Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 17. Sitzung / Seite 451

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men und gleichzeitig von der Konstruktion bis zur Inbetriebnahme dieses Themenfeld ihrer Ausbildung entsprechend bearbeitet haben.

Diese Beispiele beweisen, daß die Berufsschulen von den Räumlichkeiten, von der Lehrerkapazität und von den Wissensressourcen her verstärkt nutzbar gemacht werden könnten. Sie könnten eigentlich mehr tun, als sie derzeit dürfen. Ich meine, wir sollten daher alles daransetzen, den Berufsschulen die Möglichkeiten zu geben, über ihre ureigensten Aufgaben hinaus, weiterführende Bildung anbieten zu können. (Beifall bei der SPÖ.)

Man kann das auch mit einem Satz sagen: Sie sollten das Recht haben, ihre Kapazitäten in allen Bereichen möglichst optimal zu nützen. Berufsschulen sollten in unserer heutigen Zeit, in diesem Jahrhundert, das bald zu Ende geht, Bildungszentren sein, so wie andere Schulen, wie es auch die Universitäten in unserem Land bereits sind.

Sehr geehrte Damen und Herren! Zu den Schulen zählen aber auch die Lehrer. Und ich glaube, es ist ganz gut, sich auch mit der Situation der Lehrer ein bißchen auseinanderzusetzen. Wir stellen immer wieder fest, daß es Schwierigkeiten hinsichtlich der Rechte und der Möglichkeiten gibt, die Berufsschullehrer haben, etwa auch in Zusammenarbeit mit HTL-Lehrern. Beispielsweise dürfen Berufsschullehrer auf der Berufspädagogischen Akademie zwar selbst Lehrer unterrichten, auf einer Höheren Technischen Lehranstalt jedoch keine Schüler unterrichten. Es gibt also einige Unstimmigkeiten, die man vielleicht auch in dieser Gesetzgebungsperiode sachlich prüfen und versuchen könnte, diesbezüglich zu mehr Synergien, zu mehr Zusammenarbeit zu kommen. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.) Eine Mitverwendung in diesem Bereich kann nur fruchtbar sein und letztlich nur der Jugend dienen.

Ein ganz anderer Punkt: Bei einer Veranstaltung der Sektion Gewerbe und Handwerk in Niederösterreich beispielsweise wurde vor wenigen Tagen verlangt – ich zitiere wörtlich aus einem Papier, das dort den Veranstaltungsteilnehmern übergeben wurde –: ... eine Auslagerung der Allgemeinbildung aus der Berufsschule, denn das ist doch Pflichtschulsache. – Ich glaube, mit Ihnen einer Meinung zu sein, Frau Kollegin Tichy-Schreder, daß unsere Überlegungen nicht so weit gehen sollten! Ich meine, wir haben doch einen breiten Konsens darüber, daß auch die Berufsschule die Aufgabe hat, neben der Vermittlung von beruflichen Fertigkeiten und Kenntnissen auch allgemeinbildende Fertigkeiten und Kenntnisse zu übermitteln. Daher sage ich, das ist nicht meine oder unsere Position, wenn Wirtschaftsbereiche so extreme Forderungen aufstellen, nämlich die Forderung, Allgemeinbildung aus den Berufsschulen sozusagen zu entfernen. (Abg. Dr. Fuhrmann: Das ist auch kurzsichtig!)

Liebe Damen und Herren des Hohen Hauses! Ich möchte bei dieser Gelegenheit ausdrücklich Frau Bundesministerin Gehrer für Ihre Ausführungen danken, die sie bei einer Enquete diese Woche zum Thema "Neue Wege in der beruflichen Aus- und Weiterbildung" gemacht hat. Frau Bundesministerin! Sie haben sich dort sehr engagiert zum Thema "Berufsmatura" gemeldet, so wurde mir jedenfalls berichtet, und haben sich dafür ausgesprochen und das als wichtiges Thema tituliert. Ich glaube, das soll man auch erwähnen. Das ist auch ein wichtiges Thema, das wir in den nächsten Monaten entsprechend behandeln sollten. (Beifall bei der SPÖ und der Abg. Tichy-Schreder. )

Sehr verehrte Damen und Herren! Ich habe hier die Broschüre "Wege in die Zukunft – Das technisch-gewerbliche Schulwesen in Österreich". Das ist eine Broschüre, die Jugendliche vor Eintritt in diese Schulen bekommen. Es wird darin ganz interessant ein allgemeines Bildungsziel dieses Schultyps beschrieben. Dieses Bildungsziel wird beispielsweise wie folgt beschrieben – ich zitiere –: Der Schüler soll Vorgänge und Zustände nach vorgegebenen Gesichtspunkten präzise beobachten, Wesentliches erkennen und Sachverhalte in gesprochenem und geschriebenem Deutsch und in mindestens einer Fremdsprache, in mathematisch-naturwissenschaftlicher Symbolik sowie durch graphische Darstellungen ausdrücken können. – Ich glaube, dieses eine Bildungsziel – und ich könnte noch weitere zitieren – macht klar und deutlich eines sichtbar: Dieses Bildungsziel, das für 14-, 15jährige in unserer Republik formuliert ist, das in einer Broschüre Ihres Ministeriums niedergeschrieben ist, sollte eigentlich auch unser Bildungsziel für


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