Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 17. Sitzung / Seite 435

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1994 resignierte dann Dieter Bogner, der Projektleiter des Museumsquartiers. Zu diesem Zeitpunkt war von seinem Konzept, ein Museum für das 21. Jahrhundert zu gestalten, bereits nur noch am Rande die Rede.

Mit dem Ankauf der über zwei Milliarden Schilling teuren Sammlung von Klimt, Schiele und Gerstl ist der Augenarzt Rudolf Leopold zum wichtigsten Mann im Messepalast geworden, dessen Forderung nach mehr Raum Hans Dichand unter dem Pseudonym "Aurelius" bekräftigte.

Auch zu dieser Materie eine Frage, Frau Ministerin: Haben Sie schon eine definitive Entscheidung des Denkmalschutz-Chefs Seiler, der sich an den positiven Entscheid seines Beirates nicht gebunden fühlt? Wenn nicht, bis wann soll mit dem Entscheid noch gewartet werden?

Es wundert mich auch, warum sich der Direktor des Museums Moderner Kunst, Lóránd Hegy, in diesem Zusammenhang nicht mehr zu Wort meldet. Soll das wirklich alles gewesen sein? Soll die zeitgenössische Kunst Österreichs weiterhin weitgehend auf der Strecke bleiben? – Alles Fragen, die zu lösen sind, und ich hoffe in dieser Angelegenheit auf Ihre Unterstützung, Frau Ministerin, denn ich würde mir wirklich wünschen, daß aus diesem Museums-Verhinderungsprojekt doch noch ein international anerkanntes Stück österreichisches Kulturbewußtsein wird.

Frau Ministerin! Zum Schluß: Auch ich habe eine Bitte an Sie: Unterstützen Sie die Forderung, keine öffentlichen Mittel mehr für die Philharmoniker zu gewähren, solange sie nicht bereit sind, Musikerinnen aufzunehmen. (Beifall beim Liberalen Forum, bei der SPÖ und bei den Grünen.)

13.59

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Mag. Posch. – Bitte, Herr Abgeordneter.

14.00

Abgeordneter Mag. Walter Posch (SPÖ): Frau Ministerin! Herr Präsident! Hohes Haus! In konjunkturell schwierigen Zeiten ist es nicht leicht, Verständnis für Kunst und Kultur zu finden. Es gibt nur geringe Akzeptanz für steigende Kulturbudgets. Trotzdem ist es in der Vergangenheit gelungen, eine Reihe von beachtlichen Erfolgen zu erringen. Ich erinnere an die Novelle zum Filmförderungsgesetz, an die Verlagsförderung, an die Urheberrechtsgesetz-Novelle, an die Förderung von Kulturinitiativen, an den Österreichischen Kulturservice und so weiter.

Die Kulturinitiativen haben sich in den letzten zehn Jahren zu einem belebenden Teil der österreichischen Gegenwartskultur entwickelt. Es gibt eine sehr große Bandbreite – von regionaler Bedeutung bis zu experimenteller Kunst- und Kulturvermittlung. Es haben sich vielfältige Initiativen entwickelt, was sich auch in der Förderung entsprechend zu Buche schlägt. Die Kulturinitiativen haben eine ganz beträchtliche Ausweitung erfahren.

Weiters möchte ich den Österreichischen Kulturservice positiv erwähnen, der sich als wichtige Institution entpuppt hat: für die Schule als Zentrum für Bildung und Kultur, für die Vermittlung von zeitgenössischer Kunst, für die Begegnung mit Kulturschaffenden und nicht zuletzt für den Abbau regionaler Disparitäten.

Der Österreichische Kulturservice hat eine umfangreiche Servicetätigkeit entwickelt, und das bei einem Minimum von bürokratischem Aufwand, sodaß ich meine, daß er kontinuierlich ausgebaut werden müßte, vor allem die Dialogveranstaltungen, die angeboten werden.

Der größte Teil der österreichischen Kulturpolitik, der Löwenanteil der Kunst- und Kulturförderung in Österreich ist den Bereichen Musik und darstellende Kunst gewidmet, und zwar mehr als die Hälfte des gesamten Budgets. Der Großteil davon entfällt auf die Groß- und Mittelbühnen, gefolgt von den Festspielen, den Orchestern und den Konzertveranstaltern sowie auf die Kleinbühnen. Das heißt, der Schwerpunkt der öffentlichen Kulturausgaben liegt eindeutig bei der Förderung von Theatern, von reproduzierender Musik und von großen Festivals.


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