altösterreicher in diesem jungen Staat Mindestrechte, die jeder Minderheit einfach zustehen, einzuräumen, dann dreht man den Spieß um und sagt, es gibt keine Minderheit, denn niemand bekennt sich zu ihr, außer ein paar Tausend wirklich mutigen Leuten.

Ich glaube, daß man hier wirklich handeln muß! Darum bringe ich das alles noch einmal ausführlich vor und wende mich zur Frau Staatssekretärin und bitte sie, gemeinsam mit dem Herrn Bundesminister und mit den Mitarbeitern des Hauses diese Fakten richtig zu werten und ihnen entsprechendes Gewicht beizumessen. Es kann nicht angehen, daß Österreich, das eine selbstverständliche moralische Schutzmachtfunktion gegenüber den Altösterreichern deutscher Zunge auch in Slowenien hat, feierlich aus dem Munde seines Außenministers erklärt, sich sicher vornimmt, das auch zu tun: Wir werden euch helfen auf eurem Weg nach Europa!, sich gleichzeitig aber damit abspeisen läßt, daß nur Allgemeinplätze als Antwort auf das selbstverständliche Verlangen, diese geschichtlich – wenn sie jemals Berechtigung gehabt hätten – längst überholten Bestimmungen, die zu verbrecherischen Auswüchsen auch heute noch führen könnten, endlich fallen zu lassen, gegeben werden. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Das ist eine Selbstverständlichkeit! Ich sage das ganz ernst, ohne jede Polemik – Es ist das kein parteipolitisches Problem –: Es ist im Jahr 1996, an der Schwelle zum dritten Jahrtausend nach Christi Geburt, einfach notwendig, unausweichlich, daß man von solchen Relikten einer unseligen Vergangenheit wegkommt.

Junge Staaten, die vor Selbstbewußtsein zunächst einmal strotzen – das legt sich ja dann, wie wir Österreicher wissen, mit der Zeit –, neigen dazu, zu meinen, sie seien zu stark zum Laufen. Aber man kann ihnen doch energisch sagen: Wenn ihr darauf Wert legt, daß wir euch helfen, wenn ihr wollt, daß wir euch nicht behindern, dann müßt ihr bitte Selbstverständlichkeiten wie die Aufhebung dieser Avnoj-Beschlüsse in euer Programm schreiben! Das ist mein Anliegen! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

13.23

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Zweytick. – Bitte, Herr Abgeordneter.

13.23

Abgeordneter Johannes Zweytick (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geschätzte Frau Staatssekretärin! Sehr geehrte liebe Kolleginnen und Kollegen! Hohes Haus! Diese Problematik, die mein Vorredner hinsichtlich der Anerkennung deutschsprachiger Minderheiten angesprochen hat, betrifft Minderheiten überall auf dieser Welt. Auch wir unterstützen die Anerkennung der Minderheiten schon lange intensivst, mit dem Ziel, diesen Konflikt friedlich im Sinne dieser Menschen zu lösen. (Beifall bei der ÖVP.)

Das bedeutet, wir haben den Dialog mit den betroffenen Menschen in dieser Region intensivst zu führen. Und dieser Dialog – ich tue mir da leichter, weil ich an der Grenze zu Slowenien wohne und in Marburg sehr viele Freunde habe – wird auch mit diesen Betroffenen geführt. Es ist dies ein Dialog des Friedens, des Miteinanders, des Über-den-Zaun-Schauens und Miteinander-Sprechens. Es geht diesen Menschen um Sicherheit in der Zukunft, um Frieden und den Erhalt ihrer Leistungen aus der Vergangenheit. Diese Leute sind heute großteils schon ältere Menschen, die zufrieden sind und hoffen. Sie warnen vor noch so berechtigten Sticheleien in diesen Fragen der Menschenrechte in ihrer Republik, heute Slowenien. Sie wollen, daß die Intentionen anderer Länder mit Gefühl und Weitblick im Sinne dieser Menschen betrieben


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite