Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 17. Sitzung / Seite 402

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mit Stunden versorgen lassen, weil sich die Frage stellt, welcher Direktor es ablehnen und sich den Groll eines Vorgesetzten zuziehen würde.

Da gibt es das Berufspädagogische Institut, und auch hier findet sich jede Menge an Ministerialräten und Ministerialbeamten Ihres Ministeriums, Frau Ministerin, die in der Dienstzeit am Vormittag Seminare und Schulungen abhalten und die – das ist das Kuriose dabei –, obwohl sie es in ihrer Dienstzeit machen, dafür noch zusätzlich bezahlt werden. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Das kann doch nur ein Irrtum sein, das gibt es doch gar nicht!) Das ist leider Gottes kein Irrtum, sondern das ist die Realität. Gespart wird nicht "oben", gespart wird nicht dort, wo die größte Rückendeckung durch Lobbies herrscht, sondern gespart wird "unten" bei den Junglehrern, die es sich offensichtlich nicht richten können. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Das ist beibehalten worden?) Das ist beibehalten worden. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Das kann nicht wahr sein!) Ist aber so. (Abg. Dr. Mertel: Darf ich Sie auf einen Kaffee einladen, damit Sie sich besser unterhalten können?)

Im Bereich der Lehrerfortbildungen gibt es auch noch ein interessantes Detail, das ich dem Hohen Haus nicht vorenthalten möchte. Natürlich müssen sich auch Lehrer fortbilden, das soll auch so sein und ist auch gut so. Zu diesem Zweck gibt es das Pädagogische Institut des Bundes. Es steht außer Zweifel, daß sich bei genauerem Studium jede Menge interessanter und wichtiger Seminare finden, die dort angeboten werden.

Auffallend ist jedoch, daß ein Mitarbeiter dieses Instituts, der für die Seminargestaltung verantwortlich und für das gesamte Programm in dieser Erwachsenenbildung zuständig ist, ein gewisser Herr Stanzel, mehrfach selbst Seminare anbietet, die er offensichtlich nach eigenen Neigungen zurechtschneidet und in dieser Form dann anbietet. Er veranstaltet sie auch selbst und wird dafür auch noch zusätzlich bezahlt. Das ist ein hübsches Nebeneinkommen.

Was ist das? Was findet sich da, was die Lehrer lernen sollen, damit sie es an die Schüler weitergeben können? – Ich zitiere: "Denn sie wissen nicht, was sie tun. – Über die idealistisch motivierte Zurichtung in der Schule." Ein Seminar, abgehalten von Herrn Stanzel.

Oder: "Erlebnis-Sommer-Workshop: Kreative Lösungen in Organisationen". – Es geht um das Ausloten des eigenen Spielraumes in vernetzten Systemen. Vielleicht könnte Herr Stanzel einmal erklären, was damit gemeint ist.

Interessant ist aber auch ein Seminar, das in nächster Zukunft noch stattfinden wird, mit dem interessanten Titel "Sanfte Verblödung. – Spätkapitalismus und Wassermann-Zeitalter". Veranstalter: Lehrbeauftragter Andreas Stanzel.

Meine Damen und Herren! Es ist wirklich interessant, wofür da Steuermittel ausgegeben werden und welch hübsches Nebeneinkommen sich da offensichtlich jemand verschafft.

Eine besondere Pikanterie findet sich noch in diesem Programm, und zwar werden auch Golfkurse angeboten – quasi als Lehrerfortbildung. Der Lehrer von heute muß Golf spielen können, das gehört dazu. (Ruf bei den Freiheitlichen: Man muß Lehrer werden!) Es werden drei Golfkurse angeboten: ein Schnupperkurs, ein Anfängerkurs und ein Fortgeschrittenenkurs. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Zur Behandlung von Behinderten gibt es zuwenig Kurse!) Das findet sich da nicht.

Böse Zungen könnten natürlich behaupten, daß diese Kurse deshalb notwendig sind, weil sie ein Sprungbrett für eine Karriere sind, weil sie eine Voraussetzung sind, in der SPÖ möglicherweise Karriere zu machen. Bekanntermaßen ist ja unsere Frau Bundeskanzler eine begeisterte Golferin. Ein Sprungbrett für die Zukunft! (Beifall bei den Freiheitlichen. – Zwischenruf bei der SPÖ.) Nein, Bungee-Jumping wird nicht angeboten, Frau Kollegin, aber Golfspielen, weil das in der SPÖ sehr gefragt ist. (Neuerlicher Beifall bei den Freiheitlichen.)

Wie Sie wissen, gibt es eine Dienstanordnung der Landesschulräte an die betreffenden Lehrer, damit sie an solchen Seminaren teilnehmen können; vielleicht nicht unbedingt an einem Golfkurs. Dafür sind Supplierungen notwendig, wie man weiß, die ja ab dem zweiten Tag bezahlt


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