Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 35. Sitzung / Seite 201

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22.09

Abgeordneter Dr. Jörg Haider (Freiheitliche): Hohes Haus! Meine Damen und Herren! Der Kollege Fuhrmann hat behauptet, daß ich heute keinen Kontakt mit den Mitarbeitern des Unternehmens genommen habe. – Wörtliches Zitat.

Das ist unrichtig. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Er hat schon das Foto gesehen!) Wir haben ihm bereits eine Tageszeitung zur Verfügung gestellt, wo auch ein Foto der Diskussion des freiheitlichen Parteiobmannes mit den Arbeitnehmern von Semperit zu sehen ist. Damit ist, glaube ich, auch klar, daß seine Behauptung unwahr gewesen ist. – Punkt eins.

Punkt zwei: Er hat gesagt, wir hätten nicht einmal die Belegschaftsverteter eingeladen. Ich habe bei Beginn des Gespräches mit dem Direktor Kraus gebeten, den Betriebsratschef miteinzuladen. Direktor Kraus hat dort vor Zeugen gesagt, er hat ihn eingeladen, aber der Betriebsratschef hat ihm mitgeteilt, er fühlt sich von uns nicht eingeladen und wird nicht erscheinen. (Abg. Parnigoni: Das ist ein gescheiter Mensch! – Weitere Zwischenrufe.)

Sie haben gesagt, wir haben plötzlich das Interesse an Semperit entdeckt. Das ist ebenfalls falsch, Herr Kollege Fuhrmann. Ich habe hier einen Brief vom 5. Dezember 1995 in Händen, den der Zentralbetriebsrat, die Herren Neubauer und Böheimer, von der Firma Semperit an mich gerichtet haben, in dem es heißt, daß sie wohlwollend zur Kenntnis nehmen, daß ich in der TV-Konfrontation mit Herrn Vizekanzler Dr. Schüssel die Situation der Semperit-Arbeiter nach dem EU-Beitritt dargestellt habe. Es ist richtig, heißt es in diesem Brief weiter, daß durch den Wegfall spezieller Zollabkommen ein Exportrückgang nach Japan um 48 Prozent in unseren Aufträgen zu verzeichnen ist.

Das heißt also, ich habe vor Monaten bereits eine Anerkennung für meinen Einsatz für die Semperit-Arbeiter durch ein Schreiben des Zentralbetriebsrates erhalten. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

22.11

Präsident Dr. Heinz Fischer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Firlinger. – Redezeit 15 Minuten. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Sie sollten sich jetzt entschuldigen, Herr Dr. Fuhrmann! Ich würd’ mich entschuldigen, auch wenn’s schwerfällt!)

22.12

Abgeordneter Mag. Reinhard Firlinger (Liberales Forum): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Hohes Haus! Die Problematik Semperit kann man immer von mehreren Seiten angehen und versuchen, einen individuellen Zutritt zu finden. (Abg. Dr. Graf: Wie nehmen Sie’s?) Das werden Sie gleich hören, Herr Kollege. Das werden Sie gleich hören.

Ich möchte an das anknüpfen, was Kollege Haselsteiner eingangs gemeint hat. (Abg. Mag. Stadler: Wie nehmen wir ihn denn? – Heiterkeit bei den Freiheitlichen. – Abg. Parnigoni: Das ist aber lustig! Ein Würsteltheater!) Lassen wir doch den Stadler! Lassen wir doch den Stadler! Er unterbricht gerne, das wissen wir.

Ich möchte also anknüpfen bei dem, was Kollege Haselsteiner zu Beginn seiner Rede ausgeführt hat. Das Problem ist nicht ein Problem von heute, nicht ein Problem der letzten zwei, drei Jahre, sondern – und das muß ich auch an die Adresse der sozialdemokratischen Fraktion sagen – das Problem ist wirklich in den frühen achtziger Jahren schlagend geworden, meine Damen und Herren. Ich erinnere nur daran, daß es in dieser Zeit einen Aufsichtsratspräsidenten der Creditanstalt namens Dr. Hannes Androsch gegeben hat. Dieser sah sich mit der Aufgabe konfrontiert, einen notleidenden Industriekonzern als Bestandteil der CA-Gruppe zu sanieren. – Ich weiß, wovon ich spreche, denn ich war selbst zehn Jahre lang Mitarbeiter in einem CA-Unternehmen und weiß auch, wie es damals bei Semperit zugegangen ist: 488 Millionen Schilling Defizit, Bilanzverlust! Das war die Horrormeldung, die damals Androsch und Leibenfrost nach außenhin verkündet haben. 488 Millionen Schilling – immerhin kein Pappenstiel – nach 322 Millionen Schilling Verlust im Jahr zuvor.


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