– Jedidja heißt sie. Und obwohl die Eltern beziehungsweise die Kinder seit Jahren versuchen, diese Situation zu ändern, sind weder der Lehrkörper noch die Eltern, noch die Schulaufsicht bisher imstande gewesen, einer christlich-fundamentalistischen Sekte, die Kinder massenweise damit verschreckt, daß sie ihnen sagt, da sitzen die Teuferl und die Dämonen in der Klasse drinnen, tatsächlich Herr zu werden. – Das sind die Realitäten, mit denen wir an Österreichs Schulen in bestimmten Situationen zu tun haben! Aber auf der anderen Seite geht man her und sagt, mit der Werbung werden die Schüler und die Eltern wohl noch fertigwerden – vor allem die Schüler.
Ich glaube, daß Sie die Realitäten an den Schulen verkennen. Ich will dieses Beispiel der Aschacher Schule jetzt nicht verallgemeinern, Ich weise nur darauf hin, daß es offensichtlich auch nach einer mehrjährigen Auseinandersetzung für engagierte Eltern nicht möglich ist, diesen Spuk, diesen Zauber an einer österreichischen Schule irgendwie abzustellen. Die Schulaufsicht hat den Kopf in den Sand gesteckt und wurde erst tätig, nachdem das mehrfach in den Medien präsentiert wurde, und auch das wahrscheinlich nur gegen einzelne Lehrer, während die Gruppe, die an etlichen Schulen in Oberösterreich aktiv ist, insgesamt bisher unbehelligt geblieben ist.
Ich meine nur, daß es ein guter Beleg dafür ist, daß man das Thema Werbung an den Schulen – Beeinflussung von Schülern im allgemeineren Sinn – etwas ernster nehmen und nicht nur auf die Frage reduzieren sollte, daß dadurch möglicherweise einige hunderttausend Schilling mehr für die Schulen und für die Bildungspolitik zur Verfügung bleiben. Ich halte es ja insgesamt für einen interessanten Aspekt der ganzen Debatte um Einsparungen im öffentlichen Sektor, daß man auf der einen Seite zwar sagt, wir haben kein Geld, wir bekommen kein Geld mehr herein, wir können über Steuern zu wenig einnehmen, wir können uns das nicht mehr leisten, daß man aber auf der anderen Seite sehr wohl weiß, wo das Geld zu holen wäre: nämlich bei Unternehmen, die dann über Werbung, über Sponsoring und ähnliches das Geld den Schulen oder anderen interessanten Werbeträgern zur Verfügung stellen. Ich halte das für den falschen Weg, Frau Ministerin, und zwar nicht nur in der Bildungspolitik. Die Gelder für die öffentliche Bildung – sofern sie vorhanden sind – sollte man auf eine andere Art und Weise zur Verfügung stellen und ausgeben.
Kollegin Schaffenrath! Ich habe Ihnen nicht die ganze Zeit zugehört, aber ich denke, Sie haben wahrscheinlich im Zusammenhang mit der Bildung eine Ihrer Forderungen wiederholt, die ich auch für wesentlich halte, und zwar, daß endlich einmal ein Bildungsbericht erstellt werden soll, ein jährlich oder alle zwei Jahre wiederkehrender periodischer Bildungsbericht, der uns Auskunft darüber gibt, wie die Mittel im Bildungssektor tatsächlich verwendet werden: wofür sie verwendet werden und für welche Teilbereiche. Ich halte das deswegen für unerläßlich und immens wichtig, weil wir natürlich nicht nur wegen der Einsparungen am Bildungssektor, sondern wegen der dringend vorzunehmenden Umbrüche im Bildungssektor – wenn wir sie vornehmen wollen – entscheidende Kenntnis über die finanziellen Ströme in diesem Bildungssektor erlangen müssen.
Nur einige Beispiele dafür: Die Neuverteilung der Bildungsressourcen wird unter anderem auch deswegen notwendig, weil das lebensbegleitende Lernen, dessen Jahr wir ja heuer abfeiern, wachsende Bedeutung bekommen wird. Die Ressourcen müssen daher von der schulischen Bildung in den Sektor der sekundären Bildung, in den Bereich der außerschulischen beziehungsweise der Erwachsenenbildung umverteilt werden. Wenn dem aber so ist, daß die Ressourcen neu verteilt werden, dann müßte man als Grundlage und als Voraussetzung wissen, wofür diese Ressourcen derzeit verwendet werden. Wie werden beispielsweise innerhalb des Bereichs der schulischen Bildung die Mittel zwischen den staatlichen Schulen und den privaten Schulen verteilt? Wie werden die Mittel zwischen den privaten Schulen, die konfessionell orientiert sind, und den privaten Schulen, die nicht konfessionell orientiert sind, aufgeteilt?
Wie werden innerhalb der privaten Schulen, die nicht konfessionell orientiert sind, die Mittel zwischen den sozusagen anerkannten Schulen – wie den Waldorfschulen – und den Alternativschulen aufgeteilt? Und da, Frau Ministerin, fällt schon eines auf, nämlich daß diese Mittel sehr ungleich verteilt werden! (Beifall bei den Grünen und beim Liberalen Forum.)