Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 17. Sitzung / Seite 450

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Unterricht zu legen. Zusätzliche drei bis fünf Projekttage pro Schulstufe wären zum Beispiel ein Wunsch der Sozialpartner, und ich kann mich dem durchaus anschließen. Aber es wird auch notwendig sein, die Ausbildung der praxisorientierten Lehrer noch effizienter zu machen.

Frau Ministerin! Sie sehen, in diesem Bereich gibt es noch viel zu tun. Ich bin der Meinung, daß nur eine rechtzeitige Berufsorientierung, Hand in Hand gehend mit einer Aufwertung des Polytechnischen Lehrganges als berufsvorbereitender Abschlußklasse, gewährleistet, daß die jungen Menschen eine gute Entscheidung für den richtigen Beruf treffen, für eine qualifizierte Ausbildung und somit für eine Chance auf einen adäquaten Arbeitsplatz! – Danke. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

15.15

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Riepl. Er hat das Wort.

15.16

Abgeordneter Franz Riepl (SPÖ): Sehr verehrter Herr Präsident! Sehr verehrte Frau Bundesministerin! Hohes Haus! Aus vielen Gründen ist die Lehrlingsausbildung derzeit in aktueller Diskussion. Die Wirtschaft verlangt ein Sofortprogramm – wir haben gerade den Diskussionsbeitrag der Kollegin Tichy-Schreder gehört – mit einer Reihe von Forderungen, die für Lehrbetriebe vielleicht attraktiver, für die Lehrlinge aber sicherlich unattraktiv sind. Ich denke, es wird zum gegebenen Zeitpunkt die Möglichkeit geben, die Forderungen der Wirtschaft den Forderungen der Arbeitnehmer gegenüberzustellen und gemeinsam nach sinnvollen Lösungen zu suchen.

Ich möchte aber Ihren Diskussionsbeitrag, Frau Kollegin Tichy-Schreder, doch nicht so einfach vorbeigehen lassen. Sie haben nämlich ein Beispiel aus der Metallindustrie mit einer Lehrwerkstätte gebracht. Ich gehe davon aus, daß Sie wissen, daß ich einige Jahre lang im Bereich der Metallindustrie fast alle großen Betriebe im Zuge meiner beruflichen Tätigkeit betreut und mich jahrelang um Lehrlingsfragen gekümmert habe.

Gerade das Beispiel ABB zeigt, daß nicht die Dauer der Berufsschule und die Berufsschulzeit ausschlaggebend für das Reduzieren der Zahl der Lehrlinge in diesem Unternehmen und das Schließen der Lehrwerkstätte waren, sondern in diesem Betrieb war vor allem ausschlaggebend, daß ein gewisser Wertewandel, was die Stellung des Lehrlings anlangt, eingetreten ist.

Ich möchte Ihnen das auch begründen. Ich kann mich noch gut an Diskussionen mit dem jahrelangen Ausbildungsleiter dieses Unternehmens erinnern, der immer gesagt hat: Für uns ist wichtig, daß wir auch über den betrieblichen Bereich hinaus ausbilden, denn derjenige, der bei uns mit guter Ausbildung später einmal aus dem Betrieb ausscheidet, wird wahrscheinlich sein ganzes Berufsleben lang an die ABB zurückdenken und da oder dort auch indirekt Werbung für unser Unternehmen machen.

Heute hat diese Einstellung leider ihre Bedeutung verloren. Heute wird nur mehr für den Betrieb und für den Eigenbedarf ausgebildet und nicht, weil die Berufsschulzeit verlängert wurde, sondern weil man eben nur mehr Kosten und Zahlen in den Vordergrund stellt.

Sehr verehrte Damen und Herren! Ich glaube, daß man in einer solchen Unterrichtsdebatte auch eine grundsätzliche Bemerkung zur Bildungspolitik im Bereich der Berufsschule machen sollte. Durch die 16. Novelle des Schulorganisationsgesetzes 1994 wurden die Berufsschulen mit höheren Schulen gleichgestellt. Bisher haben aber die Berufsschulen keine neuen Aufgaben dazubekommen. Was dazugekommen ist, ist, daß man da oder dort sehr erfolgreiche Pilotversuche gestartet hat, beispielsweise in Vorarlberg. Frau Ministerin! Ich gehe davon aus, daß Ihnen von diesem Versuch berichtet wurde. Es ist im vergangenen Jahr von der Bludenzer Berufsschule ein Vorbereitungslehrgang mit dem Ziel veranstaltet worden, ehemalige Lehrlinge zur Matura zu motivieren. In Wien haben wir im Berufsschulbereich der Fertigungstechniker einen Lehrgang für Qualitätssicherung geschaffen, also auch einen zusätzlichen Bildungsinhalt für die Lehrlinge angeboten.

In der Elektro-Berufsschule in Wien kam es zur Ausbildung im Bereich Photovoltaik, und zwar auf einer Anlage, die die Lehrlinge selbst unter Anleitung ihrer Lehrer gebaut, in Betrieb genom


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