Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 17. Sitzung / Seite 449

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Lehrlingsausbildung den Unternehmern wirklich wichtig ist. Es passiert da wirklich sehr viel in der Wirtschaft. Viele Unternehmer bemühen sich bis zum Äußersten, aus den Lehrlingen sozusagen etwas zu machen. Aber manchmal war ich schon auch enttäuscht, wenn ich gesehen habe, daß manche Wirtschaftstreibende meines Erachtens zu wenig in die Ausbildung investiert haben, und ich immer wieder, wenn es darum gegangen ist, Lehrstellensuchende unterzubringen, auf Aussagen gestoßen bin wie: Ein Lehrling kostet zu viel, er ist zu teuer, das leiste ich mir nicht, er ist zu lange in der Berufsschule und so weiter. In solchen Momenten, muß ich sagen, war mir nicht gerade sehr warm ums Herz in Richtung "Karriere mit Lehre". Auch da würde ich Sie bitten, aus Ihrer momentanen Situation heraus ... (Abg. Tichy-Schreder: Die Arbeiterkammer verlangt eine Verlängerung der Ausbildung! Die Wirtschaft nimmt es aber nicht mehr hin! – Wir müssen miteinander reden!) – Genau das, Frau Abgeordnete!

Ich habe es vorher schon betont: Prestige ist gut, wenn gut bezahlt wird und man gut ausgebildet ist. Nur dann werden Sie von der Wirtschaft auch bereit sein, gut zu zahlen. Aber die Ausbildung erfordert immer mehr, Sie wissen es. Neue Technologien fordern der Wirtschaft sicher genug ab in der Ausbildung. Aber gerade neue Technologien bringen es halt auch mit sich, daß die Ausbildung länger dauern muß. – Aber mir ist schon klar, daß wir das jetzt nicht ausdiskutieren können.

Frau Ministerin! Ein Wort auch zu Ihnen persönlich; wir haben im Budgetausschuß schon darüber diskutiert. Ich war ein bißchen enttäuscht über Ihre Aussage auf meine Anfrage hin, was die Vorhaben in der Sache Berufsorientierung betrifft. Sie haben gemeint: Bitte nicht so, daß wieder etwas Zusätzliches kommt! Mir ist völlig klar, daß das gerade in diesem Moment nicht drinnen ist. Aber Unterrichtsprinzipien gibt es genug, und Sie wissen sicher genauso wie ich, als eine, die aus diesem Bereich kommt, daß in der Praxis diese Unterrichtsprinzipien aber auch mehr Eingang finden müssen. Und da habe ich das Gefühl – das ist meine persönliche Meinung dazu –, daß in der Pflichtschule zu wenig über Berufsorientierung gesprochen wird.

Dem Polytechnischen Lehrgang – und "Karriere mit Lehre" und Berufsorientierung bringen mich zu diesem Thema – kommt natürlich bei dieser Aufgabenstellung besondere Bedeutung zu. Ich möchte es nicht verabsäumen, von dieser Stelle aus jenen engagierten Lehrerinnen und Lehrern an den Polytechnischen Lehrgängen, die dasselbe Problem wie die Lehrlinge haben – auch sie haben nicht unbedingt das große Prestige, das hängt mit der Fachausbildung zusammen –, zu sagen: Es war ganz toll, was Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen, in den letzten Jahren geschafft haben!

Diese Lehrer trugen selbst das meiste zur Reform dieses Schultyps bei, sie haben viel von ihrer Freizeit dafür geopfert. Entsprechend dem Koalitionsabkommen soll da noch viel geschehen. Die Reform "PL 2000" steht ja an.

Auch in den Ländern wurden bereits qualitätsfördernde Strategien entwickelt. Mit einem Wort, ganz einfach praktisch umgelegt: Es muß etwas für die Aufwertung des Polytechnischen Lehrgangs geschehen. (Beifall bei der SPÖ.) Ich nehme diesen Applaus nicht für mich selbst entgegen, sondern für anwesende Schüler und Schülerinnen, aber vor allem für die Lehrlinge, die vorher den Polytechnischen Lehrgang besuchen. (Beifall eines jugendlichen Besuchers auf der Galerie.)

In ganz Österreich finden zurzeit an 163 Orten mit 410 Klassen unter dem Titel "PL 2000" Schulversuche statt. Auch diese Schulversuche muß man weiter ausbauen. Nicht außer acht lassen sollte man aber auch das Konzept der Sozialpartner zur Neugestaltung der Berufs- und Bildungsorientierung. Ich möchte hier nur einige Schwerpunkte aus dem Papier der Sozialpartner herausgreifen.

Die Sozialpartner sagen – und dieser Gedanke gefällt mir persönlich sehr gut –, daß Werkerziehung sozusagen zum Leitfaden werden sollte, mit phasenweisem Austausch der Fachlehrer. Die unverbindliche Übung "Berufsorientierung und Bildungsinformation" sollte weiter ausgebaut werden, meinen die Sozialpartner. Im Rahmen der Schulautonomie, Frau Ministerin, sollte laut Sozialpartnern die Möglichkeit geschaffen werden, dabei noch mehr Wert auf praxisnahen


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