Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 32. Sitzung / Seite 41

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muß gesagt hätten! "Das System muß verändert werden"!) Ja: muß! Bitte noch einmal einen Applaus. Muß! (Beifall bei der ÖVP, beim Liberalen Forum und bei den Grünen. – Heiterkeit.)

Zwar werden pro Jahr rund 200 Präparate aus dem Verkehr gezogen, gleichzeitig tauchen aber 300 bis 400 Präparate wieder auf, manchmal nur marginal verändert, dafür aber teurer.

Derzeit liegt Österreich mit nur 15 Prozent an rezeptfrei erhältlichen Arzeimittelspezialitäten deutlich unter dem internationalen Durchschnitt. In Zukunft besteht die Tendenz, den sogenannten mündigen Patienten zu fördern und bis zu einem Viertel aller Präparate unbürokratisch und gegen Bares in der Apotheke abzugeben.

Neben den Pillenproduzenten werden die Apotheker und sicherlich nicht zuletzt die Krankenkassen von dem liberalen Umgang mit den Pulvern profitieren. Ob sich diese freie Verfügbarkeit langfristig rechnen wird, ist allerdings fraglich.

Schon die jetzt frei verfügbaren Mittel sind alles andere als harmlos und verursachen mitunter schwere und teure Folgen. Allen voran sind die meist rezeptfreien Schmerzmittel den Pharmakritikern ein Dorn im Auge. Mindestens zehn Prozent unserer Patienten sind durch die mißbräuchliche Verwendung von Schmerzmitteln um ihre Niere gekommen, sagen die Nephrologen. Ich selbst habe in meiner Dialysestation von dreizehn Patienten drei, die durch Pharmamittel – durch Phenazitin – die Niere verloren haben.

Wir wissen, daß Phenazitin in der letzten Zeit verboten wurde. Die Einnahme von zwei Kilogramm Phenazitin schädigt die Niere – und das wird eingenommen, wenn man täglich vier Tabletten durch fünf Jahre hindurch nimmt. Ich habe eine Patientin gehabt, die hat in ihrem Leben 50 Kilogramm Tabletten genommen! Sie können sich vorstellen, wieviel das ist.

Was ist dagegen zu tun? – Erstens: Aufklärung durch das Gesundheitsministerium über den Medikamentenmißbrauch ist unbedingt notwendig und hat unbedingt zu erfolgen! Das sind präventive Maßnahmen.

Zweitens: Vermehrte Information der Patienten durch den Arzt über den Wirkungsmechanismus der Medikamente. Das ist eigentlich im Ärztegesetz bereits verankert.

Drittens: Ärzte sollen dazu angehalten werden, dem Patienten auch alternative Behandlungsmethoden wie physikalische Medizin, Elektrotherapie, Heilgymnastik, Tees und so weiter vorzustellen.

Viertens: Höhere Bewertung der Zuwendungsmedizin durch die Krankenversicherung – bei psychischen Verstimmungen, bei psychosomatischen Erkrankungen und so weiter.

Fünftens: Ich begrüße die Erhöhung der Rezeptgebühr! Dadurch werden Medikamente nicht mehr so leichtfertig genommen.

Sechstens: Die Novellierung des AMG beinhaltet auch eine Registrierung und damit Erfassung aller paramedizinischen Präparate. Das Ministerium hat dadurch auch einen Zugriff auf diese. Das kann positiv bewertet werden.

Siebentens: Ich warne vor freigiebiger Arzneimittelabgabe. Es muß vom Ministerium ein Mittelweg zwischen Rezeptpflicht und Freigabe zum Wohle der Patienten gefunden werden! – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP, bei Abgeordneten der SPÖ sowie des Abg. Wabl .)

10.49

Präsident Dr. Heinz Fischer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Haidlmayr. Ich erteile es ihr.

10.49

Abgeordnete Theresia Haidlmayr (Grüne): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Bei der letzten Sitzung des Gesundheitsausschusses, in der einerseits das Arzneimittelgesetz und andererseits das Ausbildungsvorbehaltsgesetz die Themenschwerpunkte waren, bin ich als neue Abgeordnete im Gesundheits


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