Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 27. Sitzung / Seite 127

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

lesen. (Der Redner hebt einen Zettel in die Höhe, auf dem diese Zahlen angeführt sind.) Das ist ein Aufschlag von genau 1 270 Prozent! Viele Produzenten diversester Produkte in Österreich würden sich freuen, könnten sie nicht im privaten Bereich, sondern im halbstaatlichen oder im staatlichen Bereich arbeiten, denn da ist es nämlich möglich, solche Gewinne zu lukrieren.

Der Hauptverband der Sozialversicherungsträger macht es möglich. Er macht es möglich, daß Halskrausen um 60 S um 822 S verkauft werden – anstandslos, ohne jede Prüfung dessen, wie teuer der Einkauf ist. Da gibt es welche, die etwas teurer einkaufen, aber maximal um 90 S. Wenn sich der Patient eine solche Halskrause in der Apotheke selbst kauft, zahlt er dafür 250 S. Wenn er sie sich vom Arzt verordnen läßt und zum Bandagisten geht, zahlt er allein schon einen Selbstbehalt in der Höhe von 259 S, und mehr als 600 S zahlt dann noch die Sozialversicherung dazu.

Ich selbst habe getestet, welche von diesen Halskrausen – ich habe absichtlich mehrere mitgenommen – die qualitativ beste ist. Ich habe das gemeinsam mit einem erfahrenen Orthopäden, Bandagisten gemacht. Wir haben sie abgegriffen, getestet auf ihre Stärke, und wir haben uns auf eine geeinigt, die uns beiden die qualitativ beste schien. Und genau das ist jene, die im Einkauf 60 S kostet.

Meine Damen und Herren! Wenn der Generaldirektor-Stellvertreter vom Hauptverband, über den Sie die Oberaufsicht haben, Herr Bundesminister, anläßlich der Pressekoferenz von Bundesobmann Jörg Haider behauptet, das seien minderwertige Produkte, von denen er spricht, um 60 S kaufe die niemand ein, dann muß ich sagen, ich würde jedem kleinen Bandagisten empfehlen, damit er seine Patienten gut versorgt: Kaufen Sie diese um 60 S ein! Dabei haben Sie nicht nur einen hohen Gewinn, damit haben Sie auch die Patienten bestens versorgt, und dann verkaufen Sie sie am besten privat, verkaufen Sie sie um 250 S, dann belasten Sie die Krankenkasse nicht. Sie haben selbst die guten Einnahmen, und der Patient muß um 9 S weniger bezahlen, als wenn er den Selbstbehalt in der Höhe von 259 S für ein orthopädisches Produkt bezahlen muß! (Beifall bei den Freiheitlichen. – Abg. Ing. Reichhold: Wer handelt diesen Wahnsinn aus?)

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Beispiele dieser Art gibt es in einer Unzahl. Ich verweise beispielsweise auf die Unterarmgehstützen. Das sind auch Produkte, die in Österreich tausendfach verwendet werden. Sie kosten in der Bundesrepublik beim Fachhändler 12,70 DM – das sind grob gerechnet etwa 85 S –, bei uns kosten sie 115 S. Da ist der Unterschied noch nicht so groß. Aber der Hauptverband hat einen Preis festgelegt, wonach die Bandagisten dafür 497 S verlangen dürfen. In Deutschland kostet sie – wie gesagt – 85 S. Also da ist auch wieder eine sehr große Differenz.

Ich weiß nicht, wer Sie da beeinflußt, wer Ihre Preisverhandler, Ihre Tarifverhandler beeinflußt. Ich weiß aber sehr wohl, daß es sehr enge Verflechtungen gibt zu Leuten, die mit dem Hauptverband verhandeln, Leuten, die in der Bundesinnung der Bandagisten sitzen, zum Beispiel Vertreter der Firma Normalia. Da ist ein gewisser Herr Professor Kristen, dieser ist wieder bekannt, weil er der Ehemann der Schwester des Bundeskanzlers Vranitzky ist, welche wieder bei der Firma Normalia beteiligt ist. (Abg. Mag. Stadler: ... hat seine Schwester geheiratet!) Seine Schwester, also eine ganz nahe Verwandtschaft. (Abg. Mag. Stadler: Die Frau Kanzlerin ist mitbeteiligt an dem Unternehmen!) Die Frau Kanzlerin ist direkt daran beteiligt. Da braucht man sich nicht zu wundern, wenn die Frau Kanzlerin als Hauptlieferantin für Schuheinlagen beispielsweise für die Wiener Gebietskrankenkasse in Zeiten wie diesen, in denen überall gespart wird, in denen Patienten Medikamente nicht mehr bewilligt werden, in denen Heilbehelfe teilweise, wenn sie bewilligt werden, in mangelhafter Qualität bewilligt werden, in denen die Ärzte so unter Druck gesetzt werden, daß sie die notwendigen Behandlungen oft nicht mehr durchführen können, wenn also diese Firma Normalia beziehungsweise deren Vertreter, Herr Professor Kristen, einen Tarifaufschlag, eine Tarifanhebung für Schuheinlagen, das Hauptprodukt der Firma Normalia der Frau Vranitzky, um 100 Prozent Aufschlag zugesagt bekommt. (Abg. Haigermoser: 100 Prozent?!)


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite