Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 17. Sitzung / Seite 382

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Ich glaube, daß mit einem Konsolidierungsprogramm, das die Überschrift "Sparen mit wirtschaftlicher Vernunft" trägt, eine gute Grundlage gegeben ist. Wir von der Volkspartei sagen ja zu diesem Kurs, weil es ein Kurs ist, der die Zukunft der jungen Menschen sichert. (Beifall bei der ÖVP.)

9.52

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Maria Schaffenrath. Sie hat das Wort.

9.52

Abgeordnete Maria Schaffenrath (Liberales Forum): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Ministerin! Meine Damen und Herren! Herr Kollege Höchtl hat jetzt abschließend etwas sehr Wichtiges gesagt, nämlich: Wie notwendig wäre es doch, die Schule von einem Ort der Angst zu einem Ort des persönlichen Wohlbefindens zu machen. Ich glaube aber, daß wir dazu die Strukturen leider noch nicht vorfinden, und solange wir an dem Auslesemechanismus und an diesem fehleranfälligen Beurteilungssystem an Österreichs Schulen in der derzeitigen Form festhalten, so lange wird Angst an unseren Schulen allgegenwärtig sein. Und es gibt gerade jetzt an allen Orten und Stellen – auch meine Tochter ist in dieser Situation – viele Maturaklassen. Gehen Sie in die Schulen und sehen Sie sich an, wieviel Angst die Schüler haben.

Sie haben, Herr Abgeordneter Höchtl, auch sehr viel über Bildungsoffensive, über Qualifizierungsoffensive, über lebensbegleitendes Lernen gesprochen. Das sind alles Zielsetzungen, die wir Liberale begrüßen, die wir unterstützen, nur habe ich die Sorge, daß es bei vielen dieser Begriffe bei einem Schlagwort bleibt und daß die realistische Umsetzung auf sich warten lassen wird.

Sehr geehrte Frau Unterrichtsministerin! Sie sind in einer Aussendung am 24. Jänner für eine emanzipierte Schule eingetreten, und Sie haben davon gesprochen, daß Erlässe und offizielle Genehmigungen die Schule nicht unbedingt besser machen und daß Eigenverantwortung an Schulen gefragt sei. Sie erwähnten, daß Sie in einer emanzipierten Schule Lehrer gesehen haben, die sich für das Gesamte verantwortlich sehen, Direktoren mit Managementqualitäten und Schulpartner, die ihre neue Rolle wahrnehmen. Und Sie sagten auch, Sie wollen eine Verbesserung der Lehreraus- und -weiterbildung initiieren. Leider schaut die politische Realität meiner Meinung nach anders aus.

Wenn Sie, Herr Kollege Höchtl, sagen, wir würden jetzt die budgetäre Grundlage für eine neue Schule, für eine Schule, die uns in das 21. Jahrhundert führen wird, schaffen, dann muß ich sagen: Ich sehe in diesem Budget leider nur sehr wenig Ansätze dafür. Es gibt zwar im Koalitionsübereinkommen da und dort einen Hinweis darauf, in der Budgetrede des Finanzministers kam das Wort Bildung aber kein einziges Mal vor.

Meine Damen und Herren! Die Diskussion über Schule, über innere Weiterentwicklung, über Qualität darf nicht nur im Rahmen von Konsolidierungsmaßnahmen ablaufen, sonst passiert nämlich ganz genau das, was letztendlich bei der Kürzung der Schulstunden im Sekundarbereich I passiert ist: Eine grundsätzlich sinnvolle Maßnahme, ein grundsätzlicher Ansatz in Richtung pädagogische Form verkommt deshalb, weil im Rahmen einer Husch-Pfusch-Aktion, im Rahmen des Konsolidierungszwanges die notwendigen Rahmenbedingungen nicht geschaffen wurden und weil letztendlich auch im inhaltlichen Bereich zum Teil die Vernunft fehlt.

Wir haben noch keinen neuen Lehrplan, der wird erst in zwei Jahren zu erwarten sein. Wie wird sich das dann auf die Schule selbst auswirken? Wieviel schulische Arbeit wird bei gleichbleibendem Lehrstoff in die häusliche Arbeit abgedrängt werden? Es wird auch zu einer Überalterung des Lehrkörpers kommen, weil die Flexibilisierung des Dienstrechtes nicht in wünschenswertem Maße mit dieser Maßnahme Schritt hält. Es werden uns die neuen Impulse, die neuen pädagogischen Ansätze junger Kollegen fehlen. Und ich frage mich wirklich, warum nicht im Rahmen dieser Reform überlegt wurde, im Primarbereich letztendlich einen Start in einen neuen Bereich, in den Sekundarbereich, zu wagen und bereits Reformen einzuleiten. (Beifall beim Liberalen Forum.)


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