Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 23. Sitzung / Seite 23

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kommende Berufsausübung in Österreich sehr gering sind, dann kann – und das muß man den Studierenden dort auch mit aller Deutlichkeit sagen – die Lösung nicht darin liegen, daß man nun vermehrt Planposten und vermehrt Räumlichkeiten und Geräteressourcen zur Verfügung stellt. Es muß dann beim offenen Hochschulzugang die Eigenverantwortlichkeit der Studierenden soweit gegeben sein, daß sie sich am Beginn des Studiums überlegen, was sie studieren und welche Berufsaussichten es dann am Ende des Studiums für sie gibt.

Meine sehr geschätzten Damen und Herren! Ein Problem sei auch noch angeschnitten, bevor ich die Reformansätze kurz erläutere, nämlich das Problem der Ausnützung vorhandener Ressourcen. – Fast ein halbes Jahr lang steht der Großteil der Universitätsräumlichkeiten leer. Diese räumlichen Ressourcen werden derzeit in Österreich viel zu wenig ausgenützt; dasselbe gilt auch für viele Geräteressourcen.

Ich erinnere mich an eine Zeit, als die Informatiker an der TU streikten, weil sie zu wenig Computer zur Verfügung hätten, wie sie damals sagten. Mein Sohn studierte damals und erzählte mir, daß selbstverständlich zwischen Montag und Freitag zwischen 10 und 12 Uhr vormittags ein Engpaß herrscht. Aber wenn ein Student bereit ist, vielleicht um 4 oder 5 Uhr nachmittags auf dem Computer zu arbeiten, dann könne er sich den Computer sogar aussuchen. – Ein weiteres Beispiel dafür, daß die Ressourcen an unseren Universitäten, die durchaus vorhanden sind, nicht optimal genutzt werden.

Auch was die Zeitressourcen anlangt, möchte ich hier etwas in die Diskussion einbringen, das man vielleicht in Zukunft stärker in den Blickpunkt der Überlegungen stellen sollte: Könnte man nicht überlegen, von einer Semestereinteilung zu einer Trimestereinteilung zu kommen – ich weiß, es gibt da sehr, sehr viele Probleme, aber ich sage das einmal – und damit den Studierenden sozusagen zwei Geschwindigkeitsmöglichkeiten des Studiums anbieten? Der eine, der "normal" studieren will, muß zwei von drei Trimestern im Jahr belegen, der andere, der rasch studieren will, kann alle drei Trimester belegen und so schneller an sein Ziel kommen.

Um zu diesem Ziel zu kommen, haben wir hier im Hohen Haus in den nächsten Wochen, Monaten und Jahren eine Menge an Arbeit zu bewältigen. Der Herr Bundesminister hat die gesetzlichen Voraussetzungen, die wir für eine Strukturreform der Universitäten schaffen müssen, bereits erwähnt. Ich kann mich dem nur vollinhaltlich anschließen. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

10.26

Präsident Dr. Heinz Fischer : Nächster Redner ist der Herr Abgeordnete Dr. Lukesch. – Bitte.

10.26

Abgeordneter Dipl.-Vw. Dr. Dieter Lukesch (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Hohes Haus! Sowohl Kollege Nowotny als auch Sie selbst, Herr Minister, haben darauf hingewiesen, daß angesichts der budgetären Konsolidierungsphase die Strukturfragen, die Strukturprobleme unserer Universität besonders deutlich zum Ausdruck gekommen sind, Ich brauche das daher nicht zu wiederholen.

Kollege Nowotny hat gesagt, das sei aber nicht auf Österreich beschränkt, es gebe so etwas wie einen internationalen Trend in Strukturfragen – bis hin zu einer Krise der Universität. Ich darf Sie auf ein Zitat aufmerksam machen, das ich der "Zürcher Zeitung" entnommen habe, wo der Präsident der ETH Zürich folgendes sagte:

"Das Nullwachstum der realen Finanzmittel in den letzten drei Jahren ist erwünscht. Wir wollen einen Beitrag zur Bewältigung einer schwierigen" – schweizerischen – "Budgetsituation leisten, dabei aber dynamisch bleiben und auf der Grundlage der Autonomie auch Verantwortung für die allgemeine Zukunftssicherung übernehmen." Also so ganz generell ist die Krise der Universität auf internationaler Ebene nicht, es gibt auch Ausnahmen. Meiner Meinung nach liegt der Grund für diese Ausnahme – und der Präsident sagte das ja – im Schlüsselwort "Autonomie". Die Österreichische Volkspartei hat diesen Weg mit dem UOG 1993 systematisch begonnen, und ich meine, Herr Bundesminister, wir müssen diesen Prozeß fortsetzen. (Beifall bei der ÖVP.)


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