Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 17. Sitzung / Seite 417

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Werkstattleistung, Transportleistung, Lagerkosten, Veranstaltungs- und Bühnenkosten, die Einführung einer Kostenarten-, Kostenstellen- und Kostenträgerrechnung.

Nichts von dem ist wirklich berücksichtigt worden, Herr Minister, und das ist das Furchtbare, denn allein im Bereich der Technik, so hat die ROI errechnet, wäre ein Einsparungspotential von 15 bis 20 Prozent vorhanden. Und das sind zwischen 100 und 140 Millionen Schilling. Das heißt, wenn diese Umstrukturierung nach 1989 begonnen worden wäre, dann müßte der Generalsekretär Springer sich nicht immer wieder darüber beklagen, daß er Kürzungen hinnehmen muß – heuer sind es 60 Millionen.

Ich habe volles Verständnis für ihn, weil nämlich diese Kürzungen zu Lasten des operativen Budgets gehen, und genau das ist das Furchtbare, weil sich dann die Kürzungen im Spielplanbudget niederschlagen. Das sind manchmal 20 Prozent des Gesamtbudgets, und das kann der Beginn des Endes eines Theaters sein.

Das sind alles Dinge, die man durch eine andere Struktur verändern und hintanhalten könnte. Daß hier nichts passiert und daß hier überhaupt keine Bereitschaft besteht, über die Konstruktion des Bundestheater-Verbandes zu diskutieren, das halte ich für höchst bedauerlich.

Zur Kulturvermittlung. Wenn für mich eine wesentliche Weichenstellung das Stiftungswesen wäre, die zweite wesentliche Weichenstellung die Änderung des Bundestheater-Verbandes, so ist der dritte Schwerpunkt der Kulturpolitik für mich die Kulturvermittlung. Nun sehe ich, daß es an das Kultur-Service eine bemerkenswerte Zusage von Geldern gibt, allerdings – das ist es, was ich so bedauere – fehlt mir dabei eine Zielvorgabe, wofür diese Gelder eigentlich eingesetzt werden sollen. 27 Millionen Schilling sind es – damit bin ich wieder beim Ronacher, das ist ungefähr die gleiche Größenordnung. Das zieht sich wie ein roter Faden durch.

Ich glaube deswegen, daß diese Kulturvermittlung so wichtig ist, weil – und das habe ich vorher eben angesprochen – das Kulturverständnis, das sich in diesem Lande breitmacht, ein beunruhigendes ist. Es hat – die Frau Ministerin Gehrer ist jetzt nicht da – in Tirol zwei Ereignisse gegeben, die zwar überwiegend nur in den Tiroler Zeitungen transportiert wurden, die aber auch symptomatisch sind und von denen ich daher glaube, daß sie hier Erwähnung finden sollen.

Das eine war ein Brandanschlag am 9. April auf die "Villgrater Kulturwiese". Die "Villgrater Kulturwiese" ist ein Verein, der die eigenen Traditionen hinterfragen will – angefangen von der Marschmusik über die Malerei von Egger-Lienz und ähnliches mehr. Das gefällt natürlich manchen nicht und hat in dieser Gegend zu einer Polarisierung geführt, deren Spitze sich dann in diesem Brandanschlag niedergeschlagen hat.

Ich halte das für mehr als nachdenkenswert, weil man es auch als ein Symptom sehen soll, daß es – und das ist erst jetzt passiert, in der Nacht von Samstag auf Sonntag in Tirol – jetzt wieder einen Akt der Zerstörung gegeben hat. Es wurde nämlich eine Installation des Installationskünstlers Franz West zerstört. Jetzt wird man dieses Werk in eine Halle übersiedeln, weil man es offensichtlich im Freien nicht sichern kann.

Dadurch wird ganz deutlich, welche Aggressivität gegen moderne Kunst, gegen das Hinterfragen von Traditionen aufgestaut ist, sich entwickelt, was letztlich einen Schneeballeffekt auslösen kann in unserer Gesellschaft, was auf den Kulturbereich – und das ist schlimm genug – nicht beschränkt bleibt. Gerade deswegen halte ich es für so wichtig, daß wir der Kulturvermittlung mehr Augenmerk schenken, auch mehr Mittel zur Verfügung stellen, denn die braucht man dafür, und daß in den Schulen damit begonnen wird und von Ihrem Ressort, Herr Minister, eine entsprechende Unterstützung geleistet wird.

Ich halte bestimmte Ausdrucksformen der Kultur für unglaublich wichtig. Ich habe allerdings noch einen Satz der Frau Ministerin Gehrer im Ohr, den sie uns im Kulturausschuß gesagt hat, nämlich im Zusammenhang mit der Bedeutung des Lesens für die Persönlichkeitsbildung eines Menschen. Da hat sie doch glatt gesagt, auch für sie seien die Grundprinzipien Lesen, Rechnen und Schreiben das wichtigste Handwerkzeug für die Entwicklung eines Kindes.


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