Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 20. Sitzung / Seite 83

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sondern in besonderem Maße frauendiskriminierend ist. In Österreich gibt es nach wie vor ein Nachtarbeitsverbot für Frauen, nach wie vor wird über vordergründige Schutzmechanismen diskutiert, die sicherlich nicht zur Schaffung von Frauenarbeitsplätzen beitragen (Beifall des Abg. Meisinger ) , weil nach wie vor durch Bürokratie entschieden werden soll, was für uns Frauen zumutbar ist und was nicht. Nach wie vor gibt es Auflagen an Betriebe, die sicherlich auch nicht zur Schaffung von Frauenarbeitsplätzen beitragen werden, weil sie kostenintensiv sind. Ich vermisse außerdem in diesem letzten Koalitionsübereinkommen zumindest jene Impulse für die Schaffung von Frauenarbeitsplätzen, die im Koalitionsübereinkommen des Jahres 1994 zumindest noch als Absichtserklärung angeführt waren. (Beifall beim Liberalen Forum.)

Darüber hinaus werden jetzt auch noch mehr Frauen auf den Arbeitsmarkt drängen. Einige davon unfreiwillig, als – unter Anführungszeichen – "Opfer des Sparpaketes", andere selbstverständlich auch – und das ist das Erfreuliche, Kollege Kier hat schon darauf hingewiesen – aufgrund eines verbesserten Selbstverständnisses, aufgrund einer besseren Qualifizierung. Frauen, insbesondere junge Frauen holen auf. Es ist den Frauen einfach klar geworden, daß nur ein Anteil an dieser bezahlten Arbeit ihnen letztendlich ein unabhängiges und selbstbestimmtes Leben sicherstellen wird.

Frauen hatten ja in manchen Bereichen der Arbeit bereits einen übermäßig hohen Anteil. Frauen leisten nämlich nach wie vor den weitaus größeren Anteil, wenn es um sogenannte unbezahlte Arbeit, um Betreuungsarbeit, um Pflegearbeit geht, und sie erwirtschaften da auch einen hohen Anteil an der Wertschöpfung des Staates.

Das Verhältnis ist wirklich sehr ungleich verteilt: 70 Prozent der Arbeit von Frauen ist unbezahlt, 30 Prozent der Arbeit, die Frauen leisten, ist bezahlt. Es ist aber gar nicht verwunderlich, daß bei Männern das Verhältnis ganz genau umgekehrt ist. Diese unbezahlte Arbeit sichert den Frauen eben keinen Anteil am Wohlstand, sondern führt sie eigentlich auf eine doppelte Art und Weise in die Abhängigkeit: Sie sind einerseits abhängig vom Einkommen ihres Mannes, andererseits vom Wohlwollen des Mannes, dieses Einkommen mit ihnen zu teilen. Daß sie keinerlei sozialrechtliche Absicherung haben, das ist ein Problem, das endlich, und zwar spätestens jetzt, angegangen werden muß.

Daher müssen wir hier Maßnahmen setzen. Wir müssen endlich die Arbeit neu bewerten, insbesondere die typische Frauenarbeit. Wir müssen vor allem die unbezahlte und die bezahlte Arbeit endlich neu verteilen. Wir müssen dafür Sorge tragen, daß unbezahlte Arbeit, Pflegearbeit, Betreuungsarbeit auch sozialrechtliche Absicherung mit sich bringt. (Beifall beim Liberalen Forum sowie der Abgeordneten Horngacher und Gatterer. )

Meine Damen und Herren, daß diese Arbeit neu verteilt werden kann, setzt voraus, daß Rechte und Pflichten zwischen Männern und Frauen endlich neu, gerechter, besser verteilt werden. Nur: Davon sind wir leider noch weit entfernt.

Es gibt aber auch Frauen, die bezahlte Arbeit leisten und trotzdem keine sozialrechtliche Absicherung haben. Ich spreche jetzt von der immer größer werdenden Zahl von geringfügig Beschäftigten, sie ist innerhalb der letzten zwei Jahre von rund 100 000 auf 150 000 angestiegen, davon sind zwei Drittel Frauen. (Abg. Dr. Khol: Karenzgeldbezieherinnen!) Viele dieser Frauen üben mehrere geringfügige Beschäftigungen aus, sind de facto vollzeitbeschäftigt, sie können sich zwar ihre Existenz sichern, aber sie haben nach wie vor keine Chance auf sozialrechtliche Absicherung. (Abg. Dr. Khol: Frau Kollegin! Viele davon sind Karenzgeldbezieherinnen!)

Aber Herr Kollege Khol, Sie wissen schon, welcher Anteil da auf die Karenzgeldbezieherinnen entfällt. (Abg. Dr. Khol: Fragen Sie den Sozialminister!) Ich spreche von dieser großen, von dieser erfaßten Anzahl, ich spreche noch gar nicht von jenen Frauen, die noch nicht einmal statistisch erfaßt sind und im Bereich der geringfügigen Beschäftigung versuchen, zumindest ihren Lebensunterhalt zu erwerben. (Abg. Dr. Khol: Das sind wenige!) Herr Abgeordneter Khol! Sie haben überhaupt einen ganz besonderen Zugang, wenn es um die Problematik der Frauen geht: Verdrängen ist Ihre Methode, meine ist das ehrlich gesagt nicht, ich möchte Problemen lieber offen gegenüberstehen. (Beifall beim Liberalen Forum und bei den Grünen.)


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