Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 17. Sitzung / Seite 387

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Unterricht sprechen werden – werden Ihnen in dieser Auseinandersetzung nachweisen, daß wir die österreichische Schule in einer Zeit des Sparens von veralteten Strukturen befreien und modernisieren wollen, von Strukturen, die lange Zeit als unantastbar gegolten haben, solange wir sie uns leisten konnten. Sparen durch Reformen heißt die Devise, und niemand braucht um die Qualität der österreichischen Schule in dieser Situation Angst zu haben. (Abg. Mag. Schweitzer: Das wollen wir ja schon lange, Herr Kollege Niederwieser! Aber der Fortschritt ist noch nicht erkennbar!) – Der Fortschritt ist erkennbar, und Sie werden in den folgenden Ausführungen sehr deutlich hören, was wir vorhaben. Ich bitte Sie, einmal zuzuhören. (Abg. Mag. Schweitzer: Ich habe drei Kinder in der Schule! Ich sehe das tagtäglich, daß es keinen Fortschritt gibt!)

Ich möchte aber mit einigen Fakten beginnen, die allgemein eine bessere Bekanntheit verdienen. Zuerst zum Verhältnis von Lehrern zu Schülern und dazu, wie es sich in den letzten 20 Jahren entwickelt hat. (Der Redner zeigt eine Grafik.)

Wir hatten im Schuljahr 1970/71 – Kollege Schweitzer, da könntest du noch etwas lernen, denn diese Grafik kennst du sicher noch nicht – in den Pflichtschulen ungefähr 21 Schüler pro Lehrer, und wir hatten im Schuljahr 1994/95 – das sind die letzten vollständigen Zahlen – 9,2 Schüler pro Lehrer, in den Gymnasien waren es rund 15, jetzt sind es rund neun, und insgesamt waren es vor 25 Jahren rund 18, jetzt sind es rund zehn Schüler pro Lehrer. (Zwischenruf des Abg. Mag. Schweitzer .) Das heißt, das allein ist eine ganz erhebliche Verbesserung in der schulpolitischen Situation der letzten 25 Jahre. Das ist uns aber noch nicht genug. Das sage ich auch ganz offen.

Neue Aufgaben sind also zu lösen, neue Weichenstellungen sind vorzunehmen. Worum es in Zukunft gehen muß, ist, durch einen effizienteren Einsatz des Geldes für neue Aufgaben in der Bildungspolitik entsprechende Mittel zu erreichen. Mit diesem Strukturpaket wird der Prozeß der Umorientierung eingeleitet. Ich nenne einige für die Sozialdemokraten wichtige künftige Felder der Bildungspolitik, die wir in den nächsten Jahren in dieser Koalition gemeinsam verwirklichen wollen.

Da ist zunächst die Facharbeiter-Ausbildung zu nennen. Über sie wurde im Kapitel Soziales schon einiges gesagt. Ich sage nur soviel: Es werden auch höhere Anteile der öffentlichen Hand notwendig sein, verbunden mit dem System einer integrierten Berufsausbildung, in welchem Betrieb, Berufsschule, berufsbildende mittlere und höhere Schule sowie Erwachsenenbildung eingeschlossen sind und wo es letztlich als Abschluß auch eine Berufsmatura geben wird.

Wir haben als zweites Fragen des lebenslangen Lernens zu klären, die Schulen zu Häusern des Lernens auszubauen, in denen nicht nur am Tag, sondern auch am Abend im Bereich der Erwachsenenbildung sehr viel angeboten wird.

Wir brauchen sicherlich echte Integrationsmaßnahmen – da gebe ich dir schon recht, Kollegin Schaffenrath –, was die Weiterführung der Integration im Bereich der Mittelstufe darstellt. Aber ich bin auch sicher, daß das, was dann am Schluß des Begutachtungsverfahrens dem Parlament zugeleitet wird, nämlich diese Schulorganisationsgesetz-Novelle, eine Änderung sein wird, bei der wir durchaus zu einer gemeinsamen Beschlußfassung kommen werden können, denn auch wir legen großen Wert darauf, daß Integration unteilbar ist. Sie ist nicht teilbar zwischen Hauptschule und AHS, und sie darf auch nicht mit der achten Schulstufe aufhören. Darin sind wir selbstverständlich einer Meinung. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf der Abg. Schaffenrath .)

Die Mittel müssen aber nicht nur effizienter, sie müssen auch gerechter verteilt werden. Diese neue Wifo-Studie über die Umverteilung durch die Politik der öffentlichen Haushalte hat eines gezeigt: Ein durchschnittlicher landwirtschaftlicher Haushalt erhält aus dem Titel "Bildung" vom Staat als Transferleistung am meisten, gefolgt von einem gewerblichen Haushalt, den Freiberuflern, den Arbeitern und den Angestellten. Auf das oberste Drittel der Einkommenspyramide entfielen 1991 rund 47 Prozent der öffentlichen Ausgaben für Schule, auf das mittlere Drittel rund 37 Prozent und auf das untere Einkommensdrittel nur mehr 16 Prozent. Und der wesentliche


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