Es ist keine Übertreibung – so sehr ich mein Über-die-Schulter-Schau-Beispiel gleich wieder streichen möchte –, wenn ich sage, ich habe nicht ein einziges Beispiel bekommen, obwohl diese Sitzung jetzt zehn Tage her ist. (Abg. Anschober: Das haben Sie alles von der Arbeiterkammer bekommen! Ganz konkrete Beispiele!)
Nein, ich meine etwas anderes. Ich habe im Ausschuß diejenigen, die da Beschwerden hatten, persönlich gefragt und gesagt: Schicken Sie mir diese Beispiele, und ich verspreche Ihnen, ich werde dem in jedem Einzelfall nachgehen, weil es mir darum geht, daß wir konkrete Probleme lösen. – Ich habe kein einziges bekommen! Wir haben von den Arbeiterkammern Beispiele bekommen, wir haben über die Medien Beispiele bekommen, wir haben interessanterweise auch von einer Reihe von Abgeordneten Beispiele bekommen, aber das waren nicht diejenigen, die Reden darüber halten, wie fürchterlich der Fahrplan ist, sondern das waren offensichtlich diejenigen, denen die konkreten Anlaßfälle wichtiger sind als das Gestalten von Auslagenfenstern.
Das gilt im übrigen auch für die Finanzierungsstruktur: Ich bin der erste, der froh wäre, wenn die ÖBB eine andere Finanzierungsstruktur, eine andere Kapitalisierung beziehungsweise eine andere Verschuldenssituation hätten. Wir würden uns in vielen Fragen leichter tun. Nur: Wir haben ein konkretes Problem ... (Abg. Koppler: Um die Pendler-Probleme ist es aber schon gegangen!) So ist es! Wir haben ein konkretes Problem, nämlich ein organisatorisches, das sehr viele Menschen in diesem Land betroffen hat und hoffentlich heute nur mehr einen kleineren Teil betrifft, nämlich im Zusammenhang mit den Pendlern. Zu Recht wurde im Zusammenhang mit diesem Problem die Vorgangsweise stark kritisiert. Das jetzt mit allem möglichen zu vermischen, geht nicht. Ich möchte sehen, welchem dieser Pendler, der Ihre Listen unterschrieben hat, Sie zur Antwort geben können: Ja, Sie haben recht, wir werden jetzt die Finanzierungsstruktur der Bahn ändern, die ÖBB brauchen eine bessere Kapitalstruktur. – Das wird den Pendler um 5.35 Uhr in Wr. Neustadt besonders aufregen!
Wir müssen doch wohl in einer konkreten Fragestellung auch in den Bereichen zu helfen suchen, wo die Probleme entstehen, und das war nun einmal derzeit mit Sicherheit nicht die Finanzierungsstruktur – so sehr ich – ich wiederhole mich – nicht bestreite, daß wir uns in vielen Fragen leichter täten, wenn wir eine andere Finanzierungsstruktur hätten! Und wenn Sie mir jetzt sagen, wir müßten nicht soviel sparen, hätte die Bahn nur weniger Schulden, so kann ich Ihnen zur Antwort geben: Als Steuerzahler bin ich sehr daran interessiert, daß die Bahn – unabhängig von ihren Fremdmitteln – das Thema Betriebswirtschaft sehr ernst nimmt, und dieser Fahrplan ist zu einem großen Teil – insofern bleibe ich auch bei der Antwort, die ich gegeben habe – natürlich aus betriebswirtschaftlichen Gründen notwendig. Daß die Umsetzung mit sehr vielen Fehlern behaftet war, ist erstens von mir nie bestritten, zweitens zu einem größeren Teil bereits korrigiert worden und ist selbstverständlich etwas, was man als Fehler, als Mangel einzugestehen hat. Das hat auch Herr Generaldirektor Draxler oft genug getan, indem er zugegeben hat: Hier sind Fehler passiert, und wir müssen sie korrigieren. Wir können das jetzt, wenn Ihnen das gefällt, auch noch oft wiederholen, aber es ändert nichts an der Tatsache. Es versucht niemand zu beschönigen, daß in der Umstellung Fehler passiert sind. Es ändert aber auch nichts daran, daß die Bahn unter einem großen wirtschaftlichen Druck zu arbeiten hat.
Es ist im übrigen auch im Vergleich mit den europäischen Verhältnissen unrichtig, die ÖBB in eine Ecke zu stellen, als ob es in halb Europa eine offensive Bahnpolitik gäbe, wir aber eine defensive hätten. Nennen Sie mir ein einziges Land in Europa – meine Frage beziehungsweise die Information dahinter beruht nämlich auf einer Statistik, die von der Europäischen Union vor kurzem veröffentlicht wurde –, wo es einen größeren Marktanteil der Bahn gibt als in Österreich, sowohl im Personen- als auch im Güterverkehr!
Wenn man über statistische Details spricht, dann – da gebe ich Ihnen schon recht – verändert das an der Grundaussage nichts. Das ist auch eine große Verantwortung und kann nicht Ausrede dafür sein, daß wir leichtfertig mit diesem hohen Marktanteil umgehen.
Nun zu Bayern. Wir können eine einfache Vereinbarung treffen: Wenn sich Oberösterreich mit so viel Geld an den Bundesbahnen beteiligt, wie Bayern zahlt, dann kommen wir auch zu mehr