bin ich es nicht neidig, aber die Großen wollen den Markt beherrschen. Daß sie die Preise diktieren und mit dem Hauptverband verbandelt sind – der Hauptverband spielt ja überall mit –, ist zu verurteilen. Wir sind jene, die das aufzeigen, und das soll auch der Sinn der heutigen dringlichen Anfrage sein. (Beifall bei den Freiheitlichen.)
Es gibt aber nicht nur bei den Heilbehelfen große Mißstände, sondern auch bei den Hilfsmitteln. Unter Hilfsmittel fallen zum Beispiel orthopädische Schuhe. Wenn orthopädische Schuhe, meine Damen und Herren, eine gute Qualität haben sollen, dann muß der Schuster einen Leisten anfertigen und Sonderanfertigungen machen, die er dann in Rechnung stellen kann. Solch ein orthopädischer Schuh ist mit sehr viel Arbeit verbunden und kann schon einmal 7 000 S, 8 000 S, 9 000 S kosten.
Vor kurzem ist eine Patientin zu mir gekommen, welche sagte: Herr Doktor, ich arbeite in einem Altersheim. Alle, die dort arbeiten, haben, weil sie sehr viel auf den Beinen sind und es großteils auch schon älteres Personal ist, Senkfüße oder Spreizfüße. Sie tragen orthopädische Schuhe. – Sie hat sich auch jetzt welche verordnen lassen.
Darauf sage ich: Daran ist ja nichts Besonderes, das steht ihnen allen zu, das ist überhaupt keine Frage. Wenn Sie Senk- oder Spreizfüße haben, wenn Sie beim Gehen Beschwerden haben, dann ist das eine Pflichtleistung der Krankenkasse, die sich nicht davor schrauben kann. Es steht Ihnen ein guter, qualitativer Schuh mit eingebauter Sohle gegen den Senk- oder Spreizfuß zu.
Nach langer Zeit kommt sie wieder und sagt: Herr Doktor, ich habe jetzt die Schuhe. Aber wenn ich gewußt hätte, was sie kosten, dann hätte ich sie gar nicht beansprucht. Ich schäme mich dafür, daß ich der Sozialversicherung wegen dieser Schuhe so viele Kosten verursacht habe.
Darauf sage ich: Zeigen Sie mir einmal die Schuhe, dann kann ich Ihnen sagen, ob sie etwas wert sind, und dann zeigen Sie mir die Rechnung, dann kann ich Ihnen sagen, ob das zusammenpaßt. – Sie sagt, sie hätte gar nicht gewußt, wie hoch der Preis ist, aber sie habe ein Schreiben von der Krankenkasse bekommen, und darin steht:
Sehr geehrte Frau Marianne E.! Wir teilen Ihnen mit, der Antrag auf Gewährung eines Hilfsmittels in Form von orthopädischen Schuhen wurde genehmigt, und wir haben die Kosten in der Höhe von – hören Sie bitte gut zu! – 10 595 S netto übernommen. Das macht dann brutto 12 714 S aus. Wir hoffen, daß wir damit einen kleinen Beitrag zur Erhaltung Ihrer Arbeitskraft leisten konnten.
Darauf sage ich: Das ist aber gut, da haben Sie einen Spezialschuh bekommen. – Dann brachte sie mir auch den Schuh, und freundlicherweise hat sie mir diesen zur Verfügung gestellt, und ich habe ihn heute mitgebracht – einen wohlgemerkt! (Der Redner zeigt einen orthopädischen Schuh.)
Das ist der Schuh mit Klettverschluß und mit eingebautem Fußbett, für den der Patientin Frau Marianne E. 12 714 S verrechnet wurden. Diese Kosten wurden von der Sozialversicherung anstandslos übernommen – anstandslos! (Abg. Mag. Schweitzer: Anstandslos ...!) Aber das betrifft nicht nur eine Person. In dieser sozialen Arbeitsstätte arbeiten zehn Personen, die zweimal pro Jahr Schuhe um einen Preis von 12 714 S bekommen. (Zwischenrufe bei den Freiheitlichen.)
Da frage ich mich, Herr Bundesminister: Gibt es keine Prüfungen? Sind diese Preise verhandelt? Besteht irgendeine andere Möglichkeit des Irrtums? (Abg. Ing. Reichhold: Eine Verschwendung von Steuergeldern! – Abg. Dr. Haider: Deswegen wollen Sie die Beiträge erhöhen! – Abg. Mag. Schweitzer: Unglaublich!) – Sorgen Sie dafür, daß diese Mißstände abgestellt werden! Dann können Sie an einem einzigen Arbeitsplatz schon Hunderttausende Schilling einsparen! (Beifall bei den Freiheitlichen.)
Aber Sie verhandeln die Preise mit einer Arbeitsgemeinschaft, die sich jetzt gebildet hat! – Ist Ihnen die Arbeitsgemeinschaft Orthopädie schon bekannt? Der Hauptverband putzt sich jetzt