Der Waldzustandsbericht 1994 für Österreich zeichnet ein differenziertes Bild des Zustandes des Waldes.
Einerseits belegt die Forstinventur zunehmende Waldflächen, Holzvorräte, Zuwächse der Laub- und Mischwälder, andererseits sind allerdings die Beeinträchtigungen des Waldes durch Wild, Luftverunreinigung sowie die Situation des Schutzwaldes bedenklich. (Abg. Dr. Khol: Und auch die Mountainbiker!) Die Situation des Schutzwaldes ist – die Mountainbiker werden später behandelt – prekär. Meine Damen und Herren! Überalterung, Wildschäden sowie zunehmende touristische Aktivitäten lassen eine Sanierung dieser sensiblen Waldregion hinfällig erscheinen.
Einen wesentlichen Anteil an der Verursachung neuartiger Waldschäden trägt die Luftverschmutzung, die wissenschaftlich nachweisbar ist, bei. Eine Schlüsselrolle spielen hiebei Luftverunreinigungen aus verschiedenen Quellen. Sie werden oft über weite Strecken transportiert, bevor sie auf Wald und Boden niedergehen.
Waldschutz muß daher grenzüberschreitend gesehen werden. Maßnahmen zur Verhinderung von Schäden werden durchgeführt. So ist es zum Beispiel durch die sogenannte Osthilfe gelungen, Umweltmaßnahmen in unseren Nachbarländern zu forcieren. Dabei wurde mit relativ geringen Mitteln ein beträchtlicher Synergieeffekt erzielt. Ich denke hiebei an die letzte Debatte im Umweltbereich: Durch die Schließung von vier Kohlekraftwerken in den Ostnachbarländern werden jährlich 230 000 Tonnen an Emissionen eingespart. Ein Vergleich: Österreich erzeugt nur 75 000 Tonnen an Emissionen.
1994 waren auch große Schäden, speziell in den Fichtenbeständen der Tieflagen, durch den sogenannten Schädlingsbefall festzustellen. Rund ein Zehntel der eingeschlagenen Holzmenge wurden aufgrund von Zwangsnutzung durch Borkenkäferbefall, der bereits 1992/93 große Schäden verursacht hat, bewirkt. Insgesamt fielen im Jahr 1994 1,7 Millionen Festmeter Schadholz an.
Die Zahlen für 1995 sind noch nicht bekannt, aber auch das Jahr 1995 war ein Rekordjahr betreffend Schadholz. Ferner gab es im vergangenen Winter größte Umweltschäden durch Schneedruck und Reif. Allein im Waldviertel in Niederösterreich wurden schätzungsweise 600 000 Festmeter Forstbestand beschädigt. Heute habe ich gelesen, daß es in Kärnten 700 000 Festmeter waren.
Kurz zur Ertragslage unseres Waldes: Die positive Wirtschaftsentwicklung brachte 1994 auch der Forstwirtschaft eine leichte Erholung, allerdings auf einem extrem niedrigen Niveau. Die verbesserte Ertragslage – teils durch höhere Produktion, teils durch bessere Rohholzpreise – muß jedoch eher als zwiespältig angesehen werden. Erhöhte Erlöse aus Holzverkauf und intensive Rationalisierungsmaßnahmen haben zwar das Einkommen der Forstbetriebe verbessert, die hohen Fixkosten führten aber dennoch bei einem Großteil der Forstbetriebe zu einem negativen Betriebsergebnis.
Der Wald schafft direkt und indirekt Arbeitsplätze für bis zu 340 000 Menschen in diesem Land, obwohl die Zahl der Forstfacharbeiter ständig zurückgeht; wir verzeichneten im Jahr 1994 nur noch 4 700 Forstfacharbeiter. Ein großer Teil der Waldarbeit entfällt auf die bäuerlichen Betriebe. Dort sind die Arbeitsplätze aufgrund des hohen Einsatzes familieneigener Arbeitskräfte quantitativ nur schwer erfaßbar. Die Einkommensschöpfung der waldreichen bäuerlichen Betriebe stellt jedoch eine wesentliche Stütze für die bäuerlichen Einkommen dar.
Die Waldwirtschaft ist durch ihre ausgedehnte Leistungspalette ein immens wichtiger Wirtschaftszweig, dessen volkswirtschaftliche Bedeutung nicht ausschließlich am Beitrag der Holzwirtschaft am Bruttoinlandsprodukt gemessen werden kann. Die Erhaltung dieses Wirtschaftszweiges bedeutet die Erhaltung der Multifunktionalität des Berglandes beziehungsweise der Bergregionen, was andernfalls Einkommensverluste in diesen Regionen bedeuten würde und volkswirtschaftlich nicht vertretbar wäre.
Was die Vielfachnutzung des Waldes durch die Freizeit- und Erholungsgesellschaft betrifft, finden wir uns in einem neuen Spannungsfeld. Was des einen Freud ist, ist des anderen Leid.