Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 20. Sitzung / Seite 27

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gleichgesetzt werden mit der Arbeit am Tag. Nachtarbeit ist belastender, belastender aus psychischen Gründen, aus physischen Gründen, belastender für die Gesundheit, belastender für die Familie. Daher muß es auch einen Ausgleich geben, einen Ausgleich, der über die heutigen Regelungen des finanziellen Ausgleichs hinausgeht. Und daher trete auch ich dafür ein, daß es für Nachtarbeit in bestimmten Stunden – da muß man natürlich eine gehörige Übergangsfrist vorsehen, das kann durchaus erst in einigen Jahren wirksam werden, damit sich die Firmen in ihrer Lohnpolitik und so weiter darauf einstellen können – einen Zeitzuschlag gibt, einen Zeitzuschlag, der nicht in Geld abzulösen ist, sondern der dazu dient, daß mehr Freizeit aus gesundheitspolitischen, aus gesellschafts- und familienpolitischen Gründen zur Verfügung steht. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich bin daher der Überzeugung, daß wir dieses Problem der flexibleren Arbeitszeiten im Interesse beider Teile und unter Berücksichtigung der Interessen beider Teile, der Arbeitnehmer und der Arbeitgeber, noch bis zum Sommer des heurigen Jahres lösen werden. Das ist ein Schritt, von dem wir uns nicht erwarten dürfen, daß dadurch schlagartig mehr Arbeitsplätze entstehen, aber ein Schritt, der notwendig ist, um in einzelnen Bereichen bessere Konkurrenzbedingungen zu bieten, aber auch um den Arbeitnehmern mehr Möglichkeiten zu geben.

Die längerfristige Tendenz aus meiner Sicht kann nur die sein: Wir müssen berücksichtigen, daß wir in immer kürzerer Zeit immer mehr erzeugen können. Wir müssen aber auch berücksichtigen, daß die Grundausbildung immer weniger lang ausreichen wird, daß immer mehr an Weiterbildung notwendig ist, und zwar in allen Sparten, daß daher mehr von unserer Lebenszeit für Weiterbildung zur Verfügung gestellt werden muß. Daher muß nach der jetzigen Diskussion über flexiblere Gestaltungsmöglichkeiten der Arbeitszeit die nächste Diskussion sein, die sicher nicht von heute auf morgen zu führen sein wird, die einige Jahre dauern wird: Wie finden wir völlig neue Wege in der flexibleren Gestaltung der gesamten Lebensarbeitszeit?

Wir leben erfreulicherweise länger, wir können in immer kürzerer Zeit das erzeugen, was wir brauchen und verkaufen können, wir brauchen aber mehr Zeit für Bildung. Diese flexible Lebensarbeitszeit soll daher dazu dienen, daß innerhalb des gesamten Lebens mehr Blöcke für die Weiterbildung zur Verfügung stehen, aber mehr größere Blöcke auch für Freizeit zur Verfügung stehen. Es soll jemand beispielsweise mit 35 Jahren sagen können, er möchte jetzt ein halbes Jahr für Weiterbildung oder er möchte jetzt einige Monate Freizeit haben. Diese Systeme sind zu entwickeln. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Das geht nicht von heute auf morgen, denn so einfach wie im öffentlichen Dienst, wo ein durchgehender Unternehmer da ist, sind diese Systeme nicht umzusetzen – aber sie sind umsetzbar. Wenn man überbetrieblich Urlaube regeln kann – ich verweise etwa auf die Bauarbeiterurlaubskassen –, so muß es sicher künftig möglich sein, daß man in überbetrieblichen Freizeit-, Überstunden-, Urlaubs- und Abfertigungskassen dafür Sorge trägt, wobei dann eben für Weiterbildung von diesem Konto günstiger abgebucht werden können soll und für Freizeit normal abgebucht werden soll. Das sind die Ziele einer echten Lebensqualität bestimmenden Arbeitszeitpolitik für die Zukunft. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Ein Thema, das momentan auch sehr diskutiert wird, sind die Lohnnebenkosten, zu dem ich ebenfalls Stellung nehmen möchte. Wir haben in Österreich eine gute, sozial ausgewogene Situation. Die Verhandlungen der Löhne wurden sozialpartnerschaftlich geführt und so geführt, daß es auch nie zu Pressionen gekommen ist. Daher gehe ich davon aus, daß sie auch der Situation entsprechen. Lohnnebenkosten, die der sozialen Sicherheit dienen, der Gesundheitsvorsorge, der Krankenbehandlung, der Altersvorsorge, können daher nicht ersatzlos aufgegeben werden, denn dann würde man damit gleichzeitig die Qualität unserer sozialen Sicherheit unmäßig zerstören.

Daher kann es hier nur eine Änderung geben, wenn gleichzeitig alternative Möglichkeiten der Finanzierung geschaffen werden. Das ist untrennbar miteinander verbunden, wobei man sich natürlich in vielen anderen Bereichen außerhalb des Sozialsystems fragen muß: Ist es sinnvoll – wo es geht, sollte man es vermeiden –, daß man Abgaben von den Löhnen ausgehend berechnet? Das ist zu den Lohnnebenkosten aus meiner Sicht zu sagen. Das heißt, man kann


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