Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 17. Sitzung / Seite 499

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Frau Bundesministerin! Es dauert heute nicht mehr lange, bleiben Sie noch ein paar Minuten. (Bundesministerin Dr. Krammer: Aber Ihnen höre ich doch gerne zu!) Ja, aber Sie werden ständig gestört dabei. (Bundesministerin Dr. Krammer: Macht ja nichts!)

Frau Bundesministerin! Ihr Vorgänger, Minister Ausserwinkler, hat eine Menge von Zusatzstoffen und Farbstoffen, die bis 1993 in Österreich verboten waren, zugelassen, und zwar im Rahmen des EWR-Beitritts Österreichs. (Abg. Dipl.-Ing. Kaiser: Das ist die G’schicht!) Nein, nein, nicht: "Das ist die G’schicht!" Das ist der Punkt, Herr Kollege Kaiser! Sie mit Ihrem A-Pickerl, das können Sie sich schön langsam ... na ja! (Beifall bei den Freiheitlichen. – Abg. Mag. Steindl: Was? – Abg. Ing. Reichhold: Auf die Haare schmieren!)

Frau Bundesministerin! Minister Ausserwinkler hat mir auf die Frage, wieso er bisher verbotene Zusatzstoffe erlaubt, folgende Antwort gegeben – und das ist interessant –: Der EWR-Vertrag verpflichtet Österreich, folgende bisher in einschlägigen Verordnungen nicht enthaltene und durch Bescheide nicht zugelassene Zusatzstoffe in die entsprechende Verordnung aufzunehmen. – Das heißt: Nur der EWR-Vertrag war der Grund, bisher verbotene Zusatzstoffe zuzulassen, Frau Ministerin!

Da muß ich schon sagen, dem Diktat der Nahrungsmittelindustrie oder des Marktes wird einfach Stück für Stück die Gesundheit geopfert. Wer braucht diese Haltbarmachung unserer Produkte? Wer braucht diese Farbstoffe? Wer braucht diese Geschmacksverstärker? – Nur die Nahrungsmittelindustrie, denn sie nützen dem Konsumenten absolut nichts! Die Nahrungsmittelkonzerne brauchen diese Manipulationen bei unseren Nahrungsmitteln – "Lebensmittel" kann man zu diesen Produkten kaum mehr sagen. Sie brauchen diese Zusatzstoffe, damit die Nahrungsmittel lange Transportwege aushalten, damit sie lange halten, und die fehlende Geschmacksintensität – aufgrund der Produktion mit viel Chemie – wird mit Geschmacksverstärkern ausgeglichen, und damit wird der Konsument einfach getäuscht.

Es ist wirklich viel zuwenig, daß bei Krisen, zum Beispiel beim Rinderwahn, die Politiker mediengerecht genau jene Produkte verspeisen, die gerade in Verruf sind. Vor Ihnen, Frau Bundesministerin, haben auch englische Minister und Politiker bereits vor laufenden Kameras mit ihren Kindern englisches Rindfleisch – englisches Rindfleisch! – gegessen, um so den Konsumenten zu beweisen, daß es ungefährlich ist. Und während Sie, Frau Ministerin, mit Herrn Landwirtschaftsminister Molterer – auch vor laufender Kamera – Tafelspitz verzehrt haben, hat Herr Kommissar – euer "guter" Kommissar! – Fischler in den Tiroler Bergen sein Lieblingsfleisch verkündet: englisches Rindfleisch. – Und da soll sich noch einmal ein Konsument auskennen! Das ist ein totales Chaos! (Beifall bei den Freiheitlichen. – Zwischenbemerkung der Bundesministerin Dr. Krammer. )

Frau Ministerin! Sie können nichts dafür, das stimmt. Ich frage Sie nur: Wie soll sich der Konsument da noch auskennen? Und wie reagiert der Konsument, Frau Kollegin Bauer? Wie reagiert der Konsument in Österreich? Wie reagiert er? – Er kauft kein Rindfleisch! (Abg. Sophie Bauer: Das haben wir schon dreimal gehört!) Ja, das haben wir schon dreimal gehört! Sie interessiert es ja auch gar nicht, welche Auswirkungen eine solche Politik für den österreichischen Rinderbauern hat. (Bundesministerin Dr. Krammer: Zeigen Sie nicht auf mich! Sie meinen jemand anderen!) – Ich meine jemanden anderen. Mich wundert nur, daß sich die Kollegin von der SPÖ so vehement dagegen wehrt, aber vielleicht hat sie nicht mitgedacht.

Sie haben gestern im Hauptausschuß einen Antrag der Freiheitlichen abgelehnt, daß die österreichischen Rinderbauern, die tatsächlich kein Stück Rind mehr verkaufen können, die wirklich vor dem Bankrott stehen – da werden Existenzen vernichtet! –, entschädigt werden. Sie haben den Antrag abgelehnt, daß die österreichischen Rinderbauern auch aus der EU-Marktordnung entschädigt werden sollen! (Rufe und Gegenrufe zwischen der SPÖ und den Freiheitlichen.)

Aber die englischen Rinderbauern bekommen im Gegenzug für die Schlachtung eines kranken Rindes über 4 000 S (Abg. Dr. Partik-Pablé: Und wieso die österreichischen Bauern nicht?) und die österreichischen Bauern – gelt, Kollege Freund, da haben Sie gestern im Hauptausschuß


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite