Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 17. Sitzung / Seite 381

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sidiarität legt uns als Politikern auf, daß wir Rahmenbedingungen schaffen, damit die Idee der größeren Verantwortung im kleineren Bereich möglich ist. Ich glaube, dieser Schulversuch in den 24 ausgewählten Schulen ist ein klassisches Beispiel dafür, daß dieser Idee zum Durchbruch verholfen wird. (Beifall bei der ÖVP.)

Es soll eine Menge von Verwaltungsvereinfachungen geben, ein Mitspracherecht in den personellen Entscheidungen, einen Abbau bürokratischer Maßnahmen – all diese Modelle sollen rund zwei Jahre erprobt werden. Und ich glaube, daß wir nach diesen zwei Jahren werden sagen können, dieser autonome Gedanke sollte umgesetzt und verbreitet werden und das Schulleben in Österreich charakterisieren.

Nächster Punkt: Wir haben jeweils versucht, die schulpolitischen Weiterentwicklungen nach drei Leitlinien zu gestalten: erstens Qualität zu offerieren und Qualität noch zu verbessern, zweitens die Vielfalt des Angebotes zu erhalten, wenn möglich zu erweitern, und drittens dem Leistungsgedanken zweifellos auch im schulischen Bereich eine besondere Stellung zu verschaffen. Denn eines ist klar: Wir leben in einer Leistungsgesellschaft, und jene Institution, die für das Leben vorzubereiten hat, kann nicht außerhalb der Gedanken, die ansonsten das Leben prägen, stehen. Das heißt, der Leistungsgedanke hat zweifellos eine wesentliche Form der Prägung in der schulischen Erziehung zu sein. Noch einmal: Qualität, Vielfalt und Leistung – drei Kriterien, nach denen die gesamte Verbesserung unserer schulpolitischen Vorstellungen zu erfolgen hat und die dann in der schulischen Realität Platz zu greifen haben.

Das heißt, neben der Autonomie sollen eine innere Schulreform, eine Internationalisierung, mehr Angebote im Fremdsprachenbereich und eine Neuorientierung im berufsbildenden Schulwesen stattfinden. Wir haben uns auch im Koalitionsabkommen dazu bekannt, daß selbstverständlich eine Verbesserung des Polytechnikums, des gesamten berufsbildenden Bereiches und der Übergänge zu erfolgen hat, mit dem Ziel, daß es keinen Abschluß ohne weitere Bildungsmöglichkeit mehr geben kann. Das ist eine wichtige Frage. Wenn ich mich einmal für einen Bildungsweg entscheide, dann soll mich dieser Weg nicht in eine Sackgasse führen, sondern er soll mir jeweils Möglichkeiten bieten, durch zusätzliche Bildungsschritte dem Bildungsideal, das dem einzelnen vorschwebt, näher zu kommen.

Wir wollen zweifellos noch einem zusätzlichen Bereich entsprechen, nämlich der Idee des lebensbegleitenden Lernens. Es muß endlich Schluß damit gemacht werden, zu glauben, daß man eine Ausbildung, einen Bildungsweg zu durchlaufen braucht und man damit fürs ganze Leben ausgesorgt und sich genug gebildet hätte. Wir müssen wissen, daß andauernd zusätzliche Impulse zu geben und Angebote zu machen sind. Ich glaube, gerade im heurigen Jahr, das ja europaweit das Jahr des lebensbegleitenden Lernens ist, beschäftigen sich viele Enqueten, viele Veranstaltungen mit dem Aspekt des lebensbegleitenden Lernens. Und vielleicht kann man damit das Bewußtsein in Österreich ändern, daß das lebensbegleitende Lernen eine andauernde Herausforderung für die Bildungspolitik ist.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Was wir nun zu tun haben und was wir heute zu diskutieren haben und am Freitag, also morgen, zu beschließen haben werden, ist, die budgetären Grundlagen für diese Herrausforderungen zu legen.

Das heißt, wir müssen unsere Schulen, unser Bildungssystem für das 21. Jahrhundert fit machen. Wir wollen in einem System agieren und dauernd an Verbesserungen arbeiten, mit dem Ziel, daß sich diejenigen, die in diesem Bildungsprozeß integriert sind, wohl fühlen: die Schüler, die Lehrer, aber auch die Eltern. (Abg. Dr. Frischenschlager: Wohlsein!) Ein Wohlbefinden ist immer ein positiver Ausdruck des gesellschaftlichen Empfindens. Die Schule sollte keine Angst machen, sondern soll einen wesentlichen Beitrag zum Wohlbefinden leisten. Das heißt also, wir müssen die Schule mit inneren Reformen, mit mehr Autonomie, mit mehr Möglichkeiten noch höherer Qualität für das 21. Jahrhundert fit machen. Aber auch das Hinführen an jene Herausforderungen, die dem einzelnen im Leben dann begegnen, wird ein zentraler Stellenwert bildungspolitischer Natur in diesem und in den nächsten Jahren sein.


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