Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 20. Sitzung / Seite 111

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Sparen, das Strukturanpassungsgesetz sind sicher nicht Selbstzweck, sondern die Voraussetzung dafür, den Wirtschaftsstandort Österreich zu sichern, ebenso Arbeitsplätze zu sichern beziehungsweise zu schaffen.

Namhafte Wirtschaftsexperten sagen, daß wir an einem Wendepunkt stehen, daß unsere Gesellschaft mehr oder minder eine Wandlung durchmacht, die es seit der Industriellen Revolution nicht mehr gegeben hat. Dies war damals auch ein schmerzhafter Schritt. Man muß jedoch auch sagen, daß mehr Beschäftigung, mehr Berufe geschaffen wurden und daß auch unser heutiger Wohlstand, der breite Wohlstand der Bevölkerung, nicht zuletzt auf diese Industrielle Revolution zurückzuführen ist. – Jetzt stehen die Menschen wieder an einer Wende, und zwar hin zu einer Industrie- beziehungsweise Dienstleistungsgesellschaft.

Trotzdem – damit möchte ich auf die Ausführungen der Kollegin Schaffenrath eingehen – besteht natürlich für verschiedene Gruppen, nicht zuletzt für Frauen, die oft in Branchen tätig sind, die für Arbeitslosigkeit besonders anfällig sind, die Gefahr, vermehrt arbeitslos zu werden. Wir sehen das bei jungen Frauen. Wir stellen auch vermehrt fest, daß weibliche Lehrlinge zum Beispiel in Kärnten sehr schwer qualifizierte Lehrstellen finden. Ich glaube, die diesbezügliche Initiative der Bundeswirtschaftskammer ist sehr zu begrüßen. Von 400 möglichen Lehrstellen wählen 83 Prozent der Mädchen immer noch nur 25 Prozent der Berufe. Ich glaube, da müssen wir initiativ werden.

Ich glaube aber auch, daß wir überhaupt zu einer Neubewertung der Arbeit kommen müssen. Es ist so, daß wir auch die Bereiche auf dem sozialen Sektor neu bewerten, daß wir danach trachten müssen, in diesen Bereichen zu einer sozial rechtlichen Absicherung zu kommen. Wir müssen neue Lösungen suchen und neue Wege gehen. Ich glaube, die flexible Arbeitszeit, die schon von Kollegin Steibl ausgeführt wurde, ist ein gangbarer Weg, ebenso wie zum Beispiel die vermehrte Teilzeitarbeitsplätze, die Kollege Höchtl erwähnt hat. Wir brauchen in diesem Bereich mehr Initiativen und mehr Möglichkeiten.

Wir müssen aber auch allen Berufstätigen sagen, daß es ein lebenslanges Lernen geben muß, wenn man einen qualifizierten Beruf haben möchte. Alle Daten der Arbeitsmarktverwaltung zeigen, daß niedrige Qualifikation, schlechte Ausbildung und Arbeitslosigkeit eine Falle sind und sozusagen einen Nährboden für Langzeitarbeitslosigkeit bilden.

Wir müssen neue Arbeitsplätze schaffen. Der Bereich Telearbeit wurde von vielen Vorrednern angesprochen. Kollege Schwarzenberger hat auch auf die Wichtigkeit des ländlichen Raumes hingewiesen. Es gibt also von der Technik her viele neue Möglichkeiten. Ich glaube sehr wohl, daß Ministerien, daß Körperschaften dazu aufgerufen sind, diesbezüglich erste Schritte zu setzen, initiativ zu werden, denn man kann nicht immer nur Initiativen von privaten Unternehmern fordern. Es gibt sicher auch Möglichkeiten, bei diesen Bereichen auszugliedern und Telearbeit zu forcieren. (Beifall bei der ÖVP.)

Wir von der ÖVP wollen kein Lohndumping, sondern faire Einkommen für die unselbständig Erwerbstätigen! Es gibt in vielen Bereichen Chancen, und wir sind eben alle aufgefordert, aktiv zu werden. Mir ist jedenfalls nicht bekannt, daß durch Schuldzuweisungen auch nur ein Arbeitsplatz geschaffen worden wäre. (Beifall bei der ÖVP.)

16.53

Präsident Dr. Heinz Fischer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Riepl. Ich erteile es ihm.

16.53

Abgeordneter Franz Riepl (SPÖ): Sehr verehrter Herr Präsident! Sehr verehrter Herr Bundesminister! Hohes Haus! Sozialminister Hums hat in seinen Ausführungen heute vormittag darauf hingewiesen, daß ein wichtiges Element im Arbeitsleben die Sozialpartnerschaft ist; er hat insbesondere die "Sozialpartnerschaft mit Augenmaß" erwähnt. Als einer, der schon mehrere Jahre bei Kollektivvertragsverhandlungen dabei ist, weiß ich, daß die Sozialpartnerschaft gerade im Zusammenhang mit der Wirtschaft und mit der Gestaltung der Lohn- und Arbeitsbedingungen einiges in unserem Land im Sinne der Wirtschaft, aber auch im Sinne der Arbeitnehmer weitergebracht hat; die Ergebnisse bei den Kollektivvertragsverhandlungen zeigen das Jahr für Jahr.


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