Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 17. Sitzung / Seite 421

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Ich sage Ihnen eines – ich nehme dieses Thema sehr ernst –: Wir werden zu diesem Thema überhaupt nichts schaffen, wenn wir diese Haltungen nicht verlassen und nicht zu einer gemeinsamen Position kommen, die heißt, daß wir im gesamten Bereich der Musikerziehung und auch im Bereich weiterer Kunstvermittlung gemeinsam agieren und nicht aus den momentanen Zuständigkeiten für einzelne Institutionen sozusagen Lob und Tadel ableiten. Das halte ich dem Ernst der Sache für nicht entsprechend.

Was das Honorar des Herrn Stein in Salzburg betrifft: Sie wissen, daß das kein Honorar ist, über das ich disponiere, entscheide – wie immer. Und da muß sich dieses Haus, müssen sich einzelne Fraktionen, wie auch immer, einmal entscheiden: Entweder wollen wir autonome kulturelle Organisationen, die für ihre Entscheidungen gelobt oder kritisiert werden können, aber dafür auch geradezustehen haben – oder wir wollen das nicht. Auf der einen Seite wird bei jeder politischen Entscheidung aufgeschrien und gesagt, das sei ein politischer Eingriff und die Autonomie der Kunst sei gestört, und auf der anderen Seite wird dann, wenn ein System tatsächlich autonom funktioniert – und der Salzburger Festspielfonds ist nun einmal eine unabhängige Einrichtung –, gesagt: Was sagen Sie denn eigentlich dazu, daß dort solche Honorare ausbezahlt werden?

Meine Antwort darauf ist erstens die Autonomie der Einrichtung, zweitens der Markt, auf den schon hingewiesen wurde, und drittens halte ich es übrigens für falsch, daß solche Honorare bezahlt werden, das möchte ich hier auch nicht verschweigen. (Beifall bei der SPÖ und beim Liberalen Forum sowie Beifall der Abg. Dr. Petrovic. )

Nur müssen wir uns dann aber auch im klaren sein, daß wir generell diese Frage zu stellen haben: In welchem Ausmaß – und da bin ich wieder bei dem, was Herr Kollege Cap gesagt hat – nehmen wir eigentlich am internationalen Markt teil? (Zwischenruf bei den Freiheitlichen.) – Vieles spricht dafür. – Gibt es da vielleicht einen Punkt, wo wir sagen: In bestimmten, sehr kostspieligen Fragen wollen wir daran nicht teilnehmen, weil wir glauben, daß der Aufwand gegenüber dem momentanen qualitativen Ertrag zu groß ist? – Dann ist das aber nicht auf einen Regisseur oder auf einen Schauspieldirektor oder Verantwortlichen reduzierbar, der wieder einmal politisch ins Fadenkreuz geraten ist, sondern dann ist das eine generelle Diskussion. Dann geht es nicht darum, daß der Herr Stein Interviews gibt, die einen ärgern können, und daraufhin zieht man sozusagen seinen Fall exemplarisch heraus, sondern dann geht es um die generelle Diskussion: In welchem Ausmaß nehmen wir an einem internationalen Gagenspiel teil, dessen Auswüchse wahrscheinlich gerade gegenüber jenen, die Sie erwähnt haben, nämlich freien Kulturinitiativen, nicht gut darstellbar sind? Sie kennen diese Debatte.

Was ich nur für falsch halte, ist, daß jeweils sozusagen das Schmankerl aus dem Hut gezogen wird. Nach diesem Motto laufen diese Diskussionen, und das ist, wie ich meine, falsch.

Die ROI-Studie habe ja ich selber, als ich bei den Bundestheatern war, Frau Abgeordnete Schmidt, in Auftrag gegeben. (Abg. Dr. Schmidt unterhält sich mit Abg. Dr. Frischenschlager. ) Ich muß mir Ihre Aufmerksamkeit wieder erkämpfen. Frau Abgeordnete Schmidt! Darf ich nur auf Ihren Punkt ROI-Studie zurückkommen? Die habe ich selber in Auftrag gegeben. Davon haben wir einen großen Teil umgesetzt, und wenn Sie sie ganz zitieren, dann werden Sie darin die Tatsache finden, daß ROI sagt, die gegenwärtige Organisationsform des Bundestheaterverbandes halten sie aus ökonomischen Gründen anderen vergleichbaren Organisationsformen für überlegen. Ich kann Ihnen auch die Seite schicken, auf der das draufsteht. Glauben Sie mir, ich finde sie schnell.

Das ändert aber nichts daran, daß man in vielen Details, was nicht Kleinigkeiten bedeutet, Korrekturen anzubringen hatte, hat und auch haben wird. Und gerade ein Teil von dem, was Sie vorgelesen haben, betrifft Dinge, die sehr wohl in Angriff genommen wurden. Das hat im übrigen dieses De-facto-Stagnieren des Budgets auch möglich gemacht, weil man Einsparungen realisiert hat. Sie werden wohl nicht die Rechnung ausstellen können, daß wir in den letzten Jahren in den künstlerischen Budgets zurückgewichen sind, sondern natürlich ist das Stagnieren darauf zurückzuführen, daß wir in den technischen Bereichen sehr viel an Reorganisation vorgenommen haben.


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