Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 23. Sitzung / Seite 170

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Schließlich ist der Krankenstand zu Ende, der Türke Junus U. fährt wieder nach Hause und hat unserem maroden Krankenversicherungssystem eine Mehrbelastung von 250 000 S hinterlassen. (Zwischenruf des Abg. Mag. Guggenberger. )

Meine Damen und Herren! Das ist kein Einzelfall. Ich kann Ihnen ein paar interessante Zahlen nennen: Im europäischen Durchschnitt – und das spielt genau da hinein – werden, das ist sehr interessant, Herr Kollege Guggenberger, dabei können Sie vielleicht etwas lernen, 396 Menschen pro Jahr unter Einsatz von Herz-Lungen-Maschinen operiert. (Zwischenruf des Abg. Mag. Guggenberger. )

In Österreich sind es nicht 396 Patienten, sondern 523 Menschen, also um 30 Prozent mehr. Sind die Österreicher um so viel schwerer krank, benötigen sie viel schwerere Operationen oder operieren die österreichischen Ärzte viel mehr als der europäische Durchschnitt? Das glaube ich nicht. Von irgendwoher müssen diese 30 Prozent kommen. (Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Eine weitere Zahl: Bei der Herzklappenchirurgie werden im europäischen Durchschnitt pro 1 Million Einwohner 106 Operationen an Herzklappen durchgeführt, in Österreich sind es nicht 106, sondern 133, also auch um 30 Prozent mehr. (Abg. Leikam: Märchentante!) Auch bei den Organtransplantationen – das ist ganz interessant – liegen wir um satte 300 Prozent über dem europäischen Durchschnitt. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Woher kommen denn diese Leute? Sind die Österreicher so krank? (Abg. Leikam: "Arzt im Dienst"!) Brauchen die alle fremde Organe eingepflanzt? Brauchen die alle Herzklappen? Müssen die alle unter Einsatz von Herz-Lungen-Maschinen operiert werden? In Österreich gibt es zwischen 30 und 250 Prozent mehr Operationen! (Anhaltende Zwischenrufe bei der SPÖ.) Irgendwo kommen diese Leute doch her.

Es gibt keine Statistiken, aus welchen Ländern diese Leute kommen.(Zwischenrufe des Abg. Koppler sowie weiterer Abgeordneter der SPÖ.) Herr Koppler, manche in Ihren Reihen und Sie selbst hätten eine dringende Behandlung nötig! (Beifall bei den Freiheitlichen. – Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Fragen Sie einmal Ihren Zentralbetriebsratobmann Oberchristl, was dieser sagt. (Rufe bei der SPÖ: Welcher Oberchristl?) Wer macht denn die Arbeit bei der Gebietskrankenkassa? Da handelt man so nach dem Motto: "Das brauche ich gar nicht zu machen, denn das machen ohnehin die anderen; ich kenne mich ohnehin nicht aus." Dafür läßt aber die Gebietskrankenkasse Oberchristl 20 000 S an Parteiabgabe zukommen. – Das sind Ihre Leute, Zentralbetriebsräte von der VOEST! Und dann reißen Sie den Mund so weit auf! (Unruhe im Saal. – Zwischenrufe bei der SPÖ sowie des Abg. Dr. Rasinger. )

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die ÖVP verhält sich ganz ruhig, sie hat nämlich das gleiche kritisiert. (Abg. Dr. Rasinger: Das ist eine schwache Argumentation! – Zwischenrufe bei SPÖ und ÖVP.)

Herr Gesundheitssprecher Rasinger, Herr Noch-Gesundheitssprecher Rasinger, zwischen Ihnen und Ihrem Kollegen und eventuellem Nachfolger, Gesundheitssprecher Pfeifer, wird es, glaube ich, vielleicht zu einer Rochade im Gemeinderat von Wien kommen. Der Gesundheitssprecher Pfeifer vom Gemeinderat Wien hat nämlich folgendes gesagt: ja zu humanitärer Hilfe – und in diesem Punkt pflichte ich ihm voll bei –, aber nein zum "Spitaltourismus".

Lieber Freund Rasinger, dein Kollege Pfeifer hat offensichtlich mehr Weitblick als du, denn er erkennt das Problem! (Rufe bei der SPÖ: "Arzt im Dienst"! – Abg. Dr. Fuhrmann: Wo steht Ihr Auto?)

In einer Presseaussendung am 4. März 1996 hat er bekanntgegeben, daß der Wiener Krankenanstaltenverbund jährlich Verluste in zweistelliger Millionenhöhe durch die Behandlung von Patienten, die weder versichert noch zahlungsfähig sind, produziert. (Rufe bei der SPÖ: "Arzt im Dienst!" – Abg. Dr. Fuhrmann: Wo steht Ihr Auto?)


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