Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 20. Sitzung / Seite 56

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beweisbar ist, wie es funktionieren könnte. (Zwischenruf des Abg. Blünegger. ) Kollege Blünegger! Öffnungsklausel in deinem Unternehmen! Denk doch an dein eigenes Unternehmen und tu nicht so, als ob es das überhaupt nicht gäbe. Wozu bist du denn eigentlich Betriebsrat, wenn das nicht funktioniert? (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP )

Im Zusammenhang mit der Frage des Arbeitsmarktes wird ein Thema immer wieder kontroversiell behandelt oder ist für einige sogar ein Gottseibeiuns-Thema in Österreich, nämlich die Frage der Arbeitszeitverkürzung. Ich weiß schon, daß sehr viele sofort sagen, darüber darf einfach nicht geredet werden, das ist eine "Idee von gestern". – Seltsamerweise ist diese "Idee von gestern" Gegenstand von Beratungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates, seltsamerweise ist die Arbeitszeitverkürzung Gegenstand einer Debatte in Frankreich, wo ein konservativer Ministerpräsident mit einem sozialdemokratischen Vorgänger, Jospin und Rocard, darüber diskutiert, ob Arbeitszeitverkürzung dazu beitragen könnte, mehr Arbeitsplätze zu schaffen und die Arbeit besser zu verteilen. (Abg. Dr. Stummvoll: Sollen sie! Das stört uns nicht!)

Kollege Stummvoll! Was ist denn die neue Form der Arbeitszeitverkürzung? Der Titel ist mir im Prinzip egal, aber mir geht es darum, daß wir die Arbeit verteilen. Wenn Sie sagen, die Teilzeitarbeit ist die neue Linie, dann wissen Sie genauso gut wie ich, daß aufgrund der österreichischen Lohnverhältnisse ein Teilzeitarbeitsplatz kaum ausreicht, um eine Existenz wirklich absichern zu können, sondern es sind mindestens zwei notwendig. (Beifall bei der SPÖ.)

Daher bin ich froh darüber, daß das Thema Arbeit, Arbeitsverteilung nicht ein Thema ist, das man als Gottseibeiuns oder als von gestern abqualifizieren kann. Ob es jetzt die Initiative des Herrn Schlögl ist oder ob es Überlegungen sind, Überstunden in Freizeit abzugelten, ich muß sagen: Da bewegt sich etwas. Ich will aber nicht falsch verstanden werden. In meinem ursprünglichen Beruf als Installateur konnte ich auch nicht zur Kundschaft sagen: Jetzt halten Sie den Finger aufs Rohr, es ist halb fünf, die Arbeitszeit ist vorbei. Aber wogegen wir in einer Zeit, in der Arbeitslosigkeit in unserem Lande zunimmt, auftreten, ist, daß eine ganz bestimmte Gruppe von Arbeitnehmern permanent, und zwar in steigendem Maße, Überstunden macht – und das noch unter dem Titel "steigende Leistung".

Es geht in Wirklichkeit darum, daß wir die Arbeit besser verteilen, um damit zu verhindern, daß nur ein paar Arbeit haben. Dazu brauchen wir Beschäftigungsförderung, dazu brauchen wir aber auch Erhaltung von Beschäftigung. Ich glaube daher, daß das, was die Bundesregierung und verschiedene andere Stellen, etwa auch die Wirtschaftskammer – ich stehe nicht an, das zu erwähnen – im Rahmen der Wirtschaftsförderung tun, ein richtiger Ansatz ist.

Wir brauchen eine andere Industriegesinnung, wir brauchen auch eine Gesinnung, die lautet: Im Vordergrund muß das Arbeiterhalten und Arbeitschaffen stehen. Ein Manager sollte nicht dann bejubelt werden, wenn er Arbeitnehmer kündigt, wenn "lean Management" angesagt ist, meine Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ.)

Dafür gibt es genügend Beweise – egal, ob in der Papier-, in der Elektroindustrie, in der Autoindustrie, in der Bauwirtschaft. Ich verweise auf das neu eingeführte Bonus-Malus-System und auf verschiedene andere Entwicklungen da oder dort. Wenn zum Beispiel die Zeitschrift "Regal", die dem Unternehmerkreis zuzurechnen ist, im Handelsbereich schreibt: Arbeit muß her, dann, so meine ich, ist das ein richtiger Ansatz, weil diese Unternehmungen als erste spüren, wenn es eng wird. (Abg. Meisinger: So wie bei Semperit!) Lieber Freund! Schau dir Semperit im Detail an und mach Vorschläge, wie man dort gegensteuern kann! Nur Schlagworte in diesem Zusammenhang sind nicht gefragt! (Beifall bei der SPÖ.)

Wenn wir Arbeit für Österreich wollen, dann geht es um die Bündelung und Nutzung der vorhandenen Unternehmensstrukturen klein- und mittelständischer Unternehmungen, dann geht es um die Forschung und Entwicklung, dann geht es um die Standortsicherung dieses Landes, dann geht es aber auch um Qualifikation. Dann gilt es, einem Trend entgegenzutreten, den wir in wenigen Wochen wieder sehen werden. (Abg. Dr. Haider: Das habt ihr in der Hand, mein lieber Freund, seit Jahrzehnten! Seit Jahrzehnten seid ihr in der Regierung!) Es sind wieder viele


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