Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 36. Sitzung / Seite 138

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Auch wenn das nicht – da haben Sie schon recht – einhellige Meinung in der Europäischen Union ist und wenn der eine oder andere Vertreter eines Mitgliedslandes auf höchster Regierungsebene – da kann ich ein bißchen innehalten, damit Sie alle Zuschauer identifizieren können ... (Abg. Dr. Haider: Ich höre ja!) Ich bin nicht so sicher, denn wenn Sie gut hören würden, könnten Sie ja da nicht so viel zusammenreden, was der Wirklichkeit nicht entspricht. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Dr. Haider: Seien Sie nicht so eitel, Herr Bundeskanzler!)

Daher werden wir ohne Hinwegdiskutieren oder Wegleugnen irgendwelcher Schwierigkeiten ... (Abg. Mag. Stadler: Herr Bundeskanzler! Wir können Sie nicht ständig anschauen! Wir müssen hin und wieder auch jemand anderen anschauen!) Ja. (Abg. Mag. Stadler: Sie sind sehr fesch, aber seien Sie nicht so eitel, Herr Bundeskanzler!) Deshalb habe ich unterbrochen, weil ich beleidigt bin, daß Sie mich nicht dauernd anschauen. Was sagen Sie jetzt? (Beifall bei SPÖ und ÖVP.) Ich werde den Sommer gar nicht aushalten können, wenn ich einige Wochen zubringen muß, ohne von Ihnen angestarrt zu werden. Es ist unglaublich! (Heiterkeit und Beifall bei der SPÖ. – Abg. Dr. Graf: Sie können uns ja zusammenrufen! – Heiterkeit. – Abg. Mag. Stadler: Schicken Sie uns ein Photo, Herr Bundeskanzler! – Neuerliche Heiterkeit.)

Also wenn es gestattet ist, meine sehr geehrten Herren Anfrager, dann gehe ich in der Beantwortung Ihrer Anfrage weiter. (Abg. Mag. Stadler: Wir schauen Sie an!) Bravo, also unglaublich! (Abg. Mag. Stadler: Wir schauen Sie alle an! Ich verspreche es Ihnen!) Na, nicht alle auf einmal.

Es lohnt nicht, näher auf die Beweggründe der Anfragestellung einzugehen, aber immerhin sei hervorgehoben, daß den Damen und Herren der Freiheitlichen wenigstens die Getränkesteuer und die Handelskammerumlage eingefallen sind als etwas, was sie der Bundesregierung vorzuwerfen hätten.

Aber einige Bemerkungen, die mir persönlich in dem Zusammenhang wichtig sind:

Erstens: Daß die Probleme im österreichischen Tourismus vorhanden sind und nicht weggeleugnet werden, ist klar. Aber sie müssen natürlich auch in dem Licht gesehen werden, daß die Krise viele "klassische" Tourismusländer – die Schweiz und Deutschland seien hier herausgegriffen – ebenfalls erfaßt hat.

Zweitens: Wir sind mit einer Reihe von weitgehend von außen bestimmten Faktoren konfrontiert, die sich naturgemäß einer österreichischen Steuerung entziehen, also die Nachfrageschwäche in den Hauptherkunftsländern der Urlauber, die nach Österreich kommen, die Talfahrt der internationalen Flugpreise, die schwankenden Wechselkursbeziehungen.

Drittens: Sogenannte "natürliche" Standortfaktoren, wie sie gerade traditionelle Tourismusländer vorweisen können, treten zugunsten von Standortfaktoren, die "machbar" sind, in den Hintergrund. Und Ferndestinationen, die zudem preiswert zu erreichen sind, können heute vieles von dem anbieten, was bis dato exklusiv uns und anderen mitteleuropäischen Fremdenverkehrszentren vorbehalten war.

Viertens: Qualitätstourismus darf nicht ein politisches Schlagwort sein, sondern muß konkret gelebt werden, mit gut motivierten, gut ausgebildeten und auch gut bezahlten Arbeitskräften, sonst wird es nicht funktionieren.

Fünftens, meine Damen und Herren, ist Österreich trotz mancher Krisensymptome noch immer ein Land, in dem es sich sehr gut urlauben läßt. Verglichen mit den allermeisten unserer Konkurrenten können wir auf überdurchschnittlich gute soziale, ökologische, aber auch emotionale Qualitäten, wie Geborgenheit, wie Freundlichkeit, verweisen. (Beifall bei der SPÖ.)

Meine Damen und Herren! Der Tourismus ist in den letzten beiden Jahrzehnten zu einer besonders anspruchsvollen politischen Disziplin mit ständiger Wechselwirkung mit Fragen der Ökologie, Raumordnung, Landwirtschaft und Verkehrspolitik geworden. Daher müssen wir uns auch und vor allem mit den Trennlinien und Schnittlinien Freizeitpolitik und Tourismuspolitik


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite