wenn österreichische Schillingpreise auf Zielmärkten plötzlich um 10 bis 20 Prozent teurere Preise in der jeweiligen Landeswährung bedeuten. Solche Abwertungsfolgen treffen nicht nur Exporteure und Importeure, sie schwächen aufgrund der mit ihnen verbundenen Reibungsverluste und Unsicherheiten die Wirtschaftsentwicklung in einem ganzen Land und in ganz Europa.
Allein die Währungsturbulenzen Anfang 1995 verminderten nach einer Studie der Europäischen Kommission das Wachstum in den Hartwährungsländern, in Deutschland und Österreich zum Beispiel um 1,1 Prozent im Jahr 1995. – 1,1 Prozent weniger Wachstum beim Bruttoinlandsprodukt aufgrund dieser Währungsturbulenzen! Für 1996 wird sich das mit einem um 0,4 Prozent geringeren Wachstum auswirken, mit den entsprechenden Folgen auch für die Beschäftigung.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das von Kritikern der Währungsunion immer wieder vorgebrachte Alternativszenario ist in Wirklichkeit ökonomisch und rechtlich nicht vorhanden. Österreich müßte schon allein aus außenwirtschaftlichen Gründen – bis zu 50 Prozent unserer Wirtschaftsbeziehungen haben wir mit dem präsumtiven Euroblock – den Schilling, so wie er bisher eng an die D-Mark gekoppelt war, künftig an den Euro binden, ohne jedoch die Möglichkeit zu haben, dabei bestimmend auf die Politik, die Wechselkurspolitik, die Währungspolitik einzuwirken.
Österreich hat realistischerweise die Alternativen: mitbestimmen und mitgestalten in der Währungsunion, oder: nachvollziehen von außerhalb. Für unser kleines Land ist dabei von besonderer Bedeutung, daß in den Entscheidungsgremien der Europäischen Zentralbank das Prinzip "ein Land, eine Stimme" gelten wird.
Zusätzlich, meine sehr geehrten Damen und Herren, würden die Finanzmärkte eine Nichtteilnahme Österreichs an der Wirtschafts- und Währungsunion selbstverständlich als Absage an eine stabilitätsorientierte Währungs- und Wirtschaftspolitik interpretieren und sofort – das ist ja sehr leicht immer wieder nachweisbar – mit Risikoaufschlägen auf unsere Zinsen sanktionieren.
Wir haben heute schon – und das bitte ich Sie einmal zu bedenken – eine Zinslast von nahezu 100 Milliarden Schilling. 20 Prozent der Nettosteuererträge des Bundes müssen bereits für den Zinsendienst aufgewendet werden. Sie können sich vorstellen, was das für die weitere und in jedem Fall notwendige Budgetkonsolidierung bedeuten würde, wenn es zu einem starken Anstieg der Zinsen käme, aber auch, was das für Konsequenzen für die Investitionen der Wirtschaft, für die Privatkonsumentenkredite und ähnliches mehr hätte – gar nicht zu reden von den zu erwartenden massiven Spekulationen gegen den Schilling, die traditionellerweise natürlich die weniger Vermögenden treffen.
Bei einer Verschiebung der Währungsunion würde es voraussichtlich zu einem sehr starken Aufwertungsdruck Richtung D-Mark und Schilling kommen. Die Finanzmärkte würden in eine starke Währung investieren und damit automatisch – das ist wie das Amen im Gebet immer die Folge – deren Kurs nach oben treiben. Für Hartwährungsländer wie Österreich hätte dies einen ähnlichen Effekt wie 1992 und 1995, als die Währungsturbulenzen zu einer starken Beeinträchtigung der Wettbewerbssituation geführt haben.
Ein im Wettbewerb mit Dollar und Yen starker Euro wird für die europäische und damit für die österreichische Wirtschaft immense Wettbewerbsnachteile beseitigen. Viele Exporteure träumen heute schon davon, ohne Wechselkursrisken auf den Weltmärkten im Euro fakturieren zu können. (Beifall bei SPÖ und ÖVP. – Abg. Haigermoser: Ein schwacher Applaus! Nicht sehr begeistert!)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir werden aber einen stabilen Schilling nur gegen einen stabilen Euro tauschen und unterstützen daher die Bemühungen um einen Stabilitätspakt innerhalb der Euro-Zone wie auch um ein neues Wechselkurssystem mit jenen Ländern, die noch nicht am Euro-Block teilnehmen. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)