Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 23. Sitzung / Seite 148

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Kollege Zweytick, Sie müssen ja nicht zuhören, aber Sie sitzen auf dem falschen Platz! (Abg. Mag. Kaufmann: Da sitzt der Dobermann!)

Herr Kollege Zweytick, am 8. März wurde dieser Antrag eingebracht und von Ihrer gesamten Fraktion, auch von den bäuerlichen Vertretern – auch von Ihnen –, abgelehnt. Dieser Antrag vom 8. März hätte genau den Wünschen der Gemüse- und Obstbauern entsprochen. Herr Kollege Zweytick, Sie sind über ein Jahr untätig gewesen! (Abg. Zweytick: Untätig?) Ja! Bis heute haben Sie nichts gemacht. Heute verkünden Sie, daß Sie tätig geworden sind, daß Sie mit dem Sozialminister eine Regelung suchen und einen Antrag ausarbeiten werden. Ich freue mich wirklich darüber. Und wenn er den Gurkerlbauern, den Gemüsebauern hilft – das ist wirklich auch ein Anliegen der Freiheitlichen Partei –, dann werden wir selbstverständlich diesem Antrag die Zustimmung erteilen. – Nur: Sie hätten das alles längst tun können, seit weit über einem Jahr! (Abg. Zweytick: Sie hätten ja auch einen Initiativantrag einbringen können!) Das haben wir auch gemacht. Wir haben den Antrag zweimal eingebracht, aber Sie haben ihn abgelehnt.

Nur, eines kann ich Ihnen sagen, Herr Kollege Zweytick: Die Problematik der Gemüsebauern und Obstbauern in Österreich jetzt am Fehlen von Erntehelfern aufzuhängen, das ist zu einfach. Das ist wirklich zu einfach (Beifall bei den Freiheitlichen) , denn die Probleme dieser Bauern liegen wahrscheinlich zu einem viel größeren Prozentsatz ... (Zwischenruf des Abg. Zweytick. ) Sie wissen ja noch gar nicht, was ich sagen will! (Abg. Zweytick: Doch, ich weiß, was Sie sagen wollen!) Ja, was will ich denn sagen? Lassen Sie mich doch einmal ausreden! Hören Sie mir nur ein paar Minuten zu.

Die Probleme der Gemüsebauern liegen vor allem in einem Bereich, und zwar haben sie Einkommenseinbußen von bis zu 50 Prozent durch den EU-Beitritt hinzunehmen. Bis zu 50 Prozent! Und die Kartoffelbauern und die Erdbeerbauern, von denen Sie jetzt sprechen, warten noch heute auf die von Ihnen und Ihrer Fraktion versprochenen Ausgleichszahlungen. Die sind nämlich ersatzlos gestrichen worden. Das sind die Probleme. Und jetzt bauen Sie einen Nebenschauplatz auf und lenken vom eigentlichen Problem ab. (Beifall bei den Freiheitlichen. – Anhaltende Zwischenrufe des Abg. Zweytick, beim Rednerpult stehend. – Allgemeine Heiterkeit.)

Herr Kollege Zweytick, ich rede wirklich gerne mit Ihnen. Aber jetzt habe ich mich ein bisserl gefürchtet, weil Sie gar so nahe herangekommen sind.

Noch ein Problem gibt es, Herr Kollege Zweytick: Seit 1995 gibt es Zollzugeständnisse von der EU an die sogenannten Reformstaaten: Ungarn, Polen, Jugoslawien, Slowakei, Tschechien. Wissen Sie, welche Produkte seit 1995 unbegrenzt aus diesen Reformstaaten nach Österreich eingeführt werden können? – Ich lese es Ihnen vor und kann Ihnen auch die Zollnummern sagen, wenn Sie es mir nicht glauben.

Auf dem Gemüsesektor – hören Sie mir zu! –: Gurken, Herr Kollege Zweytick, zollfrei und unbegrenzt aus Rumänien, aus Bulgarien, aus Ungarn, aus der Tschechoslowakei. Erdbeeren, Herr Kollege Zweytick, unbegrenzt und zollfrei genau aus diesen Reformstaaten. Erbsen und anderes Gemüse, Herr Kollege, zollfrei und unbegrenzt in der Menge. Das ist das Problem, das die österreichischen Gemüsebauern haben!

Ein weiteres Problem haben sie damit, wie doppelbödig die Eferdinger Konservenfabrik vorgeht (Beifall bei den Freiheitlichen), die sich ganz mediengerecht hinstellt und die Eferdinger Gurkenbauern bei der Anforderung von Saisonarbeitern oder Erntehelfern unterstützt. Und wissen Sie, wo genau diese Gurkenfabrik ihre letzte Niederlassung gebaut hat? (Abg. Zweytick: Natürlich!) Wissen Sie, wo? (Abg. Zweytick: In Eferding!) In Ungarn, Herr Kollege Zweytick! Und das ist das Problem. Die Bauern werden von ihren eigenen Genossenschaften hinters Licht geführt, und dann redet man sich auf Sozialminister Hums und auf den bösen Dr. Haider aus, daß es deshalb keine Erntehelfer gibt. Aber daß Sie den Bauern mit diesem überhasteten Beitritt zur Europäischen Union 50 Prozent Einkommenseinbuße innerhalb eines Jahres zugefügt haben, davon reden Sie nicht.


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite